Österreichs Jugendliche haben Angst vor dem Klimawandel

Studie. Die Österreicher stehen dem Klimawandel zunehmend hoffnungslos gegenüber. Als Hauptschuldigen sieht ein Großteil die Industrie. In der Schule ist der Klimawandel kaum Thema.

Wien/Red. Es scheint sich Resignation breitzumachen: Lediglich ein Viertel der 14- bis 24-Jährigen in Österreich glaubt daran, dass die globalen Klimaveränderungen eventuell noch aufzuhalten wären. Und, noch bedenklicher: Nur knapp die Hälfte der Jugendlichen zeigt überhaupt noch Interesse an der Thematik. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Allianz Versicherung.

Dennoch: Gleichgültig stehen dem Thema die wenigsten gegenüber. Ganz im Gegenteil. Immerhin knapp die Hälfte aller Jugendlichen hat „Angst“ vor dem Klimawandel. Weitere 41 Prozent fühlen sich „hilflos“, 40 Prozent empfinden „Traurigkeit“, 38 Prozent „Wut“. Bei Mädchen und jungen Frauen sind diese Gefühle signifikant stärker ausgeprägt als bei Burschen, die auf das Thema Klimawandel zunehmend gleichgültig oder sogar genervt reagieren. Klar ist jedenfalls: Die Jugendlichen blicken mit wenig Hoffnung in die Zukunft. Nur jeder sechste zeigt sich in der Online-Umfrage zuversichtlich.

Warum die Angst groß ist, zeigt sich an den Folgen, die die Jugendlichen durch den Klimawandel erwarten. 28 Prozent fürchten Naturkatastrophen, 20 Prozent die Erderwärmung. 16 Prozent befürchten Wetterveränderungen, acht Prozent gar das Aussterben von ganzen Tiergattungen.

Die Schuldigen am Klimawandel sind für die Jugendlichen rasch ausgemacht: Immerhin 86 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Industrie verantwortlich ist, 80 Prozent sehen den Verkehr als Schuldigen. Der Politik geben nur 68 Prozent die Schuld. Immerhin: 81 Prozent sind sich bewusst, dass „wir alle“ Schuld tragen – dass also auch sie selbst Teil des Problems sind.

Kein Thema in der Familie

Das große Problem: Das Thema Klima ist in den vergangenen Jahren aus dem Fokus der öffentlichen Debatte gekommen. Informationen erhalten die Jugendlichen am ehesten noch über das Fernsehen (64 Prozent), das Internet (60 Prozent) und Zeitungen (55 Prozent). Überraschend: Nur gut jeder dritte Jugendliche (39 Prozent) gibt an, dass das Thema Klimaschutz und Klimawandel im Unterricht Platz finde. Gar nur 22 Prozent sprechen in der Familie darüber. Auf Facebook ist der Klimaschutz (16 Prozent) so gut wie gar kein Thema. Auch regelmäßige Diskussionen mit Freunden über das Klima führen nur 15 Prozent der Befragten.

Sich selbst halten die Jugendlichen beim Klimaschutz freilich für aktiv. Knapp mehr als die Hälfte der Befragten ist überzeugt, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten – die Handlungsoptionen, die sie wahrnehmen, sind allerdings sehr eingeschränkt: 80 Prozent sehen ihren Beitrag darin, Müll zu trennen. 74 Prozent geben an, öffentliche Verkehrsmittel zu verwenden, weitere 73Prozent der Befragten sparen Strom.

Bio-Lebensmittel leisten sich nur noch 41 Prozent, Öko-Strom ist laut der Studie nur in 15 Prozent der Haushalte ein Thema. Nur 13 Prozent spenden an Klimaschutzorganisationen, selbst bei Klimaschutzaktionen aktiv werden überhaupt nur sieben Prozent. Auch, was die Wahrnehmung solcher Aktionen betrifft, ist die Zahl erschreckend niedrig: Nur jeder dritte befragte Jugendliche erinnert sich an Aktionen zum Schutz des Klimas – und zwar am ehesten an Elektroautos und Energiesparlampen.

(c) Die Presse / HR

Eines von vielen Themen in der Ausbildung

Grund dafür, dass die Themen Klimawandel und Klimaschutz nur selten Platz im Unterricht finden, könnte sein, dass die Thematik auch in der Lehrerbildung kaum eine Rolle spielt. Abgesehen von der Ausbildung zum Biologie- bzw. Geografielehrer. Es sei eben „eines von sehr vielen Themen“, das abgedeckt werden müsse, sagt Christine Schörg von der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich. Aber immerhin habe das Thema in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen.

(c) Die Presse / HR

Doch vor allem dienstältere Lehrer dürften während ihrer Ausbildung nur wenig Berührungspunkte mit dem Themenkomplex gehabt haben. Hier wird die Fortbildung wichtig. Die Themenpalette ist dabei durchaus umfangreich. Die Themen an der PH Wien reichen etwa von „Was bedeutet Nachhaltigkeit?“ bis hin zu „Ein Abfallwirtschaftskonzept für eine Schule“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2012)

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