Die Doppelmoral der "Zweiklassenmedizin"

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Die Diskussion um die "Zweiklassenmedizin" reißt nicht ab. Der Versicherungsverband pocht auf die gesetzlich anerkannte Sonderklasse. Die Ärztekammer warnt vor "Doppelmoral".

Nachdem der Verein für Konsumenteninformation (VKI) am Mittwoch eine Studie präsentiert hatte, die belegt, dass Privatpatienten bei der Wartezeit auf einen Operationstermin gegen den Grauen Star im Vorteil sind, warnte am Donnerstag der Versicherungsverband Österreichs (VVO) vor dem "klassenlosen Spital" und bezeichnete Privatpatienten als "nicht wegzudenkende massive Stütze" für das Krankenhauswesen.

Gesetzlich anerkannte Sonderklasse

Man sei "selbstverständlich gegen Korruption im Gesundheitswesen und damit gegen eine 'Kuvertmedizin'", hieß es in einer Aussendung. Solcherlei Vorgehensweisen sollten aber nicht mit der gesetzlich anerkannten Sonderklasse verwechselt werden. Denn Sonderklasseversicherte - laut VVO etwa zwölf Prozent der Bevölkerung - dürften sich für ihre Zusatzzahlungen auch Gegenleistungen erwarten, "die neben dem höheren Komfort insbesondere die freie Arztwahl auch eine flexible Termingestaltung umfassen".

Mehr Qualität durch Privatversicherte

Als "Doppelmoral" bezeichnete der stellvertretende Bundesobmann der angestellten Ärzte in der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), Robert Hawliczek, die Empörung über die angebliche Zweiklassenmedizin bei Operationen gegen den Grauen Star. "Privat zusatzversicherte Patienten tragen mit deutlich mehr als einer Milliarde Euro jährlich entscheidend zur Finanzierung österreichischer Krankenanstalten bei. Das ist gut so, denn mehr Einnahmen bedeuten mehr Qualität und Kapazität und somit auch kürzere Wartezeiten - und zwar für alle, auch für Pflichtversicherte", so Hawliczek in einer Aussendung.

Plausibel ist das nicht

Kritik übte der Ärzte-Vertreter auch an der Studie des Vereins für Konsumenteninformation (VKI). Diese sei verzerrend, da ausgerechnet die OP-Termin-Vergabe bei Grauem Star untersucht wurde. Plausibel seien die Vorwürfe für Hawliczek nicht, da Operationen durch den Chefarzt in einem öffentlichen Spital sogar längere Wartezeiten mit sich bringen könnten, weil Primarärzte in der Regel ungleich mehr Verpflichtungen hätten als andere Fachärzte.

(APA)

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