Der erste Laie an der Spitze der Hilfsorganisation zieht sich nach 18 Jahren zurück. Als logischer Nachfolger gilt – nun wieder – ein Priester: der Chef der Wiener Caritas.
„Ich habe das mit Herzblut und voller Kraft gemacht und gehe, bevor man mit hängender Zunge unterwegs ist, und jemand schon die Bahre holt.“ Der 60-jährige Franz Küberl ist auch am Mittwoch auf „Presse“-Anfrage nicht um griffige Sager verlegen.
Der Umgang mit Medien ist ihm vertraut – und selten lästig, was wieder für Kirchenmänner selten ist. Spätestens seit 18 Jahren, als er die Leitung der Caritas Österreich übernahm. Damals als erster Laie an der Spitze der größten Hilfsorganisation des Landes in der direkten Nachfolge von Helmut Schüller und Leopold Ungar.
Am 13. November muss also in Vorarlberg ein neuer Präsident der Caritas Österreich gewählt werden. Von den neun Landesdirektoren, darunter nur eine Frau, Edith Pinter aus Eisenstadt, und von „Caritas-Bischof“ Manfred Scheuer aus Innsbruck. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass diesmal dieses Amt wieder an einen Priester geht.
Der logische Nachfolger
Michael Landau, landesweit bekannter und auch politisch bestens vernetzter Chef der Wiener Dependance, gilt als der logische Nachfolger. Der 53-Jährige sagt über Küberl, mit dem er gemeinsam Seite an Seite in der Vergangenheit viele Kämpfe gefochten hat: „Das waren starke und erfolgreiche Jahre.“ Küberl habe sich immer für jene ohne Lobby eingesetzt und „denen eine Stimme gegeben, die keine Stimme haben.“
Der Noch-Österreich-Präsident selbst sieht noch „viele Baustellen“ im Tätigkeitsbereich der Caritas. Als seine größten Erfolge nennt Küberl nach langen politischen Auseinandersetzungen die Einführung der bedarfsorientierten Mindestsicherung und der Grundversorgung für Asylwerber. An der Spitze der steirischen Filiale will der verheiratete Vater zweier Söhne bleiben, genau so wie im ORF-Stiftungsrat.
Mediengewandt ist auch Landau, eines der vielen Argumente, die für ihn als Küberl-Nachfolger sprechen. Denn über den Nachfolger sagt er nur so viel: „Darüber wird eine geheime Wahl entscheiden. Er wird den bewährten Weg im konsequenten Einsatz für die Menschen an den Rändern des Lebens weiter gehen.“
Leichtigkeit bei heißen Eisen
Landau selbst gilt im Klerus der Erzdiözese Wien als eine der herausragendsten Persönlichkeiten. Zum innersten Kreis rund um Kardinal Christoph Schönborn darf er sich nicht zählen. Wenngleich sich Landau, wie Küberl 18 Jahre im Amt, als überaus loyal seinem Bischof gegenüber verhalten hat. Aber so ganz geheuer ist er Schönborn dann doch wieder nicht. Dann und wann zeigt der promovierte Biochemiker und Theologe auch öffentlich eine – zumindest in den Vor-Franziskus-Zeiten – für hohe Kleriker ungewöhnliche Leichtigkeit im Umgang mit den heiße Eisen der Kirche.
So meinte er vor einigen Jahren zum Zölibat: „Das ist in der Geschichte der Kirche irgendwann einmal eingeführt worden und lässt sich in gleicher Weise auch einmal abschaffen“. Und zu Frauen in Weiheämtern meinte Landau genauso unaufgeregt: Dies würde „einiges ändern“ in der katholischen Kirche.
Man kann sicher sein, dass derartige Aussagen ihren Weg nach Rom gefunden haben. Daher galt er wohl auch als chancenlos für eine Ernennung zum Bischof. Mit Franziskus hat sich auch in diesem Fall das Blatt gewendet.