Rad fahren ohne Sattel: Überraschend wohltuend

Der Streetstepper in seiner ersten Version.
Der Streetstepper in seiner ersten Version.(c) Clemens Fabry
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Rennradfahrer klagen manchmal über Probleme an der Halswirbelsäule. Tatsächlich scheint der – bei hohem Sitz und tiefem Lenker – ständig überstreckte Hals nicht die beste Körperhaltung zu ergeben. Für mich persönlich würde ich solche Probleme ja nie öffentlich zugeben. Hier im Club trau ich mich aber zu berichten: Ich habe mich nach einer Alternative umgesehen.

Eigentlich war ich vor Jahren darauf gestoßen: auf den Streetstepper, ein Fahrrad ohne Sattel (und, überflüssig zu erwähnen, ohne Sattelrohr), das der Tiroler Martin Buchberger entwickelt hat. Ich hab das Gerät dann neben gesetzteren Möglichkeiten, Rad zu fahren, links liegen lassen, obwohl sein Konzept sehr gut ist. Der Vortrieb entsteht, indem man sein Gewicht auf Stepphebel links und rechts vom Rahmen verlagert. Die beiden arbeiten unabhängig voneinander: Man kann ebenso gut einen Fuß in der tiefsten Position lassen und nur mit dem anderen steigende Bewegungen machen, wie man hüpfend beide Seiten zugleich bedienen könnte.

Das lässt man aber besser bleiben, weil so nicht jener geschmeidige Ablauf entsteht, für den der Streetstepper steht bzw. fährt. Die vertikale Bewegung geht nämlich derart über Nocken in die Rotation über, dass mit zunehmender Betätigung des Hebels der Widerstand (und zugleich der Vortrieb) stufenlos wächst. Das verhindert, dass man beim Treten ungebremst zum Anschlag durchsackt, und es ermöglicht – wie beim Laufen –, durch kleinere, weniger ausholende Schritte einen leichteren „Gang“ zu wählen. Zusätzlich verhilft eine Kettengangschaltung zum besten Wirkgrad. Im Stehen fährt man dann wohltuend entspannt und bloß durch etwas erhöhten Luftwiderstand gebremst.

Schade nur, dass mein altes Gerät noch an einem Konstruktionsfehler leidet, der immer wieder zu Problemen beim Antrieb führt. Der dürfte im spürbar dynamischeren Nachfolgemodell beseitigt sein, das mit einem Preis jenseits von 2000 Euro allerdings nicht billig ist. Doch die Bandscheiben lassen danken.

E-Mails an: benedikt.kommenda@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2018)


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