Der beschauliche Boulevard und die große Mall

Einkaufszentrum The Mall
Einkaufszentrum The Mall(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Das Einkaufszentrum The Mall geht dieser Tage in Vollbetrieb. Die Kaufleute der Landstraßer Hauptstraße wollen sich aber nicht in den Schatten stellen lassen und am Geschäft des riesigen Zentrums mitnaschen.

Wien/Cim. Noch ist es ungemütlich in Wien Mitte. Die Maschinen dröhnen, ein Kran verstellt die Sicht auf die Fassade. Und dort, wo am Donnerstag die Fast-Food-Kette Vapiano eröffnet, sind lautstark Arbeiter zugange. Ab Donnerstag aber geht The Mall mit einem Eröffnungsmarathon in Vollbetrieb – rund 50 Shops und Lokale werden dann auf etwa 30.000 Quadratmetern zu finden sein. Dabei würde es an Einkaufsmöglichkeiten in dieser Gegend nicht mangeln.

Geht man von der neuen Fußgängerzone weiter, die Landstraßer Hauptstraße entlang, ist man versorgt: von Mode, Eisenwaren und Süßigkeiten bis zu Reisebüros und Optikern. „Wir sind heute gut aufgestellt, wir gewinnen im Konzert der Einkaufsstraßen“, sagt Klaus Brandhofer, Sprecher der Kaufleute der Landstraßer Hauptstraße. Daran werde auch die Mall nichts ändern.

Nur am Anfang war die Angst groß. Vor Jahren, als der Bahnhof angedacht wurde, habe man versucht, für kleine Verkaufsflächen zu sorgen. Das gelang nicht, so hat man sich arrangiert. Und rechne heute mit positiven Effekten, sagt Brandhofer. Obwohl die Anrainer lange nicht wussten, was kommen würde. Etwas nie Dagewesenes, Marken, die es sonst nirgends in Europa gebe, habe es geheißen. Trotz teils schwieriger Kommunikation während des Baus arbeite man heute aber eng zusammen.

Dieser Tage sperren H&M, Hervis und New Yorker in der Mall auf, und die Kaufleute sind mit dieser Konkurrenz zufrieden: Die Ketten im Einkaufszentrum, die Spezialisten in der Straße. Die These, dass die Mall, wie andere Einkaufszentren in Innenstädten, das ganze Viertel belebe, diese These stützen auch die Standortberater von RegioPlan. In den Geschäften der Hauptstraße hört man freilich auch von Ungewissheit und Angst vor Verdrängungswettbewerb. Aber auch von der Hoffnung, die Schwächen der Handelsketten ausnutzen zu können. So erzählt man von Kunden, die, frustriert von schlechtem Service, schließlich besser beraten bei einem Spezialisten der Hauptstraße fündig wurden.

Und schließlich hat die Straße ihren eigenen Charme. An mancher Stelle wird der Gehsteig geradezu ungewöhnlich breit, für Wiener Verhältnisse. Etliche Schanigärten säumen den Boulevard, Händler haben Kisten mit Naturkost oder Büchern in die Sonne gestellt, die Schritte werden langsamer. Flanieren statt hetzen.

Es ist dieser Abschnitt, gleich nach Wien Mitte stadtauswärts, der sich in den vergangenen Jahren am besten entwickelt hat. Seit Jahren stehen selten Flächen leer, etliche Gastronomen sind zugezogen. Angelpunkt des Viertels ist der Rochusmarkt. Seit dort vor acht Jahren das Café Rochus eröffnet hat, belebt ein neues Publikum den bunten Markt, das ganze Viertel profitiert. Andere Szenelokale, das Moped oder das Stammcafé, haben sich angesiedelt. Eine Querstraße weiter folgt wieder die Wandlung zur gewöhnlichen Einkaufsstraße. Aber auch dort spezialisiert sich der Handel. Aktuell baut der Modehändler Teller um: Nebenan hat die Betreiberfamilie im Herbst das edle Brautmodengeschäft Sposa eröffnet, nun wird dieses mit dem Herrengeschäft verbunden.

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A 23(C) DiePresse

Im Süden verramscht die Straße

Schräg gegenüber, nur gut einen Kilometer von The Mall entfernt, das zweite Einkaufszentrum der Straße. Zugleich ein Mahnmal für die Kaufleute. „Die Galleria hat viel schneller Probleme bekommen als die Händler der Einkaufsstraße“, sagt Brandhofer. Hatte das kleine Einkaufszentrum doch Probleme und wurde 2010 mit neuem Konzept und renoviert neu eröffnet. Seither glänzt die Fassade schwarz, die Straße davor säumen Bäume, das Geschäft läuft wieder.

Weiter südlich wird der Gehsteig schmäler, die Straße verliert ihren Charme. Schnitzelimbiss, Ein-Euro-Shops, Autowerkstatt, kaum Passanten. Der Radweg endet – und nur ein Schild weist den Weg: St.Marx, 50 Meter. Dort ruht die Hoffnung für dieses Ende der Landstraßer Hauptstraße: Das Medienquartier St.Marx und ein mögliches ORF-Zentrum.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2013)

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