Staukraftwerke bei Graz: Gefahr für "König der Mur"

(c) APA (Walter Urwalek/naturschutz)
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Die Steweag-Steg plant Staukraftwerke in der Mur südlich von Graz. Umweltschützer sehen dadurch die Flussflora und -fauna gefährdet. Zu den gefährdeten Tieren gehören der "Schwarze Apollo" und der Murhuchen.

Südlich von Graz, zwischen Weinzöttl und Werndorf, fließt die Mur auf 23 Kilometern Länge in natürlichen Bahnen. Die Murauen bieten hier Platz für einzigartige Pflanzen- und Tierarten wie den Murhuchen, der auch "König der Mur" genannt wird, und den Schmetterling "Schwarzer Apollo".

Dieses Reservat sehen Umweltschützer in Gefahr: Der Bau von zwei Staukraftwerken in Gössendorf und Kalsdorf würde die letzte große freie Fließstrecke der Mur unterbrechen. "Das Wesen eines Flusses ist aber das Fließen", meinte Markus Ehrenpaar vom Naturschutzbund Steiermark. Durch das Aufstauen des Wassers würde die Gewässerökologie zu Schaden kommen. Cornelia Maier vom Umweltdachverband: "Schutzgebiete müssen tabu bleiben."

Um das Landschaftsschutzgebiet Murauen zu erhalten, hat der Umweltdachverband mit seinen 34 Mitgliedsorganisationen ein Positionspapier an EU-Umweltkommissar Stavros Dimas geschickt, um das Projekt der Steweag-Steg zu verhindern. Die Kommission hatte bereits vorab erklärt, dass Wasserkraft als emissionsfreie Energieerzeugung nicht automatisch ein "übergeordnetes öffentliches Interesse" darstellt und deshalb auch nicht einfach in Schutzgebieten gebaut werden darf. Maier sieht deshalb gute Chancen, den Bau der Kraftwerke noch zu verhindern.

Kurzfristiger Nutzen, langfristiger Schaden

Für den Kraftwerksbau würden über 50 Hektar Auwald gerodet werden und 190 Hektar an Hochwasserrückhaltefläche verloren gehen, rechnen die Naturschutzorganisationen WWF, Greenpeace, Umwelt Dachverband, ARGE Luft-Lärm, Naturschutzbund und Österreichische Naturschutzjugend Steiermark vor.

In Österreich sind bereits 70 Prozent der Gewässer für Kraftwerke ausgebaut. Durch den Klimaschutz und das Ökostromgesetz, das emissionsfreie Energieerzeugung fördert, ist es in Österreich wieder zu einer Renaissance von Wasserkraftwerken gekommen. Der Totalausbau in der Steiermark würde aber nur für die nächsten drei Jahre Strom für Graz sichern, ist Maier überzeugt. Für sie liegt die Lösung des Energieproblems in der Revitalisierung von bereits bestehenden Kraftwerken, die damit ihre Energieeffizienz steigern könnten. Gottfried Weißmann von der ARGE Luft und Lärm fordert eine rasche Trendwende in Richtung Klimaschutz, "alles andere ist Kosmetik." Die Kraftwerke würden viel schaden und fast nichts bringen.

Kraftwerke auch in Slowenien

Auch im Süden drohe der Flusslandschaft nach Ansicht der Naturschützer Gefahr: An der österreichisch-slowenischen Grenze seien entlang der Mur sechs Wasserkraftwerke in Planung. Dass bereits ein Informationsbüro für die slowenische Bevölkerung in Murska Sobota eingerichtet wurde, ist für Naturschutzbund-Chef Johannes Gepp ein Zeichen, dass das Projekt konkretere Züge annimmt.

(APA/Red.)

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