Mein Montag

Fahr dir mit dem Finger ins Auge, das brennt auch

(c) Michaela Bruckberger
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Das Rauchen hat der Sprache einige geflügelte Worte bereitet. Nicht alle sind besonders originell.

„Ich rauche, trinke schwarzen Kaffee, schlafe zu wenig, mache zu wenig Bewegung und bin auf diese Weise 70 Jahre alt geworden. Vielleicht wäre ich bei gesünderer Lebensführung heute schon 75 oder 80, aber das lässt sich schwer feststellen.“ Nicht jeder hat die sprachliche Eleganz eines Friedrich Torberg, aber der Titel seines Feuilletons von 1978 ist schon Allgemeingut: „Auch Nichtraucher müssen sterben.“ Es ist dieser gleichgültig-resignierend-arrogante Tonfall, der zum Rauchen dazugehört. Das Weglächeln als Gegenstrategie zu plakativen Warnhinweisen und Schockbildern (wem ist dieser Begriff eigentlich eingefallen) auf Zigarettenpackungen. „Rauchen ist krebserregend? Mir doch egal, was Krebse geil macht.“ Oder der Klassiker: „Es gibt nur einen Weg zur Lunge, und der muss geteert werden.“

Also gut, reden wir über das Rauchen und die Sprache. „Ich geh nur schnell Zigaretten holen“ ist längst ein geflügeltes Wort dafür, dass man sich absetzen möchte. „Ich war noch niemals in New York“, Sie wissen schon. Ein Klischee, aber so wie der Reim von Herz auf Schmerz nicht wegzubekommen, ist die 08/15-Phrase „. . . und nimmt einen tiefen Zug von seiner Zigarette“ in Reportagen, wenn Autoren versuchen, einen Text lebendiger zu machen. Und auch im Alltag gibt es einige Phrasen, die quasi auf Knopfdruck abrufbar sind: „Hast du eine Zigarette für mich? Meine sind noch im Automaten.“ In diesem Fall raucht man übrigens holländische Zigaretten – van den Anderen. Als Antwort hat sich unter anderem etabliert: „Bin ich vielleicht die Caritas?“ Verwandt ist auch die Antwort bei der Frage nach Feuer: „Fahr dir mit dem Finger ins Auge, das brennt auch.“ Oder, wenn jemand Zigarette und Feuer schnorrt: „Aber rauchen tust du schon selber?“ Nun, wie gesagt, nicht jeder kann ein Torberg sein. Dem wäre jetzt nämlich sicher eine Schlusspointe eingefallen.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2018)

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