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Auf Abwegen im Nationalpark Kalkalpen

(c) Kommenda
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Auf der Trasse einer früheren Waldbahn radelt es sich fein im Hintergebirge. Abseits davon weniger.

Radfahren am Wasser ist schön, sanfte Steigungen tun wohl, eine liebliche Gegend erfreut das Gemüt. Im Nationalpark Kalkalpen in Oberösterreich kann man das alles auf einer einzigen Tour haben: dem Hintergebirgsradweg, der von Reichraming durch Schluchten und Täler auf eine Alm führt und nach einer ausgedehnten Runde wieder zurück zum Start. Man muss nur schauen, die richtige Abzweigung zum topografischen Höhepunkt zu nehmen.

Die Strecke R9 verläuft zu Beginn entlang des Reichramingbaches und des Großen Baches auf der Trasse einer früheren Waldbahn. Mit dieser wurden bis 1971 Baumstämme aus den Schluchten heraustransportiert. Die Trasse kommt, weil ehemals für schwer schleppende Lokomotiven gedacht, konstant ohne abrupte Wendungen und starke Steigungen aus, sodass man als Radler einfach nur die Landschaft genießen kann. Manchmal lohnt es auch stehen zu bleiben, um die von hohen Felsen gebildete Große Klause zu betrachten oder den „Schleierfall“, einen Wasserfall, der still stürzend seinem Namen ganz gerecht wird. Ein zusätzliches Gefühlserlebnis bieten 19 kürzere oder längere Tunnels, die einst in Handarbeit durch den Stein getrieben wurden: Selbst bei Hitze draußen ist es drinnen kühl, eine Art Kneippkur für Wasserscheue.

Die richtige Abzweigung zur idyllisch gelegenen Anlaufalm (982 m) hab ich verpasst. Auch wenn selbst der reguläre Weg dorthin steiler ist als jede Bahntrasse (hier braucht man eine gute Übersetzung oder ein E-Bike): Für die letzten paar Hundert Meter blieb mir nur ein unfahrbarer steiler Steig. Von dort, wo ich das Rad im Wald stehen gelassen hatte, folgte ich nach einer Stärkung dem einzig zielführenden Wegweiser hinunter nach Brunnbach. Man möge mir verzeihen: Damit nahm ich bergab zur Trassenrunde einen Fußweg. Herrlich ruppig und wurzelig, aber nicht zur Nachahmung empfohlen.

E-Mails an: benedikt.kommenda@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2019)

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