An der TU Wien wurde der Verlauf des Hochwassers 2013 untersucht: Zwei Niederschlagsspitzen in kurzer Zeit brachten das enorme Hochwasser.
Das Hochwasser in Österreich ist zurückgegangen. Zeit für eine wissenschaftliche Bilanz. Hauptverantwortlich für die außergewöhnlich heftigen Auswirkungen des Hochwassers war eine Überlagerung zweier Niederschlagsspitzen, analysierten Günter Blöschl und sein Team vom Insitut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der TU Wien. Das Hochwasser ging dieses Mal auch langsamer zurück als im Hochwasserjahr 2002. Die Verwaltung in Österreich hätte gut auf das Hochwasser reagiert, meint Blöschl, es seien die richtigen Maßnahmen ergriffen worden.
Viel Niederschlag in kurzer Zeit
Genau wie im Hochwasserjahr 2002 wies die Niederschlagsverteilung 2013 zwei Spitzen auf. Während 2002 zwischen diesen Spitzenwerten allerdings einige Tage lagen, wurden diese beiden Spitzen 2013 sehr knapp nacheinander gemessen, was die Hochwassersituation verschärfte. Das Hochwasser wäre noch schlimmer ausgefallen, wäre der Niederschlag in höheren Lagen nicht als Schnee liegen geblieben. Der Regen wurde im österreichischen Alpengebiet ungefähr zur Hälfte vom Boden aufgenommen, die andere Hälfte floss ab.
In Bayern war die Situation anders: Die sandigeren Böden dort konnten ca. 90 Prozent des Regens aufnehmen – dennoch hatte auch Bayern mit schweren Hochwasserproblemen zu kämpfen.
Inn- und Donauhochwasser gleichzeitig
Auch das zeitliche Zusammenspiel der Hochwasserstände verschiedener Flüsse hat eine große Bedeutung: „Normalerweise führt zuerst der Inn Hochwasser, erst später folgt die bayrische Donau. In diesem Jahr allerdings trafen beide Ereignisse praktisch gleichzeitig ein, dadurch gab es in Passau das schlimmste Hochwasser der letzten 500 Jahre“, erklärt Blöschl.
Der Wasserhöchststand wandert flussabwärts, normalerweise geht das Maximum dabei stetig zurück. Dieser Rückgang war 2013 weniger ausgeprägt als 2002. Daher bekam auch Wien noch einen sehr hohen Wasserstand ab, auch wenn dort der Schaden gering war.
Diese geringe Abnahme des Wasserhöchststandes hatte dieses Mal verschiedene Gründe: „Einerseits lag es daran, dass die beiden Niederschlagsmaxima zeitlich so knapp aufeinanderfolgten, andererseits kam es schon flussaufwärts nur in geringerem Maß zu Ausuferungen, weil der Hochwasserschutz besser funktioniert hat als 2002. Wenn das Wasser flussaufwärts nicht über die Ufer tritt, bedeutet das natürlich flussabwärts höhere Maximalwasserstände“, erklärt Blöschl.
Österreich hat gut reagiert
Den Entscheidungsträgern in Österreich attestiert das TU-Hochwasserteam gute Arbeit: „Ingesamt hat man sich klug verhalten“, lobt Blöschl. Einerseits wurden seit 2002 wichtige bauliche Maßnahmen gesetzt (etwa Dämme erneuert), andererseits hatte man sehr gute Prognosen zur Verfügung, mit Hilfe derer man sich rechtzeitig um mobilen Hochwasserschutz kümmern und Evakuierungen veranlassen konnte. Die TU Wien war an der Entwicklung dieser Prognose-Modelle maßgeblich beteiligt.
Ganz verhindern werden sich Hochwasserkatastrophen aber nie lassen. „Wichtig wären große Retentionsflächen, die das Wasser aufnehmen können“, sagt Blöschl – doch in dicht besiedelten Gebieten ist es schwierig, diese Flächen zur Verfügung zu stellen. Um das Hochwasser 2013 vollständig unterzubringen wäre ein Volumen von ca. 10 Milliarden Kubikmeter erforderlich. Auf einer Fläche von 100 Quadratkilometern würde dieses Wasservolumen einem Wasserstand von 100 Metern entsprechen.
>> Analyse-Daten der TU Wien
(Red.)