Junge Lenker haben spezielle Unfallrisiken

Archivbild: In der Altersgruppe 17 bis 24 passieren besonders in den Nacht-  und frühen Morgenstunden Unfälle.
Archivbild: In der Altersgruppe 17 bis 24 passieren besonders in den Nacht- und frühen Morgenstunden Unfälle.(c) AP (FRANCESCO BENVENUTI)
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Führerschein-Neulingen passieren mehr Unfälle in der Nacht, beim Überholen und durch überhöhte Geschwindigkeit. "L17" hat die Unfallzahl aber reduziert.

Unfälle durch erhöhte Geschwindigkeit und beim Überholen kommen bei jungen Lenkern öfter vor als im Gesamtunfallgeschehen. Das berichtete der ÖAMTC in einer Aussendung unter Hinweis auf rund 8400 verunglückte Personen im Alter von 18 bis 24-Jahren auf Österreichs Straßen im Vorjahr, davon 4674 als Pkw-Lenker. Erst am vergangenen Wochen sorgte ein Mix aus einiger dieser Fakten in Oberösterreich für einen Unfall mit drei toten Jugendlichen. "Die Straße ist auch Bühne", erklärte ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger im Gespräch mit der Austria Presse Agentur, die unter anderem in der Selbstdarstellung junger Autofahrer einen Risikofaktor sieht.

Ein weitere Auffälligkeit bei jungen Lenkern: "Rund 25 Prozent der 18- bis 24-Jährigen, die einen Unfall haben, verunglücken in den Nacht- bzw. frühen Morgenstunden" , so der ÖAMTC-Experte Markus Schneider. "Vor allem in den Nachtstunden am Wochenende ist der Anteil junger Lenker am Gesamtunfallgeschehen sehr hoch", so Schneider, der angab, das die Gesamtzahl aller Unfälle, die sich in diesem Zeitraum ereignen weniger als 20 Prozent ausmacht. "Das lässt darauf schließen, dass beispielsweise Heimfahrten nach abendlichen Freizeitveranstaltungen wie Disco- oder Zeltfestbesuchen, oft in ausgelassener, aufgeheiterter Stimmung, besonders risikoreich für junge Lenker sind", resümierte der Verkehrsexperte.

Auslöser der Diskussion ist ein Unfall in Oberösterrreich, bei dem drei Jugendlich starben.

Emotionale Bindung an das Auto

Das Risiko suchen manche Fahrer auch bewusst. Würde man die Fahrer nach dem "Ampelprinzip" in drei Gruppen einteilen, fänden sich in der "roten" jugendliche Fahrer, die entweder eine stark emotionale Bindung an das Fahrzeug haben, sowie solche, die eine besondere Bereitschaft hätten, Regelbrüche zu begehen, erklärte Seidenberger. Ebenso dient das Auto hier dazu, Macht und Stärke zu demonstrieren. Allesamt eher männlich besetzte Eigenschaften, die sich aber nicht auf Männer allein beschränken müssen, so Seidenberger.

Potenzielle Mitfahrer können sich selbst und den risikobereiten Lenker hier vor allem dadurch schützen, einfach nicht erst einzusteigen: "Am meisten Wirkung zeigt bei diesen Personen die eigene Peer-Group. Sicherheitskampagnen prallen von diesen Lenkern meist ab", so Seidenberger. Neben diesen durch die Persönlichkeit der Verkehrsteilnehmer bedingten Risiken spielt laut Analyse der ÖAMTC-Unfallforschung auch die fehlende Fahrpraxis eine große Rolle. Systeme wie ESP, Gurtstraffer, Gurtkraftbegrenzer, Front-, Seiten- und Kopfairbags können laut dem Verkehrsklub die Unfallfolgen entscheidend mindern.

Gemeinsam mit dem ADAC untersuchte man Unfallforschungsdatenbanken beider Clubs sowie die Unfalldaten der Statistik Austria. Die verunglückten Personen in der genannten Altersgruppen machten dabei 18,5 Prozent aller im österreichischen Straßenverkehr Verunglückten aus. "Eine alarmierende Zahl, insbesondere wenn man bedenkt, dass diese Altersgruppe nur knapp neun Prozent der österreichischen Gesamtbevölkerung ausmacht", erklärte der Verkehrsexperte.

Weniger Unfälle seit "L17"

Seit der Einführungd es L17-Führerscheins und der Mehrphasenausbildung sind die Unfahllzahlen bei jungen Lenkern deutlich zurückgegangen. L17-Fahrer verursachen sogar um 15 Prozent weniger Unfälle als Lenker, die den Führerschein erst mit 18 Jahren machen. 2001 wurde der L17-Führerschein eingeführt. Seither sind die Unfälle in der Altersgruppe 17 bis 24 um 30 Prozent zurückgegangen, jene der Verkehrstoten sogar um die Hälfte.

Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit, fordert aber eine Reform der Ausbildung: „Wir wissen, dass junge Fahrer schneller bereit sind, ein Risiko einzugehen und Gefahren häufig nicht richtig einschätzen können." Die Risikokompetenz dieser Gruppe müsse besser geschult werden und man müsse die jungen Führerscheinbesitzer länger begleiten, glaubt Thann. Im Gespräch mit dem Ö1-Morgenjournal fordert außerdem, die Führerscheinausbildung mehr auf junge Männer zuzuschneiden, weil vor allem diese Gruppe für schwere Unfälle verantwortlich ist.

(APA/Red.)

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