Kleine europäische Erfolgsgeschichte im Elfental

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Am Wochenende begab ich mich per Zug in die Kleinstadt Aywaille in der Provinz Lüttich, um die dortige Heidelandschaft zu umrunden und die Kleinbrauerei Elfique zu besuche.

Ausgestattet mit dem Wanderführer „Randos Bières en Belgique“ von Pauline Moulin (Helvetiq, 2019) begab ich mich am Wochenende per Zug in die Kleinstadt Aywaille in der Provinz Lüttich, um die dortige Heidelandschaft zu umrunden und die Kleinbrauerei Elfique zu besuchen. Deren Name rührt von einer örtlichen Sage, derzufolge die Najade von Belle-Roche sich einmal jährlich im Fluss Amblève zeige. Elfen traf ich keine an, von einem kleinen Wunder darf ich dennoch berichten, und zwar einem, das dem landläufigen Gejammer über mangelnden Unternehmergeist und fehlende wirtschaftliche Dynamik in Europas abgelegenen Regionen zuwiderläuft.

Elfique ist ein schönes Beispiel dafür, wie man in der Verbindung von Handwerkskunst und Hochtechnologie, in grenzüberschreitender Ausnützung der Chancen des Binnenmarkts der EU, umweltschonend für Wachstum und Arbeitsplätze sorgt. Denn was 2005 auf dem Familienhof des gelernten Fleischhauers André Grolet als Liebhaberei begonnen hat, ist heute ein hochmoderner Wachstumsbetrieb. Funkelnagelneue Braukessel glänzen in der 1927 als Werk zur Fertigung von Spa-Mineralwasserflaschen gebauten Halle. Sobald sie voll installiert sind, werde die Produktion vervierfacht, erklärte die Firmensprecherin.

Der Absatz steige rasant, auch bei Touristen, und das nicht zuletzt wegen einer kleinen Pfiffigkeit: Die Kapseln sind in Belgiens Nationalfarben gehalten. Kein anderer Brauer tue das, dabei käme das vor allem bei Chinesen sehr gut an. Ein Kleinwasserkraftwerk (samt Fischtreppe) liefert Strom, nun kämen Solarpaneele aufs Dach, dann sei man komplett autark. Die Braukessel stammen übrigens (ebenso wie die voll automatisierte Abfüllanlage) aus Italien. Und aus Italien, dem Veneto, können sie via Sensoren serviciert werden, wenn etwa ein Hefepfropfen ein Rohr verstopft. Die Italiener, schwärmte der Braumeister, seien in Sachen Brautechnologie absolut top. Genauso, übrigens, wie die fünf verschiedenen Gebräue von Elfique. Zum Wohle!

E-Mails an: oliver.grimm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2019)

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