Hochwasser: 20-Jährige tot aus Donau geborgen

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HOCHWASSER IN OeSTERREICH: NIEDEROeSTERREICH / MELKAPA/HELMUT FOHRINGER
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Die Frau dürfte vor fast zwei Wochen ertrunken sein. Infrastrukturministerin Bures kündigte an, beschlossene Hochwasserschutz-Projekte vorzuziehen.

Eine 20-Jährige, die seit knapp zwei Wochen vermisst wurde, ist Donnerstagabend in Linz tot aus der Donau geborgen worden. Die junge Frau nach einem Fest in Gramastetten im Bezirk Urfahr-Umgebung in die hochwasserführende Große Rodl gestürzt und ertrunken. Die Identität konnte bei der Totenbeschau eindeutig geklärt werden, bestätigte die Polizei-Pressestelle am Freitag.

Seit 2. Juni war die Frau abgängig. Erst gestern, Donnerstag, hatten Beamte mit drei Diensthunden und einem Hubschrauber nach ihr gesucht - ohne Erfolg. Gegen 17.30 Uhr entdeckte schließlich ein Bootsfahrer die Leiche nahe der Steyregger Brücke. Laut Polizei wurden keinerlei Spuren festgestellt, die auf Fremdverschulden hindeuten.

Projekte schon 2019 fertig statt 2023

Ein Beschleunigungsprogramm beim Ausbau des Hochwasserschutzes entlang der Donau hat Infrastrukturministerin Doris Bures (SPÖ) am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien angekündigt. Ein 100-jährliches Hochwasser könne auch ein elfjährliches sein, meinte Bures. Daher sollen die im Februar dieses Jahres von Bund und den Ländern Oberösterreich, Niederösterreich und Wien beschlossenen Projekte in der Höhe von 255 Millionen Euro in den Hochwasserschutz statt bis 2023 bereits bis 2019 fertiggestellt sein.

An dem Entscheid des Ministerrats, bei dem die Regierung vor vier Monaten einen 15a-Vertrag für die Jahre 2017 bis 2023 beschlossen hat, ändert sich bezüglich des Gesamtvolumens nichts. Eine Finanzierung bis 2016 im Ausmaß von 420 Millionen Euro war bereits im Jahr 2006 fixiert worden. Ohnehin würde der Schutz entlang der Donau seit 2007 mit einem "enormen und rasanten Tempo" betrieben, sagte Bures. Die 17 abgeschlossenen Großprojekte hätten beim Hochwasser 2013 schließlich alle gehalten, nun gelte es die Investitionsrate zu erhöhen, womit auch Wirtschaftswachstum und Beschäftigung angekurbelt würden.

Donau wird nicht eingemauert

Die Ministerin betonte, dass es beim Hochwasserschutz nicht darum ginge, die Donau einzumauern, sondern dass unterschiedliche Maßnahmen ergriffen worden sind. Etwa beim im Herbst 2012 abgeschlossenen Projekt Machland Nord, wo neben Dämmen und mobilem Hochwasserschutz auch Absiedelungen stattfanden. "250 Familien fanden dabei einen Platz außerhalb der Risikozonen", sagte Bures. Im Mittelpunkt stünde bei allen Projekten der "Schutz der Menschen und der Schutz der Natur", etwaige Schäden im Falle eines erneuten Hochwassers seien um ein Vielfaches höher. So betrug die Schadensumme im Bereich Machland nach dem 2002-Hochwasser rund 500 Millionen Euro, der Hochwasserschutz kostete mit 180 Millionen weniger als die Hälfte.

Die Donau-Anrainergemeinden sollen mit den insgesamt 34 Hochwasserschutzprojekten vor hundertjährlichen Ereignissen geschützt werden, wovon die Hälfte bereits realisiert worden sind. Die Kosten trägt zur Hälfte der Bund, 30 Prozent die Länder und 20 Prozent die Gemeinden. Das Budget wird aus Mitteln des Katastrophenfonds gedeckt.

Nutzflächen zerstört

Unterdessen wird auch der Schaden in der Landwirtschaft beziffert. Erste Schätzungen gehen davon aus, dass 22.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche überflutet wurde. Im Detail waren 14.000 Hektar Ackerland, 7000 Hektar Grünland und 1000 Hektar Gemüse- und Obstflächen betroffen. Der Schaden für die heimische Landwirtschaft sei im Vergleich zum Hochwasser des Jahres 2002 deutlich größer, da heuer noch kaum Flächen abgeerntet beziehungsweise gemäht waren, so Landwirtschaftskammer-Präsident Gerhard Wlodkowski am Freitag in einer Aussendung.

Die Bundesländer Tirol, Salzburg, Steiermark sowie Ober- und Niederösterreich sind laut Landwirtschaftskammer von den Überflutungen zum Teil massiv betroffen, während die anderen vier Bundesländer nur geringe Schäden aufweisen.  Laut Wlodkowski wird es wegen der betroffenen Flächen heuer auch bei unzähligen Betrieben zu wenig Grundfutter beziehungsweise Futter mit ungenügender Qualität für die Tierverfütterung geben. Auf eigener Futterbasis wirtschaftende Höfe müssten nun für den heurigen Winter Futter zukaufen.

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