Wozu Grün? Oder: Darf's ein bisserl dichter sein?

Neubau links, Altbestand rechts: was vom Hinterhof blieb.
Neubau links, Altbestand rechts: was vom Hinterhof blieb.(c) Freitag
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Was in den bekannt unendlichen Weiten hiesiger Hinterhöfe aus dem Boden wächst.

Die menschliche Nähe, sie ist es, an der es uns in diesen digitalen Tagen bitter mangelt. So weit die allgemeine Klage. Und mag sein: Unsere weithin ins Virtuelle verlagerten Kontakte lassen das physische Element mitunter vielleicht wirklich schmerzhaft vermissen.

Unsere Stadtväter und -mütter jedenfalls scheinen den Distanziertheiten des modernen Daseins auf ihre sehr eigene Art gegensteuern zu wollen. Die Idee hört auf den unschuldigen Namen Nachverdichtung und hat nach den einen oder anderen vormaligen Freiräumen im städtischen Gefüge mittlerweile offenbar auch die ja bekannt unendlichen Weiten gründerzeitlicher Hinterhöfe erreicht. Was Wunder, wo doch die in Wien damals übliche Blockrandbebauung im Inneren der von den Zinskasernen umstellten Bereiche bislang ungenutztes Terrain hinterließ, das man dieser Tage, wo beispielsweise Teppichklopfstangen keine existenzielle Haushaltsnotwendigkeit mehr sind, anderweitigen – und vor allem gewinnbringenden – Zwecken zuführen kann: namentlich indem man sie verbaut.

Unser Bild zeigt den Hinterhof eines Altbaus an einer mehrspurigen Wiener Hauptverkehrsstraße, genauer das, was (nicht) davon blieb: Eine Änderung des Bebauungsplans, datierend aus dem Jahr 2012, hat ermöglicht, dass dort, wo vormals Platz im städtischen Gefüge war, heute sich ein irgendwie dazwischen hineingezwängtes zweigeschoßiges Wohndingsbums erhebt, das in der kühnen Herbheit seiner äußeren Erscheinung den Mietern des Altbaus dicht daneben sicher sehr viel willkommener ist als etwa der ganz und gar abwegige Gedanke, man hätte den Hinterhof alternativ ja auch begrünen können.

Wiens Bebauungsplaner machen's möglich: Der Nächste kommt uns wieder nah. Manchmal sogar näher, als wir jemals hoffen wollten.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2019)

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