Reisegesundheit: Der Kampf gegen die Stechmücke

Im indischen Mumbai sprühen Stadtangestellte Giftwolken gegen Überträgermücken.
Im indischen Mumbai sprühen Stadtangestellte Giftwolken gegen Überträgermücken.(c) REUTERS (FRANCIS MASCARENHAS)
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Dengue, Chikungunya, Gelbfieber, Zika: Virusinfektionen, durch Mücken übertragen, machen Reisenden wie Einheimischen das Leben schwer. Ein Überblick.

Wien. Drei Wochen Urlaub gönnte sich Fabian S. mit seiner Frau in Sri Lanka: Stadtbesichtigungen, eine Rundreise im Süden des Landes und zum Abschluss ein Badeurlaub an einem Traumstrand. Nach seiner Rückkehr hatte er mit einer vermeintlichen Erkältung zu kämpfen, inklusive Gelenks- und Kopfschmerzen. Hätte seine Frau ihn nicht zur Konsultierung eines Tropenmediziners gedrängt, wüsste er bis heute nicht, dass er ein besonderes Urlaubssouvenir mit nach Hause gebracht hatte. Er war an Dengue-Fieber erkrankt.

So wie Fabian S. geht es jedes Jahr hunderten Österreichern, die sich während ihres Urlaubs mit einer tropischen Infektionskrankheit anstecken. Für die meisten verläuft die Erkrankung glimpflich, zu schweren Verläufen kommt es glücklicherweise selten. Hier ein Überblick über die wichtigsten tropischen Viruserkrankungen.

Dengue

Jährlich erwischt es zwischen 30 und 100 Menschen, die aus Risikogebieten zurück nach Österreich kommen und sich mit dem Dengue-Virus angesteckt haben. Die meisten Betroffenen infizieren sich in Südostasien, Indien, Sri Lanka, Bali, Brasilien, in der Karibik, auf den Philippinen oder den Malediven. Zur Zeit wird vor einem starken Anstieg von Dengue-Fieber-Erkrankungen im französischen Übersee-Département Réunion berichtet. Mehr als 1300 Fälle sind derzeit gemeldet. Tropenmediziner warnen, dass Dengue-Fieber weltweit auf dem Vormarsch ist.

Übertragen wird das Dengue-Virus durch den Stich einer infizierten Stechmücke der Gattung Aedes, hauptsächlich Aedes aegypti (Gelbfiebermücke), aber auch Aedes albopictus (Tigermücke). Pro Jahr kommen mehr als hundert Millionen Fälle vor, in erster Linie in Südostasien. Meist bemerken die Infizierten von ihrer Erkrankung gar nichts. In zwei bis vier Prozent der Fälle nimmt die Krankheit einen schweren Verlauf und endet tödlich.

Chikungunya

Erstmals wurde die tropische Infektionskrankheit 1952 in Afrika registriert. Danach hat sich der vor allem durch die asiatische Tigermücke übertragene Chikungunya-Virus auf der ganzen Welt verbreitet, vor allem in Südostasien, Afrika und auf einigen karibischen Inseln wie St. Martin, Martinique und in der Dominikanischen Republik. In Europa wurde die Erkrankung vorerst nur bei Urlaubsrückkehrern diagnostiziert. Doch seit rund zehn Jahren tritt der auch tagsüber aktive Überträger, die asiatische Tigermücke, in Italien sowie in Deutschland auf. Immer wieder kommt es dort zu kleineren Ausbrüchen. In Österreich hat es bisher keine Übertragung gegeben. Weltweit gab es seit 2015 mehr als zwei Millionen Chikungunya-Erkrankungen.

Die Symptome sind ähnlich wie Dengue-Fieber: hohes Fieber, Gelenksschmerzen. Der Vorteil: Hat man die Krankheit überstanden, ist man ein Leben lang immun.

Gelbfieber

Brasilien kämpft derzeit laut Weltgesundheitsorganisation WHO mit der schlimmsten Gelbfieber-Epidemie seit Jahrzehnten. In vielen Ländern muss bei der Einreise der Nachweis über eine Gelbfieberimpfung vorgelegt werden. Brasilien gehört – noch – nicht dazu. Neben Mittel- und Südamerika ist die Gelbfiebermücke (Stegomyia aegypti), welche die Viren überträgt, auch in Sub-Sahara-Afrika aktiv. Die Gelbfiebermücke kommt zwar auch in Asien vor, Gelbfieber tritt in diesen Regionen aber nicht auf. Warum, ist unbekannt.

Gelbfieber beginnt mit Symptomen wie hohem Fieber, Übelkeit und Schmerzen, die nach einigen Tagen abklingen. Teils kommt es zu einer schweren zweiten Krankheitsphase, die tödlich sein kann.

Zika

Bis August 2016 hatte in Österreich kaum jemand vom Zika-Virus gehört: Mit der Austragung der Olympischen Sommerspiele richtete sich die Aufmerksamkeit der ganzen Welt nicht nur auf die sportlichen Bewerbe, sondern auch auf Brasiliens Bemühungen, die Zika-Epidemie im Lande mit aller Kraft unter Kontrolle zu bringen. Männer in gelben Schutzanzügen hatten damals in den Stadien gegen die Ägyptische Tigermücke gespritzt, den Überträger. Eine Ansteckung ist aber auch durch Sexualkontakte möglich. Für die meisten Erwachsenen harmlos, kann selbst ein milder Krankheitsverlauf bei Schwangeren zu schweren Schädelfehlbildungen des ungeborenen Kindes führen.

Von 2015 bis 2016 hatten sich in Brasilien mehr als eine Million Menschen mit Zika infiziert. Die Regierung erklärte den nationalen Notstand. Zika breitete sich rasch auf ganz Mittel-und Südamerika aus. Im Vorjahr kam die gute Nachricht: Ein Rückgang von 95 Prozent wurde verzeichnet – vermutlich auch deswegen, weil sich einmal Infizierte kein zweites Mal anstecken können. In Österreich sind 31 eingeschleppte Fälle diagnostiziert worden (Oktober 2015 bis November 2016).

Wie bei allen Infektionskrankheiten, die durch Mücken übertragen werden, ist der einzig wirksame Schutz die Vorbeugung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2018)

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