Wie man „Ist mir wurst“ sagt, ohne „Ist mir wurst“ zu sagen

Ist ja Würstel... äh, wurscht.
Ist ja Würstel... äh, wurscht.(c) Michaela Bruckberger
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Was Blutwurst, Powidl und glühender Dochtabfall mit Jacke und Hose zu tun haben, ist nicht egal.

Eigentlich ist es unerheblich, wie man sagt, dass einem etwas einerlei ist. Ganz egal sollte es uns dennoch nicht sein, mit welchen Worten wir unsere Gleichgültigkeit ausdrücken. Denn je nach Formulierung ist der Grad der Indifferenz ein wenig abgestuft. Sie wissen schon, zwischen unwichtig und scheißegal liegen schon noch Welten. Gerade bei der kulinarischen Variante schwingt etwa auch immer Desinteresse mit. „Ist mir wurscht“, zum Beispiel, wobei es wurst ist, ob man wurst oder wurscht schreibt, weil es ausgesprochen immer wurscht ist. Woher die Redewendung kommt, ist naheliegend – bei der Fleischverarbeitung kamen die minderwertigeren Teile eines geschlachteten Tiers „ab in die Wurst“. Und aus der etwas abfällig-gleichgültigen Verwurstung entstand die Redensart, dass einem etwas wurst (wurscht) ist. Eine zweite mögliche Erklärung beginnt bei den zwei gleichen Enden der Wurst – es ist letztlich egal, an welchem Ende man sie anschneidet. Das funktioniert auch bei der Blunzn, die ja auch eine Wurst ist. Beim Zwetschkenmus sieht das anders aus, aber wie das zum Synonym für Wurschtigkeit werden konnte, ist mir eigentlich auch powidl.

Ist uns etwas schnuppe, kommt das vom gleichnamigen glühenden Dochtabfall einer Kerze. Der ist im Grunde wertlos – genau so wertvoll ist eine Entscheidung, die uns schnurz ist. Das wiederum könnte in Anlehnung an Schnarz, also Unrat oder Makel, entstanden sein – gern tautologisch verstärkt als schnurzegal. Oder piepegal, was wohl mit der Pfeife verwandt ist, mit der man auf etwas pfeifen kann. Schnurzpiepegal ist dann quasi die atomare Variante. Und Jacke wie Hose? Das entstand, als es im 17. Jahrhundert in Mode kam, Jacke und Hose aus dem gleichen Stoff schneidern zu lassen. Gut, also wie sagt man am besten, dass einem etwas egal ist? Nun, wie Sie wollen . . .

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2019)

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