Von "Monster" bis "Fighter": Hollywoods bizarres Menschenbild

LIFE BALL: CHARLIZE THERON ERHAeLT 'CRYSTAL OF HOPE': THERON
LIFE BALL: CHARLIZE THERON ERHAeLT 'CRYSTAL OF HOPE': THERONAPA/EXPA/MICHAEL GRUBER
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Statt auf Charaktertypen zu setzen, greift Hollywood auf Supermodels zurück und verändert sie bis zur Unkenntlichkeit. Und niemand findet das unmoralisch.

Das ist doch kein gesundes System mehr. Für die Rolle des ehemaligen US-Vizepräsidenten Dick Cheney im Biopic „Vice“, das im Dezember ins Kino kommt, hat „Batman“-Darsteller Christian Bale rund 20 Kilo zugenommen. Mit Glatze, Bauch und stark geschminkt ist er im ersten Trailer kaum wiederzuerkennen. Es ist nicht das erste Mal, dass er für einen Film an seine körperlichen Grenzen geht. Man denke an „Der Maschinist“, „American Hustle“ und „The Fighter“, für die er jeweils stark zu- oder abgenommen hat.

Und er ist auch nicht der Einzige, der sich bis zur Unkenntlichkeit verändert, um eine Rolle zu bekommen oder sie glaubwürdig zu spielen. Charlize Theron zum Beispiel nahm für „Monster“ und zuletzt für „Tully“ extrem zu. So wie Jared Leto für „Chapter 27“. Oder Matt Damon für „Der Informant“.

Nun ist es schon nachvollziehbar, dass sich ein Schauspieler für die Entwicklung einer Rolle im Lauf eines Films optisch verändert. Wie etwa Tom Hanks in „Cast Away“, als er zunächst zu- und dann abnahm. Oder Robert De Niro, der am Anfang von „Wie ein wilder Stier“ aussah wie ein Boxprofi und für das Ende des Films dramatisch an Gewicht zulegte.

Aber warum nimmt man zwei schlanke, durchtrainierte, gut aussehende Menschen wie Christian Bale und Charlize Theron und lässt sie ungepflegte, übergewichtige Charaktere verkörpern? Gibt es denn keine (bekannten) Schauspieler, die diese Rollen ohne physische Transformation spielen könnten? Das Signal an junge Menschen, die mit einem Koffer voll Hoffnung losziehen, um sich ihren Traum von der Schauspielerei zu erfüllen, ist jedenfalls fatal: Wenn ihr nicht ausseht wie Supermodels, bleibt am besten zu Hause!

Denn statt auf Charaktertypen zu setzen, greift man in Hollywood lieber auf beinahe makellose Menschen zurück, verpasst ihnen die nötigen Makel und wartet auf den – unerklärlichen – Jubel des Publikums. Denn der kommt so sicher wie der Oscar.

E-Mails an: koeksal.baltaci@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2018)


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