Wer will schon nach Salzburg oder Graz fahren?

Theoretisch 400 km Reichweite: Renault Zoe mit 41-kWh-Batterie.
Theoretisch 400 km Reichweite: Renault Zoe mit 41-kWh-Batterie.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Renault hat dem Zoe eine große Batterie spendiert, mit der man 400 Kilometer weit kommt. Nur: Warum sollte man das wollen?

Was muss ein Elektroauto können? Wenn man sich auf Diskussionen einlässt, dann bekommt man den Eindruck, dass ein Elektroauto erst dann ein vollwertiges Fahrzeug ist, wenn es eine Reichweite von 10.000 Kilometer hat und in 15 Sekunden zu 80 Prozent aufgeladen ist. Sonst greift man dann doch lieber zum Diesel.

Wir sind in der Frage recht pragmatisch: So lange sich Wasserstoff als Antrieb nicht durchgesetzt hat, fahren wir auf der Langstrecke lieber mit einem ruhigen Diesel oder einem sparsamen Benziner. Zum Pendeln in die Stadt aber, zum täglichen Leben im Speckgürtel oder in den Landeshauptstädten (in Wien macht man ja alles, damit man bald nicht mehr mit dem Auto fahren kann) ist ein Elektroauto ideal.

Insofern hätte jener Renault Zoe schon genügt, den die Franzosen im Frühjahr 2013 zum ersten Mal vorgestellt haben und der schnell zum meistverkauften Elektroauto Europas wurde (aktuell macht ihm der Nissan Leaf den ersten Platz strittig). Ein kleines, wendiges Auto mit einer Reichweite in der realen Welt von 130 bis 150 Kilometer.

Aber die Reichweitenangst ist ein Verkaufshemmnis, auch wenn der durchschnittliche Österreicher mit seinem Auto pro Tag weniger als 50 Kilometer fährt. Also rüstete man den Zoe nach und nach auf. Erst auf eine Reichweite von 240 Kilometer, jetzt hat ihm Renault eine 41-kWh-Batterie genehmigt, mit der er theoretisch 400 Kilometer weit kommt. In der Praxis sind es eher um die 300 Kilometer. Man könnte also locker von Wien nach Graz fahren, problemlos von Innsbruck nach München, sogar die Fahrt von Wien nach Salzburg kann man riskieren.

Allein: Warum würde man das tun? Für stundenlange Fahrten auf der Autobahn ist der Zoe schlicht nicht das richtige Auto. Er steht auf der Plattform des Clio, ist also nicht sehr geräumig, und wenn man stromsparend fährt, überrollen einen die Lkw.

Guter Fahrkomfort

Der Vorteil der großen Reichweite ist, dass man den Zoe als Stadtauto nur alle paar Tage aufladen muss – (oder es im Sommer im Auto wirklich sehr kühl haben kann).

Gut gelöst hat Renault den Verbau der schwereren Batterie. Auf den Fahrkomfort wirkt sich das zusätzliche Gewicht nicht aus, die Kurvenlage ist gut, die Beschleunigung elektroautotypisch beeindruckend. Macht man aber ohnehin nur in Ausnahmefällen an der Ampel, meist ist man im Eco-Modus unterwegs.

Schade ist, dass sich die größeren Batterien auch auf den Preis auswirken. Dieser beginnt jetzt bei 24.990 Euro (ohne E-Auto-Förderung des Staats, aber auch ohne Batteriemiete), früher bekam man den Zoe für unter 20.000 Euro. In der Ausstattung kann man ihn bis auf knapp 38.000 Euro hochrüsten, dann erhält man Leder und Bose-Lautsprecher. (rie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2018)

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