Spritzigkeit, eine (fast) vergessene Tugend

Spaßig zu fahren, hübsch anzusehen: Mazda CX-3, hier auf dem Gipfel der Optionen.
Spaßig zu fahren, hübsch anzusehen: Mazda CX-3, hier auf dem Gipfel der Optionen.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Mazdas kleiner, gut aussehender Cross-over ist auch ein Geheimtipp für überraschende Kurzweil am Steuer – als Familienauto ist er allerdings zu klein. Allrad? Vorhanden, wenn man es braucht.

Unsere Autos werden immer kräftiger; ein Wohlstandsphänomen, denn sie werden ja auch stets größer und schwerer. Der SUV-Boom befeuert nur einen ohnehin vorhandenen Trend. Spritzigkeit geht damit aber leider nicht einher, die erlebt man immer seltener. Aber spritzig – was genau soll das sein? Das spontane Ansprechen auf Eingaben am Gaspedal, „der hängt am Gas“, hat man früher gern gesagt – jedenfalls ist es ein Kriterium für ein bisschen Kurzweil und Fahrspaß am Steuer, noch ohne Raserverdacht.

Momenterl, bitte

Moderne Autos haben zwar viel mehr PS als frühere, aber nicht nur, dass sie eben auch schwerer sind, ihre Leistung wird heute fast flächendeckend von kleinvolumigen Turbomotoren dargebracht, und die Getriebe halten die Drehzahl nach Möglichkeit niedrig. Diese Motoren brauchen ein Momenterl, bevor sie loslegen. Was immer dann für ein Schub einsetzt – Spritzigkeit ist damit nicht gemeint. (Elektroautos sind durch ihre unmittelbare Drehmomententfaltung übrigens die besten Beispiele für Spritzigkeit.)

Der CX-3, ein seltenes Beispiel für Spritzigkeit
Der CX-3, ein seltenes Beispiel für SpritzigkeitDie Presse / Clemens Fabry

Die kurze Vorrede sei gestattet, bevor wir uns mit dem Mazda CX-3 beschäftigen. Der ist ein erfrischendes und gleichermaßen seltenes Beispiel für Spritzigkeit.

Klar, 150 PS sind für einen knapp 4,3 Meter langen Cross-over mit 1335 Kilogramm Leergewicht auch keine Kleinigkeit, aber PS entscheiden wie gesagt nicht. 8,8 Sekunden von null auf hundert? Eine völlig unbedeutende Zahl. Entscheidend ist der gesunde Hubraum von zwei Litern, ein Maß, das bestens ohne Turboaufladung bestehen kann und immer genug Atem hat, um entschlossen anzuschieben, wenn man halbwegs im richtigen Gang ist. Apropos: Das Getriebe durcheilt man auf kurzen Wegen, es erinnert an Mazdas Roadster MX-5, man schaltet gern und vermisst die Automatik, die für den CX-3 optional zu haben ist, ausnahmsweise nicht. Das 150-PS-Modell hat sogar Allradantrieb, die Hinterräder werden aber nur angetrieben, wenn Schlupf an der Vorderachse registriert wird.

Ein purifiziertes Gesicht
Ein purifiziertes GesichtDie Presse / Clemens Fabry

Mazdas Sturköpfigkeit, sich dem Mainstream im Motorenbau zu verweigern, ist umso ehrenvoller, als auch Verbrauch und Sauberkeit passen: Die aktuelle Euro-6-d-Temp-Norm wird ohne Partikelfilter eingehalten, und im Schnitt standen auf unseren Testfahrten 6,6 Liter/100 km zu Buche, und das bei einer durchwegs lustbetonten Art, mit dem Gaspedal zu verfahren.

Was hat sich sonst getan beim CX-3? Das Facelift hat dem Begriff entsprechend die Optik ein wenig purifiziert, speziell die Front ist ansehnlich in ihrer sparsam akzentuierten Schneidigkeit. Im Cockpit verschafft der Transfer von Handbremse zu elektrischer Parkbremse Platz und Stauraum zwischen den Vordersitzen. Es gibt ein Head-up-Display, und allerlei Assistenzsysteme eilen mit Abstand-, Spurhalten, mindestens aber alarmierendem Gepiepse zu Hilfe.

Was sich nicht geändert hat, sind die Innenraumabmessungen, die bei 2,57 Metern Radstand jenen des Mazda 2 entsprechen. Der Kleinwagen ist auch die technische Plattform des CX-3. Mit dem feinen Motor, Allrad und der bestverfügbaren Ausstattung, die kaum noch Extras offenlässt, kommt man auf 30.490 Euro. (tiv)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2019)

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