Pferdefleisch in Wiener Kebab-Spieß entdeckt

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Archivbild: Kebabspieß(c) Die Presse/Clemens Fabry
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An einem Kebabstand in Wien-Ottakring ist Pferdefleisch im Kebabspieß entdeckt worden. Zielpunkt nimmt "Jeden Tag"-Lasagne aus den Regalen.

Nun ist auch in einem Kebab-Spieß in Österreich Pferde-DNA entdeckt worden. Wie die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) am Donnerstag bekannt gab, ist eine Kabab-Probe des Wiener Marktamts positiv getestet worden. Dabei handelt es sich um einen Rind-Kalb-Puten-Drehspieß der Firma "Lilla Gastronomie KG" in Wien-Ottakring. Wie hoch der Anteil des Pferdefleischs ist, wird noch getestet. Schon vergangene Woche war Pferdefleisch an Kebab-Ständen in Deutschland entdeckt worden (DiePresse.com berichtete).

Laut einem Bericht von "Radio Wien" handelt es sich bei dem Kebab-Spieß um slowakische Ware, die tiefgekühlt nach Wien geliefert wurde. "Das Fleisch ist auch bereits verkauft worden. Es war eine typische Täuschung, der Rest der Ware wird sofort aus dem Verkehr gezogen", erklärt Alexander Hengl vom Wiener Marktamt gegenüber "Radio Wien". Hengl betont, dass das Fleisch nicht gesundheitsgefährdend sei.

Zielpunkt nimmt Lasagne aus Regalen

Auch die Supermarktketten Zielpunkt und Unimarkt sind vom Pferdefleischskandal betroffen. Bereits in der Vorwoche wurde die "Tiefkühl-Lasagne-Bolognese 400 g" der Eigenmarke "Jeden Tag" aus dem Sortiment genommen. Eine entsprechende Voraus-Meldung von "ATV Aktuell" bestätigte Zielpunkt.

In einer Untersuchung des deutschen Herstellers ZHG-mbH wurden Spuren von Pferdefleisch entdeckt, heißt es in der Stellungnahme. Der Artikel wurde bereits aus allen Filialen entfernt, informierte die Supermarktkette.

34 Wiener Proben

In Wien wurden 34 Proben gezogen, 29 davon wurden ausgewertet. Neben der Kebab-Probe sind auch die "Combino Tortelloni, Sorte Rindfleisch" erneut positiv auf Pferd-DNA getestet worden. Diese Probe wurde einer anderen Charge entnommen, als die Ages-Probe, die schon vor Tagen Pferdefleisch in dem Produkt feststellte.

Auch zu sechs Proben von Fertiggerichten mit Schweinefleisch liegen Ergebnisse vor, in keiner wurde Pferde-DNA nachgewiesen. Insgesamt wurden in ganz Österreich bisher 160 amtliche Proben gezogen, rund 70 davon bereits untersucht.

27 Prozent Pferdefleisch in Bauernwurst

Am Mittwoch hatte der Pferdefleisch-Skandal Kärnten erreicht. In zwei Produkten der Firma Josef Freitag aus St. Georgen im Lavanttal wurde Pferdefleisch nachgewiesen. Die Ages gab am Donnerstag den Anteil bekannt, dieser ist beträchtlich: Er beträgt 27 Prozent in der "Lavanttaler Bauernwurst" und 18 Prozent im "Kärntner Hauswürstl".

Die Produkte sind zumindest über die Handelskette Billa in ganz Österreich vertrieben worden. "Wir haben die Produkte natürlich schon aus den Regalen genommen, der Lieferant ist gesperrt", sagte eine Rewe-Sprecherin am Donnerstag. Bei den Ketten Adag, Spar und MPreis waren Produkte des Kärntner Fleischers fast ausschließlich in Kärnten und Osttirol erhältlich. Auch sie haben den Produzenten gesperrt.

Fleisch stammt aus Slowenien

Die betroffene Lavanttaler Fleischerei bestreitet unterdessen alle Vorwürfe, absichtlich Pferdefleisch in ihre Produkte gemischt zu haben. Das im Betrieb gefundene ungekennzeichnete Fleisch stammt nach Angaben des Firmenchefs aus Slowenien und soll von einer steirischen Handelsfirma geliefert worden sein.

Gesundheitslandesrat Peter Kaiser (SPÖ) betonte bei einer Pressekonferenz, er habe sofort nach Bekanntwerden der ersten Pferdefleisch-Funde in Fertiggerichten Schwerpunktkontrollen angeordnet, und zwar nicht nur im Bereich Fertiggerichte, sondern auch bei Würsten und Pasteten. Nach einem anonymen Hinweis hätten die Prüfer am 13. Februar zwei Proben der Salami und der Hauswürstel bei einem Lebensmitteldiskonter gezogen und zur AGES nach Wien geschickt, um eine DNA-Analyse durchführen zu lassen.

Pferdefleisch in Betrieb gefunden

Die Kontrollore fanden in dem Betrieb nicht gekennzeichnetes Tiefkühlfleisch, ob es sich um Pferdefleisch handelt, steht noch nicht fest. In einem Tiefkühllager in Klagenfurt, wo die Fleischerei sich eingemietet hat, wurden einige Tage nach der Kontrolle der Fleischerei aber große Mengen Pferdefleisch gefunden, die aus Kanada stammen.

Tatsache ist, dass laut LUA-Chef Vogl die Angaben auf den Produkten "zur Irreführung geeignet" seien und die Würste daher nicht in Verkehr gebracht hätten werden dürfen. Eine Gesundheitsgefährdung liege allerdings "mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht vor". Vogl erklärte aber auch, dass als "Kärntner Hauswürstel" und als "Lavanttaler Bauernsalami" deklarierte Produkte eigentlich nur mit aus Kärnten stammenden Zutaten hergestellt werden dürften. Zugekauftes Fleisch aus anderen Ländern dürften vor allem dann nicht verwendet werden, wenn dezidiert mit der Herkunft geworben werde, sagte der Leiter der Lebensmittelaufsicht, Klaus Dutzler. Die beiden Wurstwaren sind auf der Verpackung mit dem Kärntner Wappen versehen, es hätte also kein "Fremdfleisch" verwendet werden dürfen. Das Bundeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft wurden eingeschaltet.

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(APA/Red.)

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