Lassen Sie sie aufheulen – sie mag das!

Die Honda CB650R in Graphite Black – und ihr „Presse“-Testfahrer.
Die Honda CB650R in Graphite Black – und ihr „Presse“-Testfahrer.(c) Akos Burg
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Honda CB650R. Das Naked Bike ist sportlich, agil, sieht gut aus. Es kann auch viel. Nur für entspanntes Cruisen ist dieses Motorrad nicht gemacht.

Wien. Schon klar, die Leute von Honda wissen, wie man gute Motorräder baut. Weniger klar ist oft die Frage, wer diese fahren soll. Um hier eine Antwort zu finden, bedarf es einer kleinen Typologie der Biker. Es gibt im Grunde vier Charaktere. Die Reisenden, die Sonntagsfahrer, die Täglich-in-die-Arbeit-Fahrer und die Streetfighter. Es sind wohl Letztere, also eher jüngere, dem Wettbewerbsgedanken verhaftete Fahrer, die sich für die Honda CB650R entscheiden.

Bei ebendiesen, den Sportlichen, muss ein Motorrad wie dieses fast zwangsläufig gut ankommen. Die dem Naked Bike zugehörigen nackten Fakten sprechen für sich. Reihenvierzylinder (16 Ventile). 95 PS. 649 Kubikzentimeter. Maximales Drehmoment von 64 Nm bei 8500 Umdrehungen. Sechsganggetriebe. Hinten breit bereift (180 mm). Griffig-verlässliche Doppelscheibenbremse vorn (310 mm, ABS). 202 Kilo vollgetankt.

Wer also die Honda CB650R fahren könnte, wurde schon gesagt. Aber wie fährt sie sich? Obwohl sie mit 810 Millimetern Sitzhöhe gar nicht nieder ist, dürfen groß gewachsene Fahrer von Ergonomie nicht allzu viel erwarten. Man muss schon die Knie einigermaßen anwinkeln. Dies gilt für den oder die Beifahrer(in) noch viel mehr. Hinten ist das schon fast ein Kauern. Und: Durch die nach vorn orientierte Sitzhaltung drückt man permanent leicht auf den Lenker. Bequemlichkeit ist keine Kategorie. Der Vorteil: Man macht leichter mit dem Lenker Richtung (nicht nur durch Gewichtsverlagerung). Jedenfalls ist das Bike sehr kompakt. Was sich auf die Kurvenlage auswirkt, die ist exzellent.

Flott nach oben durchschalten

Wer beschleunigt, muss schalten. Bei der CB650R besonders oft. Oder? An sich hat jeder Gang viel Bandbreite. Man kann sie richtig „ausdrehen“, die Gänge. Aufheulen des Motors inklusive. Das muss man mögen. Dann braucht man im höhertourigen Bereich nicht einmal mehr den – ohnehin mit nur sehr wenig Handkraft zu betätigenden – Kupplungshebel, dann genügt es, flott durchzuschalten.

Also: entweder aufheulen lassen oder in kurzer Abfolge schalten. Man kann im zweiten Gang 100 km/h oder im fünften 50 km/h fahren. Gemütlich vor sich hin ruckelnde Cruiser – so deutlich muss man das sagen – sind auf der CB650R-Sitzbank deplatziert. Die Beschleunigung ist kompetitiv. Ob die 650-er tatsächlich 197 km/h macht, hat sich dem Schreiber dieses Berichts auf Österreichs Straßen selbstverständlich nicht erschlossen. Bei diesem Tempo (Traktionskontrolle inklusive) dürfte es naked, ganz ohne Verkleidung, stürmisch werden.

Eher schlicht ist das rechteckige, in Kunststoff eingefasste Display – aber ja, man findet alle Anzeigen vor, die man braucht. Weil wir schon beim Aussehen sind (die LED-Lichter sind sehr okay): Was an dieser Maschine „Retrostil“ (O-Ton Marketing) sein soll, bleibt der Fantasie des Betrachters überlassen. Durchaus fair ist der Preis: 8590 Euro.

Compliance-Hinweis:

Die Reisen zu Produktpräsentationen wurden von den Herstellern unterstützt. Testfahrzeuge wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2019)

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