Donau: Wasserstraße am Scheideweg

Am Terminal des Hafens Wien wurden im Jahr 2017 rund 400.000 Container umgeschlagen – die meisten allerdings zwischen Bahn und Lkw.
Am Terminal des Hafens Wien wurden im Jahr 2017 rund 400.000 Container umgeschlagen – die meisten allerdings zwischen Bahn und Lkw.(C) Wiencont
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Für die Häfen sind voll beladene Container heute wichtig – die Donau als Verkehrsweg ist es aber weniger. Für den Warentransport auf dem Fluss soll andere Fracht verstärkt verschifft werden.

Rund 200.000 Umschläge in Linz, 350.000 in Ennshafen und 400.000 in Wien. Das sind die Zahlen von 2017. Die Häfen sind wichtig für das österreichische Containergeschäft. Die Donau ist es hingegen kaum – meistens geht es bei den Terminals in Ufernähe nicht um Be- oder Entladen von Schiffen, sondern um einen Wechsel zwischen Bahn- und Lkw-Transporten.

Was muss passieren, damit die Wasserstraße für die Standardboxen interessanter wird? „Die Wasserstraße Donau müsste ausgebaut werden. Nur durch Beseitigung der Seichtstellen kann eine generelle Befahrbarkeit sichergestellt werden“, ist die Antwort von Franz Frisch, Leiter des Containerterminals im Hafens Linz. Dieses Terminal verbindet heute vielmehr Bahn und Lkw. Frisch: „Nachdem es keinen Containerliniendienst auf der Wasserstraße Donau gibt und nur mehr Leercontainer auf der Donau unterwegs sind, spielt der Terminal eine geringe Rolle für den Containerumschlag von Wasser auf Schiene oder Straße.“

Anschluss an die Schiene

Entscheidend für Häfen entlang des internationalen Flusses ist aber grundsätzlich die Anbindung zur Bahn. „Jedenfalls wird die Schiene zentral für das Wachstum sein“, sagt Werner Auer, Geschäftsführer vom öffentlichen Hafen Ennshafen. Er prognostiziert: „Die beiden anderen Verkehrsträger, Schiff und Lkw, werden daher die erforderlichen Kooperationen suchen, um von dieser Steigerung auf der Schiene mitprofitieren zu können.“ Laut Auer sei es insbesondere wichtig für den Wasserweg, mehr Synergien mit der Schiene zu entwickeln, da insgesamt aus der Kombination Schiene/Wasser ein hoher Dekarbonisierungsbeitrag im Verkehrssektor zu erzielen sei.

Der Hafen Wien wiederum ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch an ganz anderer Stelle Potenzial vorhanden ist. Dort gibt es derzeit konkrete Bemühungen, Biomassetransporte auf die rund 2400 km lange Güterwasserstraße zu verlagern. „Wir können uns das definitiv vorstellen und sind unter anderem in einem spannenden Projekt, das sich mit dem Thema Biomassentransport beschäftigt, engagiert“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer Fritz Lehr. Wer von Biomasse zur Energiegewinnung spricht, meint etwa Sägespäne, Holzreste oder Rinde.

EU-Projekt prüft Potenzial

Das von der EU-geförderte Projekt namens „Energy Barge“ mit 14 weiteren Projektpartnern läuft bereits seit zwei Jahren und noch bis Juni 2019. Das Budget liegt bei rund 2,3Millionen Euro. „Es wird die technische Umsetzung geprüft und erhoben, welche Umschlagsgeräte nötig seien, um verschiedenste Arten von Biomasse auf dem Wasserweg zu transportieren, erklärt der Hafengeschäftsführer. Auch werde Vorkommen von Biomasse im Donauraum in Richtung Osten untersucht. Wie es danach weitergeht, weiß Lehr bereits: „Die Erkenntnisse daraus werden mit potenziellen und bestehenden Kunden diskutiert; so sollen neue nachhaltige Transportwege über die Donau und den Hafen Wien entstehen.“ Derzeit würde die Biomasse im untersuchten Gebiet meist lokal verwertet oder mittels Lkw transportiert, erklärt Lehr.

Auch der heimische Wasserstraßenbetreiber Via Donau ist Partner bei Energy Barge. Simon Hartl, Leiter des Teams Transportentwicklung, setzt bei dem Projekt auf zwei Wachstumsziele: mehr Biomasse zur Energieerzeugung im Donauraum und ein höherer Anteil von Biomassetransporten auf der Donau. Dies bekräftigte er bei den diesjährigen Danube Business Talks, einem Netzwerkevent, das Biomasse und Bioenergie heuer viel Aufmerksamkeit widmete.

Dass dieser Weg wirklich Neues für den Fluss bewirken könnte, dafür stehen auch die Akteure bei Energy Barge, die von Deutschland über Österreich, die Slowakei, Bulgarien und Rumänien den gesamten Donaukorridor abdecken.

Konkret für Österreich, mit Blick auf Linz, drängt sich heute schon eine interessante Schnittstelle auf: So befinden sich etwa bei der Linz AG Hafen- und Energiethemen unter einem Dach. Das städtische Versorgungsunternehmen könnte daher durchaus weitere hilfreiche Impulse für die österreichische Hafenwirtschaft liefern. Ähnlich, wie bei den Umschlagsdrehscheiben für Container, allerdings dann nicht neben, sondern auf der Donau.

AUF EINEN BLICK

An den heimischen Donauhäfen findet zwar zwar reger Containerumschlag statt, allerdings primär zwischen Bahn und Schiene. Ein Grund ist die stellenweise zu geringe Tiefe der Donau. Neue Impulse könnten neben vermehrter Anknüpfung an die Bahn Biomassetransporte auf der Donau bringen. Ein diesbezügliches Projekt läuft bereits.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2018)

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