Masern in der Steiermark: 26 ungeimpfte Volksschüler bekommen Schulverbot

Symbolbild
SymbolbildAPA/DPA/ARNE DEDERT
  • Drucken

Die Schüler haben vorübergehend auch keinen Zugang zu Arztpraxen, Sportstätten und Kinderbetreuungen. Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) hat sich am Mittwoch gegen eine Impfpflicht ausgesprochen.

Nach mehreren Masern-Ansteckungen von Babys in Graz ist die Debatte um Impfungen wieder aufgeflammt. Die Bezirkshauptmannschaft Weiz in der Oststeiermark hat nach einem Masern-Fall 26 nicht geimpften Kindern der Volksschule Anger vorübergehend den Schulbesuch behördlich verboten. Bezirkshauptmann Rüdiger Taus bestätigte am Mittwoch einen entsprechenden Bericht der "Kleinen Zeitung". Die Maßnahme sei zwar "ungewöhnlich", aber in Anbetracht der hohen Ansteckungsgefahr nötig.

Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) hat sich am Mittwoch gegen eine Impfpflicht ausgesprochen. Man setze auf "Selbstbestimmung" und Aufklärung durch das Gesundheitspersonal, dass Impfungen sinnvoll seien, sagte sie am Rande des Ministerrats.

Arzt oder ins Schwimmbad ebenfalls verboten

Neben den 26 nicht geimpften steirischen Kindern gibt es weitere 15 Kinder, die nicht alle Teilimpfungen erhalten haben. Sie können sich entweder nachimpfen lassen oder müssen über einen Bluttest nachweisen, dass sie ausreichend geschützt sind. Insgesamt gehen 134 Kinder in die Volksschule Anger. Die nicht geimpften Schüler dürfen laut Bescheid auch keine Kinderbetreuungs- oder Gesundheitseinrichtungen wie etwa Hausarzt oder Krankenhaus, keine Sporteinrichtungen wie Fußballplätze, Schwimmbäder oder andere öffentliche Veranstaltungen und Einrichtungen besuchen.

Taus zufolge sind keine Lehrer oder anderes Personal der Schule vom Verbot getroffen, da alle geimpft seien oder ihren Immunstatus nachweisen konnten. Der Bezirkshauptmann ist nach eigenen Angaben Befürworter der Impfprophylaxe, "damit genau solche Probleme vermieden werden".

Volksanwalt fordert Masern-Impfpflicht

Volksanwalt Günther Kräuter hatte erst vor wenigen Tagen "endlich wirksame gesundheitspolitische Maßnahmen" gefordert: "Seit Jahren fordert die Volksanwaltschaft eine konsequente Gesundheitspolitik gegen die hochansteckenden und gefährlichen Masern. Vor allem Kleinkinder, die noch nicht geimpft werden dürfen, sind die Leidtragenden." Statistisch gesehen würde ein an Masern Erkrankter rund 18 Personen anstecken. Eine Masern-Impfpflicht müsse in den Mutter-Kind-Pass aufgenommen werden, was die Gesundheitsministerin auch bisher gegenüber der Volksanwaltschaft abgelehnt habe. "Dafür fehlt mir jedes Verständnis. Diese Chance muss ergriffen werden, denn Aufklärungskampagnen und Appelle haben sich als letztlich wirkungslos erwiesen, sagte Kräuter.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

++ THEMENBILD ++ MASERNIMPFUNG
Österreich

Zwei neue Masern-Fälle im Salzburger Pinzgau

In Salzburg haben sich ein Jugendlicher und ein Erwachsener mit Masern angesteckt. Nun wird nach Personen gesucht, die Kontakt mit den Erkrankten hatten.
Symbolbild
Österreich

Bundesländer uneins bei Frage der Masern-Impfpflicht

Während die meisten Länder Zwangsmaßnahmen ablehnen, ist für die Verantwortlichen in der Steiermark und Oberösterreich eine Verpflichtung zumindest denkbar.
In Österreich sind zu viele Menschen nicht gegen Masern geimpft, sodass kein sogenannter Herdenschutz gegeben ist.
Gesundheit

Masern: "Aufklärendes Impfgespräch" soll kommen

Nach dem Masernausbruch in der Steiermark werden Forderungen nach einer Koppelung von Impfungen an Sozialleistungen laut. Die Gesundheitsministerin hält sich bedeckt.
KINDERKLINIK INNSBRUCK
Gesundheit

Masern: Sechs Babys aus Tirol vorsorglich in Klinik

Die Säuglinge hatten möglicherweise Kontakt mit einem an Masern erkranktem Kind in
einer Kinderarztordination. Die Spur der österreichischen Masernfälle führt in die Ukraine.
Hinweise am Eingang der Kinderklinik des LKH Graz
Gesundheit

Masern: Wien gegen Impfpflicht und Sanktionen

Nach den Masernfällen in der Steiermark gibt es keine neuen Verdachtsfälle bei Säuglingen im LKH Graz. Die steirische ÖVP und SPÖ appelliert an den Bund, die Masern-Impfung im Mutter-Kind-Pass zu verankern. SPÖ-Chefin Rendi-Wagner will Impfungen in der Apotheke möglich machen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.