Private Bestatter - der zweite Versuch

(c) FABRY Clemens
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Nach dem Scheitern von Pax und Perikles treten mit Cubus und Furtner nun zwei neue Mitbewerber an, das Monopol der Bestattung Wien zu brechen.

Wien. Die Bestattung Wien hat wieder private Konkurrenz. Anfang Oktober nahm die Bestattung Cubus mit Station in Liesing ihren Betrieb auf, und nur wenige Tage später wickelte die Furtner Bestattung ihren ersten Todesfall ab. Der bisherige De-facto-Monopolist im Eigentum der Stadt Wien muss sich den Markt also wieder mit anderen Unternehmen teilen. Allerdings – allzu sehr fürchten muss er sich wohl nicht.

Als 2002 mit der Gewerbeordnung der Markt für private Anbieter geöffnet wurde, stürmten mit Pax und Perikles zwei neue Mitspieler aufs Feld. Doch gegen den übermächtigen städtischen Konkurrenten konnte man nicht lange bestehen. 2009 wurde Pax von der Bestattung Wien geschluckt, wenige Monate später wurde auch Perikles übernommen. Die erste Privatisierungswelle war vorbei, das Monopol wieder hergestellt. Und nicht nur das, Mitte 2010 fusionierten auch die Bestattung Wien und die Wiener Friedhöfe GmbH zu einem Unternehmen.

Dass die zweite Welle der Privatisierung erfolgreicher sein wird, davon sind die neuen Bewerber dennoch überzeugt. „Unser Ziel ist, mit serviceorientierter Dienstleistung den Markt zu beleben“, sagt Cubus-Mitinhaber Joachim Fürpass. Mit einem kleinen Unternehmen sei es leichter, sich mehr Zeit für Angehörige zu nehmen – etwa mit Hausbesuchen. Zwei Mitarbeiter hat man fix angestellt, dazu greift man auf geringfügig Beschäftigte zurück. Und im Notfall kann das Unternehmen auf Kollegen aus der Steiermark zurückgreifen – die Grazer Bestattung Wolf ist Teilinhaber von Cubus.

Aufbahrung mit Golfbällen

Ebenfalls auf Hilfe von außen setzt die Bestattung Furtner – die Bestattung Slunsky aus Ernstbrunn ist der Gewerbeträger, Furtner-Junior-Chefin Melanie Furtner macht gerade die Ausbildung zur Bestatterin. Von der Konkurrenz will man sich vor allem durch spezielle Services abheben. „Wenn etwa ein Golfspieler bestattet wird, können wir die Halle mit Golfbällen füllen“, sagt Miteigentümer Christian Grubmüller. Er und sein Partner Hermann Furtner betreiben schon seit Langem die Winterdienstleisterfirma A.S.S., mit dem Bestattungsunternehmen, das derzeit drei fixe Angestellte hat, wagen sie sich auf neues Territorium.

Was die neuen Mitbewerber gemeinsam haben ist, dass sie sich nicht auf einen Preiskampf einlassen möchten. Und beide wollen vor allem in ihren Einzugsgebieten punkten. Rund um Alt Erlaa gibt es etwa keine Filiale der Bestattung Wien, hier will Cubus ansetzen. Und Furtner mit Sitz in Floridsdorf setzt verstärkt auf Transdanubien.

Auf diese Weise hoffen sie auf einen kleinen, aber ausreichenden Teil vom Bestattungsmarkt. Grubmüller hat berechnet, dass ein Betrieb seiner Größe etwa 150 Bestattungen pro Jahr durchführen muss, um rentabel zu sein. Das hält er in jedem Fall für möglich, denn „der Kuchen ist bei 13.000 Beerdigungen pro Jahr in Wien ziemlich groß“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2012)

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