Wien-Umgebung: Am Montag hielt der Hochwasserschutz dem Wasser stand. Doch es hieß: "Wir sind noch nicht am Ende."
Klosterneuburg. „Überschwemmungen entlang des Flusses und der Bäche in Klosterneuburg stellten die Bevölkerung immer wieder vor große Herausforderungen und führten zu umfangreichen Zerstörungen.“ Das liest man auf einer Schautafel am Niedermarkt, jenem Viertel Klosterneuburgs, das nächst dem Bahnhof gelegen die Pforte zur Babenbergerstadt bildet. 2002 stand der in den Stadtplatz mündende Niedermarkt unter Wasser. Diesmal – zumindest bis Montagabend – blieb er trocken.
Seit dem Jahrhunderthochwasser hat sich nämlich Entscheidendes getan: Eine Umfahrungsstraße wurde gebaut, die den Verkehr vom Ortskern der 31.000 Einwohner zählenden Stadt fernhalten soll. Und gleichsam als Begrenzung der Fahrbahn wurde eine mächtige Hochwasserschutzmauer errichtet. Zudem wurde im Bereich Kierlingbach mit einem mobilen – derzeit hochgezogenen – Hochwasserschutz Vorsorge getroffen. Diese Barrieren hielten nun. Allerdings, so wandte der Zivilschutzbeauftragte der Stadt, Alexander Weber, im „Presse“-Gespräch ein: „Wir sind noch nicht am Ende.“ In der Tat: Am Montag zeigte die Kurve der Wasserstandsprognose des Donaupegels Korneuburg (dieser gilt als Maßstab für Klosterneuburg) nach oben. In Richtung Acht-Meter-Marke.
Stellte sich also die Situation im Ort als entspannt dar, so sah das Gebiet jenseits des Hochwasserschutzes völlig anders aus: Der dortige Teil der Park-and-Ride-Anlage beim Bahnhof hatte sich in einen grünbraunen See verwandelt. In den angrenzenden, bis zur Donauau reichenden Kleingartensiedlungen herrschte reger Betrieb: Gartenbesitzer in Gummistiefeln begutachteten ihre überfluteten Gärten. Wer sein Haus nicht auf ausreichend hohen Stelzen erbaut hat, konnte in regnerisch-kühler Umgebung, die einer Seenlandschaft glich, nicht viel mehr tun als warten. Für Notfälle lag eine Feuerwehr-Zille bereit. „Seit 46 Jahren“, klagte eine Anrainerin, habe sie hier ihren Garten, „und Hochwasser hat es immer gegeben, aber nie so viel“. Und jetzt das: Seit 2002 das zweite Mal in relativ kurzer Zeit.
Ja, ein Rückblick ist meist relativ. Auch das entnimmt man der eingangs erwähnten Schautafel; 1954, 1942, 1899 seien besonders schlimm gewesen, liest man. Und: Das ärgste Hochwasser habe es 1501 gegeben. Doch damals wie heute blieb freilich das erhaben über der Stadt aufragende Stift Klosterneuburg für die Wassermassen unerreichbar.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2013)