Blutspende abgewiesen: Muslime verärgert

Clemens Fabry
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Eine Aktion der Islamischen Religionsgemeinde Linz wurde vom Roten Kreuz abgelehnt. Begründung: Menschen muslimischer oder türkischer Herkunft kommen aus medizinischen Gründen nicht infrage.

Die Islamische Religionsgemeinde Linz kritisiert, dass eine von ihr initiierte Blutspende-Aktion vom Roten Kreuz abgelehnt worden sei, weil Menschen muslimischer oder türkischer Herkunft dafür aus medizinischen Gründen nicht infrage kämen. Auch andere oö. Vereine hätten diese Erfahrung gemacht. Das Rote Kreuz begründete das mit dem erhöhten Vorkommen von Hepatitis-B-Antikörpern in Südosteuropa.

Eine Ärztin habe die Ablehnung damit gerechtfertigt, dass Vereinigungen von Menschen mit muslimischem Religionsbekenntnis beziehungsweise muslimischer oder türkischer Herkunftsgeschichte aus medizinischen Gründen prinzipiell nicht für Blutspenden-Aktionen infrage kommen würden, hieß es am Dienstag in einer Presseaussendung der Religionsgemeinde.

Rotes Kreuz: Teilhabe von Migranten sichern

"Dass viele der Österreicherinnen und Österreicher mit muslimischem Religionsbekenntnis nicht nur in Österreich geboren, aufgewachsen und hier seit der Geburt ständig in das heimische Gesundheitssystem eingebunden sind, scheint unbedeutend zu sein", wundert sich die Religionsgemeinde. Dabei spreche sich das Rote Kreuz auf seiner Homepage selbst dafür aus, die "gesellschaftliche Teilhabe von Migranten zu sichern und den Respekt für Vielfalt zu wahren".

"Wer eine Blutspende abgeben darf, ist rein medizinisch fundiert - ungeachtet der Hautfarbe oder der Religion", betonte der ärztliche Leiter der Blutzentrale Linz, Christian Gabriel, in einer schriftliches Stellungnahme gegenüber der Austria Presse Agentur. Man sei verpflichtet, die Blutprodukte gemäß des entsprechenden Sicherheitsgesetzes aufzubereiten. Es sei eine Tatsache, dass in Südosteuropa Hepatitis-B-Antikörper häufig seien. "Unsere Zurückhaltung bei Anfragen von Kulturvereinen, die diesen Regionen entstammen", resultiere allein daraus.

Wohl ein Missverständnis

In der Wiener Blutspendezentrale präzisiert die medizinische Leiterin Eva Menichetti, dass es in Oberösterreich wohl ein Missverständnis gegeben habe. Von der Spende ausgeschlossen seien Menschen, die in Endemiegebieten geboren und aufgewachsen sind - in Teilen der Türkei sei das Risiko für Hepatitis B und Malaria groß. Daher dürften Menschen aus diesen Regionen in Österreich nicht Blut spenden. In Österreich geborene Menschen mit türkischen Wurzeln dürften selbstverständlich zur Blutspende gehen. Hat jemand seinen Urlaub in einem Endemiegebiet verbracht, bleibt man für sechs Monate gesperrt, danach dürfe man aber wieder regulär spenden.

Dass türkische Vereine an die Blutspendezentrale herantreten, um eine akkordierte Blutspende-Aktion durchzuführen, komme immer wieder vor. Man kläre dann die Rahmenbedingungen, informiere die Vereine über mögliche Ausschlussgründe. In vielen Fällen gebe es keine Probleme.

(APA/eko)

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