Zehn Tage nach Jubiläum: Franziska Jägerstätter ist tot

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Die Witwe des NS-Widerstandskämpfers Franz Jägerstätter und Trägerin zahlreicher Ehrenzeichen starb im 101. Lebensjahr.

Bei fast jedem Interview hat sie denselben Scherz gemacht: Sie freue sich schon, ihren „Franzl“ im Himmel wiederzusehen. „Aber ob er mich noch kennen wird, weil er ist doch so jung und ich bin so alt?“, fragte sie dann gern, zuletzt etwa in einem Gespräch mit den "Oberösterreichischen Nachrichten". Franziska Jägerstätter war eine humorvolle Frau. Erst am 4.März war sie 100 Jahr alt geworden. Am Gedenkgottesdienst in ihrer Heimatgemeinde St. Radegund konnte die bettlägrige Jubilarin nicht mehr teilnehmen.

Als ihr Ehemann Franz Jägerstätter am Nationalfeiertag 2007 im Linzer Dom seliggesprochen wurde, war sie noch dabei. Für die Witwe war das eine späte Genugtuung. Geheiratet hatte sie, die geborene Franziska Schwaninger, ihren Franz 1936 und mit ihm drei Töchter bekommen. Der Bauer Jägerstätter lehnte sich früh gegen den Nationalsozialismus auf. Bei der Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland stimmte er mit Nein. St.Radegund meldete 100 Prozent Zustimmung – seine Gegenstimme wurde unterdrückt. Zwei Mal entkam er der Einberufung zum Wehrdienst, weil er glaubhaft nachweisen konnte, dass er als Bauer daheim unabkömmlich sei, beim dritten Mal verweigerte er den Wehrdienst, wurde zum Tode verurteilt und am 9. August 1943 hingerichtet.

Felix Mitterer hat ein Stück über den Widerstandskämpfer geschrieben: „Jägerstätter“ hat am 20. Juni im Theater in der Josefstadt Premiere und wird ab 4. Juli beim Theatersommer in Haag gezeigt. Die Hauptrolle spielt Gregor Bloéb, er hatte noch die Chance, sich bei Franziska (die im Stück von Gerti Drassl dargestellt wird) vorzustellen. Sie soll zu ihm nur gesagt haben: „Spielen Sie die Rolle gut.“                                                     awa

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2013)

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