Wasserbomben

Um jetzt nicht das Offensichtliche zu schreiben („Es ist so heiß“) würde ich vorschlagen, dass wir heute – ein bisschen einseitig, wie immer – über Wasserbomben sprechen.

In jüngster Zeit hat nämlich die Wasserbombenindustrie enorm aufgerüstet. Da gibt es nun seltsame strohhalmartige Konstruktionen, mit denen man in 60 Sekunden gleich 100 Wasserbomben auf einmal befüllen und – ohne Knoten – verschließen kann.

Und da ist es schon wieder einmal angebracht, den technischen Fortschritt zu hinterfragen, weil: Das geht bitte gar nicht. Das Besondere an Wasserbomben war immer, dass jedes Kind nur wenige hatte, dass das Befüllen am Wasserhahn ein großer Aufwand war (und man sich beim Anstellen einen mittelschweren Sonnenbrand holte), dass man genau abwägen musste, wie viel Wasser man hineinfüllt. (Mit wenig Wasser halten die Bomben länger, sehr prall gefüllt sind sie sehr effektiv.) Und auch beim Zuknoten musste man sich richtig bemühen, damit sie nicht gleich kaputtgehen.

Hatte man endlich einen kleinen Vorrat, überlegte man es sich dann drei Mal, welche man auf wen schoss und welche man lieber noch aufhob. Bekommt man aber gleich 50, 60 auf einmal, wird – ich habe es neulich miterlebt – wie wahnsinnig herumgeworfen, was zugegebenermaßen nach sehr viel Spaß aussieht. Nach wenigen Sekunden sind dann alle Bomben geplatzt und die Kinder – das haben wir früher bestimmt nicht gemacht – klauben ganz brav die Wasserbombenreste auf, um sie zu entsorgen. Im Internet habe ich neulich sogar eine Wasserbombenschleuder gesehen, für deren Bedienung gleich drei Menschen notwendig sind. Man stelle sich einmal vor, wenn nur drei, vier Kinder eine solche Teamschleuder (so heißt die) mit ins Freibad bringen. Vielleicht könnte man im verordnungsbegeisterten Wien gleich vorsorglich eine Wasserbombenschleuderverbotsverordnung aussprechen. Und sei es nur aus dem Grund, damit Eltern nicht auch noch dieses Trumm in der Badetasche unterbringen müssen. Die ist nämlich eh schon so voll. Aber darüber reden wir ein anderes Mal. Kommen Sie gut durch den Hitzetag.

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.