Wer auf dem (festen) Boden bleibt, fährt mit der RT besser

Luxus-Tourer, Pracht-Boxer: BMW R 1250 RT.
Luxus-Tourer, Pracht-Boxer: BMW R 1250 RT.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Wiewohl nicht gerade von zierlicher Statur, steht BMWs Boxer-Tourer RT im Schatten des Dauerbestsellers GS. Zu Unrecht?

BMWs allmächtige GS ist Bestseller in Europa und weltweit gefragt – und es ist schwer, ihr ans Zeug zu flicken. Den Allrounder für Straße und (leichtes) Gelände gibt sie wirklich überzeugend. Wir wollen ihre Talente auch gar nicht schmälern, aber es gibt aus dem gleichen Haus eine Alternative, die es für Tourenfahrer unter Umständen besser treffen kann. Dann nämlich, wenn man sich ehrlich eingesteht: Wie oft wird denn wirklich vom Asphalt auf Trail und Feldweg, in den Wald abgebogen? Es ist das SUV-Phänomen, das die GS so unwiderstehlich macht: Können, wenn man wollte.

Wer aber die langen Strecken angeht, die über gut ausgebaute Straßen führen, der sollte die Vorzüge der RT kennen. Leichte Feldwege und Schotterstraßen schafft sie auch noch, aber auf der Straße, speziell in Kurven, ist sie die bessere Fuhre. Das liegt am doch deutlich tieferen Schwerpunkt, den sich die RT mangels Offroad-Bereitschaft zugesteht. Der Lenkkopfwinkel ist etwas flacher, der Radstand einen Hauch kürzer, die Federwege sind deutlich kürzer (120/136 mm gegen 190/200 mm vorn/hinten), und man sitzt tiefer. Das alles verleiht der RT fahrdynamische Vorteile. Dazu kommt, dass ihre Verkleidung opulent, damit ihr Windschutz (auch dank eines neuen zusätzlichen Bugspoilers) höchst effizient ist und langen Autobahnetappen den Schrecken nimmt.

Als Mitglied der R-Familie hat die RT selbstredend das Motoren-Update der GS bekommen: 1250 ccm Hubraum (statt bisher 1200 ccm), damit 11 PS mehr Leistung und 18 Nm mehr Drehmoment. Der nun 136 PS und 143 Nm starke Boxer hat uns schon auf der GS beeindruckt, er liefert Power und Laufkultur in allen Lebenslagen. Alles macht damit Spaß, schaltfaules Cruisen ebenso wie lustvolles Ausdrehen der Gänge dann und wann. Mit um die sechs Liter/100 km Verbrauch hält er sich zudem brav an die Herstellerangaben.

Eines fiel uns allerdings auf: Das Fahrverhalten der RT war uns beim Vorgängermodell in besserer Erinnerung. Wie kann das sein? Aufklärung lieferten die Kollegen von der FAZ: Die Bikes werden mit unterschiedlichen Erstausrüster-Reifensätzen ausgeliefert, Metzeler oder Michelin. Der Metzeler macht eindeutig die bessere Figur, das können wir jetzt auch bestätigen. Auf der neuen RT hatten wir die Michelin ausgefasst. Dringende Empfehlung: Den Händler beschwatzen, bei seinem Kontingent nach den passenderen Pneus zu fahnden.

Die RT kostet mit 21.700 Euro zwei Tausender mehr als die GS, was in den Regionen meist nicht das Thema ist – mit Sonderausstattung bleibt es sowieso nicht dabei. Sie wiegt 30 kg mehr, mit fünf Liter mehr Sprit an Bord. Man sollte also tun, was ohnehin geboten ist: Zuerst Probe fahren. (tiv)

Compliance-Hinweis:

Die Reisen zu Produktpräsentationen wurden von den Herstellern unterstützt. Testfahrzeuge wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.08.2019)

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