Viereckige Augen

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Mit dem Gameboy-Spielen ist es wie mit dem Radfahren: Das verlernst du nicht.

Neulich sind wir ein bisschen zurück in die 1990er-Jahre gereist, denn: Wir haben Blechpizza selber gemacht. Das war, zumindest in meiner Jugend in Graz, so circa das Modernste, das man Gästen servieren konnte. Heute würde man so eine Pizza, der man das Selbstbelegte natürlich mit verbundenen Augen ansieht, (erwachsenen) Gästen eher nicht mehr zumuten. Mit Kindern aber macht das auch 2019 Spaß, weil jeder in seiner Backblechecke seine Vorlieben ausleben kann.

Nach dem Pizza-Flashback haben wir zufällig auch meinen alten Gameboy gefunden. Außen grau, das Display noch ohne Farbe (sieht man von dem grünstichigen Hintergrund ab), die Freude bei mir (Nostalgie) und dem Kind (so alt können Computerspiele gar nicht sein, dass sie nicht cool sind) groß. Mit dem Gameboy-Spielen ist es übrigens wie mit dem Radfahren: Das verlernst du nicht, auch wenn du 25 Jahre nicht mehr gespielt hast. Von der ersten Sekunde an erinnerst du dich, während Super Mario durch das erste Level rennt, wieder an jeden Pilz, der von rechts oben heranrollt, weißt noch genau, in welche der Röhren Mario klettern kann, um Münzen zu sammeln. Irgendwo sind also diese – global betrachtet vielleicht doch vernachlässigbaren – Details eines alten Spiels gespeichert. Schon erstaunlich, wozu das Hirn fähig ist.

Die Augen vielleicht weniger, denn was damals State of the Art war, hältst du heute nicht lang aus. Die Bildqualität ist hundsmiserabel, egal, ob du das Licht auf- oder abdrehst, die Grafik wird nicht besser, und zum ersten Mal sehnst du dich nach einer Lesebrille. Interessant eigentlich, dass wir als Kinder immer ermahnt wurden, „nicht zu nah beim Fernseher“ zu sitzen, weil das „schlecht für die Augen“ sei (oder man wahlweise „davon viereckige Augen“ bekommt), während die Hauptursache für geplagte Augen zweifellos in dem kleinen Nintendo-Teil gelegen haben muss.

„Super Mario Land“ ist aber natürlich trotzdem immer noch cool, und auch im Blechpizzabereich ändert sich etwas nie: Pizza Hawaii – Sie wissen schon, die mit der Ananas – geht immer noch gar nicht, bitte.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2019)

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