Ausfahrt: Schnee von heute

Prinoth Leitwolf
Prinoth Leitwolf(c) Beigestellt
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530 PS, 13 Liter Hubraum, 2460 N m Drehmoment: Testfahrt mit dem Leitwolf von Prinoth

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So muss eine Ausfahrt sein! Vor einem eine breite, völlig leere Fahrbahn, hinten blubbern erwartungsvoll 530 PS, Allradantrieb, ein Recaro-Sitz mit gutem Halt – auf geht's: Wir treten das Gaspedal – irritierenderweise das einzige Pedal – bis zum Anschlag durch, das Fahrzeug setzt sich mit einem Ruck und einer Kraft in Bewegung, die man bei dem Eigengewicht von knapp 14 Tonnen nicht erwartet hätte, und schon geht es aufwärts, dass links und rechts der Schnee nur so staubt.
„Vielleicht a bissl langsamer“, meint der freundliche Experte, der auf einem der zwei Beifahrersitze links und rechts vom Fahrer Platz genommen hat. Schließlich geht es nicht darum, ein Rennen zu gewinnen, sondern darum, eine Piste schön zu präparieren. Und wir rasen hier mit der Höchstgeschwindigkeit bergauf – 19 km/h! „Das geht auf dem Sportplatz“, sagt der Prinoth-Experte, aber nicht auf der Piste.

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Nun gut, dann nehmen wir eben wieder den Fuß vom Pedal, richten die zwei kleinen Hebel auf der linken Seite der Armlehne in eine Parallelposition, damit die Pistenraupe geradeaus fährt, verringern das Tempo auf sieben bis 12 km/h, senken mit dem Joystick rechts das Schild und aktivieren mit dem Daumen die Fräse hinten, die perfekte Streifen auf der Piste hinterlässt.
Wir sitzen in einem Prinoth Leitwolf, die S-Klasse unter den Pistenraupen. Oder eher die 7er-Klasse. Denn wie es auf der Straße in der Premiumklasse den ewigen Kampf gibt zwischen Mercedes und BMW (den in den vergangenen Jahren Mercedes für sich entschied), geht es auf der Piste um Pistenbully (sprich: Kässbohrer) gegen Prinoth. Die Deutschen (Pistenbully) liegen dabei marktanteilmäßig vor den (Süd-)Tirolern.
Prinoth greift nun mit dem Leitwolf an, designt von Pininfarina, die auch die Sportwagen von Ferrari entwerfen. Er ist ein großer Wurf für Pistenverantwortliche. Der Sechszylinder-Dieselmotor kommt von Mercedes, hat einen Hubraum von knapp 13 Litern und entfaltet eine Kraft von 2460 Newtonmetern. Dank AdBlue erfüllt der Prinoth die neue Abgasnorm Tier 4 final. Take that, VW! Der Leitwolf ist mit Fräse 6,5 Meter breit und mit Aufbauten 9,1 Meter lang. Ohne sind es wendige 4,6 Meter.
Trotz der beachtlichen Ausmaße ist es keine Kunst, den Leitwolf zu fahren – obwohl er nicht einmal ein Lenkrad hat. Die zwei kleinen Hebel am Sitz steuern die Raupen. Zieht man den linken zurück, macht das Fahrzeug eine bemerkenswert flotte Linkswende. Die Fräse und das Schild vorne steuert man mit dem Joystick – und das ist die eigentliche Kunst beim Pistenraupenfahren: Denn nicht die Raupe macht das Pistenbild, sondern die Fräse und die Walze hinten. Wer das schöner schafft – Pistenbully oder Prinoth –, ist unter den Fahrern eine Glaubensfrage.

Dank eines raffinierten GPS weiß der Fahrer stets genau, wie viel Schnee unter seinem Fahrzeug liegt und wohin er Schnee mit dem Schild befördern muss, wenn die Anzeige gelb oder rot wird. 15 Zentimeter genügen üblicherweise als Unterlage.
Unsere Testfahrt – Verbrauch etwa 30 Liter Diesel pro Stunde – war übrigens mäßig erfolgreich. Der gute Mann von Prinoth musste noch einmal mit eingeschalteter Fräse über die Piste fahren.

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