Elisa Artioli: „Mein Auto ist wie meine Schwester“

(c) Juergen Skarwan
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Es gibt nicht viele Menschen, nach denen ein Auto benannt ist. Elisa Artioli, 25, lässt dieses nicht mehr los.

Elisa Artioli fand sich jünger als die meisten am Steuer eines Lotus wieder: Als 1995 am Frankfurter Autosalon das Tuch vom neuen Modell der Marke gezogen wurde, saß zur Überraschung des Messepublikums ein kleines Mädchen im Fahrersitz, quietschvergnügt am Lenkrad dre­‑
hend – das war Elisa, mit zweieinhalb. Beim Auto handelte es sich um die epochale Lotus Elise, man wittert den Zusammenhang.
Mensch und Auto sind also ungefähr gleich alt (für die jeweilige Entstehungsgeschichte gilt das sicherlich), und der gemeinsame Lebensweg ergab sich so: Romano Artioli, Lisas Opa, Baujahr 1932, war zu jener Zeit Besitzer von Lotus. Der Südtiroler war im Auto- und Immobilienhandel zu Vermögen gekommen und investierte gerade alle Leidenschaft in die Wiedergeburt von Bugatti. Aus diesem (letztlich allzu kurzem) Kapitel ging mit dem Bugatti EB110 das überragende Supercar seiner Tage hervor. Den englischen Hersteller Lotus betrieb Artioli keineswegs nur nebenbei. Der seit Kindestagen enthusiastische Automensch wusste genau, was es bei Lotus brauchte, um an die goldenen Zeiten der Marke anzuschließen. Er stellte die Weichen für ein völlig neuartiges Fahrzeugkonzept, das wieder dem Geist von Lotus-Gründer Colin Chapman entsprach, hauptsächlich durch bedingungslosen Leichtbau.

(c) Juergen Skarwan

»Opa wusste, was Lotus zu Der Zeit brauchte. daraus wurde die Elise.«

Die Sportwagenfans waren auch ziemlich aus dem Häuschen, aus der geplanten Kleinserie wurde unverhofft ein Bestseller. Davor musste die Elise noch zu ihrem Namen kommen: Bei Lotus favorisierte man „One-11“, doch Artioli wollte einen Namen für alle Sprachen, und nachdem gerade seine Enkelin Elisa auf die Welt gekommen war, gab es mit dem Chef da nicht mehr viel zu diskutieren. Es fügte sich ja auch charmant ins historische Namensschema von Lotus: Eleven, Elite, Elan, Europa, Esprit – und nun Elise, der geglättete Abgang als sinnvolles Zugeständnis.
Ihren ersten eigenen Lotus hatte Elisa ebenfalls recht früh – mit vier. Umständehalber waren es bloß andere in der Familie, die Elisas Elise fuhren. „Mein Auto ist nicht irgendein Auto“, sagt sie, „es ist wie eine Schwester für mich.“ Als Elisa endlich Auto fahren durfte, verzögerte noch der Staat das Glück der Zusammenführung: Was Sportwagenfans begeistert, das herausragende Leistungsgewicht des Autos, ist in Italien ein Hindernis für Führerscheinneulinge. Die müssen zuerst Cinquecento fahren.

Das ist inzwischen abgehakt, wie auch das Architekturstudium, das Elisa nach Wien führte, wo sie vier Jahre lebte (ohne Elise). Thema der Dissertation: Moderner Industriebau am Beispiel von Campogalliano – jenes Werk, das Opa für das Bugatti-Revival hochzog. Ihr Praktikum absolvierte Elisa in Wolfsburg, ebenfalls nah am Auto. Heute lebt Signora Zambarda, 25, in München und arbeitet in einem Architekturbüro. „Mein Leben wäre anders verlaufen ohne das Auto“, sagt sie, „und ich fände es schlecht, nichts daraus zu machen.“ Mit 25 heißt das wohl, einen Instagram-Blog zu betreiben, und genau das tut Elisa. „Iamlotuselise“ (korrekt jedenfalls nach Instagrammatik) hat schon eine erkleckliche Zahl an Followern in ihren Fahrtwind gezogen. Vielleicht wird bald mehr daraus, für welche Marke ihr Herz schlägt, weiß man ja.
Mit Elise unternimmt Elisa ausgedehnte Touren, nach der Toskana waren es vergangenen Sommer drei Wochen durch Spanien, ganz wildromantisch: offen, mit Sonnenbrand, glücklich.

(c) Juergen Skarwan

Lotus' Sprung ins neue Jahrtausend:

Leicht, puristisch, technologisch wegweisend: Mit der Elise (ab 1996) gelang Lotus ein Hit. Die hier gezeigte Elise Sport 190 ist eine von nur dreien mit Karosserieteilen komplett aus Karbon.

Name : Lotus Elise S1
Neupreis : 444.200 Schilling (Jahr 2000)
Motor : 1,8-Liter-R4-Zylinder (Rover K)
Leistung : 120 bis 190 PS
Gewicht : ca. 750 kg

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