Stadtbild

Heute schon gehört: Diesen Ruf der Wolkenkratzerei?

Hochhaus statt Skulptur? Donaustadtstraße/Wagramer Straße.
Hochhaus statt Skulptur? Donaustadtstraße/Wagramer Straße.(c) Wolfgang Freitag
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Wenn ein Planungssprecher sich verabschiedet oder: Wie viele „Landmarks“ braucht das Land?

Hören Sie es auch manchmal, dieses Fordern und Flehen, wie es da und dort angeblich in der Stadtluft liegt? Dieses bettelnde „Bitte, bitte, bau hier ein Hochhaus!“? Zugegeben, ich selbst habe solches noch nirgendwo in Wien vernommen, andere freilich, womöglich einschlägig sensibler, Investoren, Immobilienentwickler, Stadtpolitiker, ihnen scheint es mancherorts geradezu entgegenzudröhnen, inständig, beschwörend.

Zu den Hochhausfühligsten unter den Hochhausfühligen zählte – wer hätte das vor 20, 30 Jahren gedacht? – ausgerechnet der langjährige Planungssprecher der Wiener Grünen. Ob Heumarkt, Erdberg oder Donaustrand: Überall erreichte ihn der Ruf, nein, nicht der Wildnis, vielmehr der Wolkenkratzerei. Was Wunder also, dass er sich kürzlich mit einem Turmprojekt aus seinem Amt empfahl: Bis zu 85 Meter hoch soll es werden, errichtet ebendort, wo die Donaustadtstraße in die Wagramer Straße mündet. Seit 2011 streckt sich hier Klaus Rinkes Skulptur „Donau Zentrum Sonnenstrahl“ in den Himmel über Transdanubien, und eine anderweitige Verbauung ist bisher meines Wissens kaum jemandem abgegangen; doch was wissen schon wir Unsensiblen von obgenanntem Hochhaus-Flehen?

Eine „Landmark“ soll's werden, mit Bibliothek, Hotel, Büros und Wohnungen. Und wer da fragt, warum noch eine Landmark, wo doch demnächst gleich nebenan die Türme von „Vienna Twentytwo“, vormals „Forum Donaustadt“, in die Wolken wachsen, hat eben keine Ahnung von „Land“ und „Marks“ und überhaupt. Da passt's dann auch, dass das Abschiedspräsent des Herrn Planungssprechers, eben noch Bannerträger des geförderten Wohnbaus, dem Vernehmen nach nur frei finanzierte Wohnungen enthalten soll. Macht nichts. Als Errichter des Luxusobjekts firmiert ja auch die „Sozialbau AG“. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

E-Mails an:wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2019)

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