Das facettenreiche Spiel rissiger Haut

Die Haut an den Fingern von Grażyna Drozd ist sehr dünn – um sie zu schützen, setzt sie auf Salbei und Baumwolle.
Die Haut an den Fingern von Grażyna Drozd ist sehr dünn – um sie zu schützen, setzt sie auf Salbei und Baumwolle.(c) Valerie Voithofer
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Die Haut an den Fingernägeln ist eingerissen, die Handflächen spannen, die Fußsohlen jucken, an den Waden bilden sich Schuppen: Jeder Vierte leidet an einem Ekzem – das auch vom Waschen, dem Job und der Genetik abhängt.

Grażyna Drozd hat die Hände auf ihrem Knie verschränkt. Immer wieder zieht sie ein wenig am Ärmel ihres Oberteils, um es länger zu machen. Sie möchte nicht, dass ihre Haut zu sehr auffällt. Wenn sie unterwegs ist, vergräbt sie ihre Finger in den Jackentaschen, selbst in ihrer Wohnung verhüllt die 64-Jährige sie oft mit Handschuhen. Sie tut es zum einen, um sich zu schützen – vor Bakterien, Viren und Pilzen. Zum anderen macht sie es, weil sie sich schämt. Vor allem aber, um weniger Schmerzen zu haben.

Die pensionierte Fotografin leidet am atopischen Ekzem – einer Hauterkrankung, die facettenreicher kaum sein könnte. Und die unter diesem Namen kaum bekannt ist. Gebräuchlicher ist der aus dem Griechischen abgeleitete Begriff Neurodermitis. Er rührt aus einer Zeit, als Mediziner davon ausgingen, dass eine Entzündung der Nerven (Neuronen) zu einem veränderten Aussehen der Haut (Derma) führt. „Heute wissen wir, dass es sich um eine Störung der obersten Hautschichten handelt, die von einer Palette von Faktoren beeinflusst wird“, sagt Dermatologin Sabine Schwarz vom Hautzentrum Wien. Zu ihnen zählen die Genetik und Allergien ebenso wie der Hormonhaushalt, der Umgang mit Wasser, Cremen oder die Ernährung.


Hautzellen als Dachziegel. „Die Haut ist nicht nur unser größtes Organ, sondern auch unser Schutz nach außen“, erläutert Schwarz. „Die oberste Hautschicht bilden Hornzellen, vergleichbar mit Ziegeln eines Dachs, die von Fetten und Eiweißverbindungen umgeben sind und uns vor dem Eindringen von Schmutzpartikeln und Krankheitserregern schützen sollen.“ Das können sie nur, solange die in der Haut befindlichen Drüsen ausreichend Talg und Schweiß produzieren. „Ist das Zusammenspiel aus Feuchtigkeit und Fetten, der Säureschutzmantel, gestört, kann es zu Schuppung, Rötung, Schmerzen oder Juckreiz kommen“, sagt Schwarz.

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