Rettet die Mundart: Literatur im Dialekt

Asterix auf Wienerisch
Asterix auf WienerischVerlag: Ehapa Comic Collection
  • Drucken

Das Spielen mit regionalen Dialekten ist in Büchern und Comics schon seit Längerem populär.

„Wia soe des gee, Asterix! Foam hinhaun mochns ned di Bapm auf und nocha sans reif fia Kukident!“ Es ist Obelix, der Gallier, der sich in der Schlacht gegen die Römer in breitestem Wiener Dialekt an seinen Freund Asterix wendet. Was natürlich um einiges spektakulärer klingt als die hochdeutsche Version „Asterix! Das geht nicht: Vor dem Zuhauen wollen sie nichts sagen, hinterher können sie nicht.“ Kein Wunder, steckte doch mit H.C.Artmann, der den Band „Asterix als Legionär“ 1999 verwienert hat, einer der wichtigsten Mundartdichter Österreichs dahinter. Schon zuvor hatte Günter Brödl unter dem Pseudonym „Dr. Kurt Ostbahn“ zwei „Asterix“-Bände ins Wienerische übersetzt. Zwei Bände in steirischer Übersetzung durch Reinhard P. Gruber, eine Tiroler Variante von Felix Mitterer und ein Heft auf Kärntnerisch von Armin Assinger vervollständigen die derzeit erhältlichen „Asterix“-Hefte mit österreichischem Einschlag. Mehr als 60 derartiger Mundartbände von „Asterix“ gibt es mittlerweile, mit Beiträgen unter anderem in Hessisch, Plattdeutsch oder Kölsch. Offenbar gibt es also einen Bedarf daran, die Comics in der eigenen Mundart zu lesen.

Bücher, die den Dialekt thematisieren oder gar in Mundart verfasst sind, sind keine Neuheit. Schon die Gebrüder Grimm ließen einige ihrer Kinder- und Hausmärchen weitgehend im ursprünglich verwendeten Dialekt stehen. Theodor Storm ließ seine Figuren oft in niederdeutscher Mundart Dialoge führen. Und in der zeitgenössischen Literatur scheuten sich etwa Peter Turrini, Felix Mitterer und Christine Nöstlinger nicht, Dialekt zu verwenden. Der im Jahr 2000 verstorbene H.C.Artmann spielte geradezu mit der Wiener Mundart, die er mit Elementen des Dadaismus anreicherte. Und auch jüngere Autoren zelebrieren ihre Liebe zum heimischen Idiom – zuletzt etwa die Burgenländerin Theodora Bauer mit ihrem Romandebüt „Das Fell der Tante Meri“, das in liebevollem Österreichisch erzählt wird.

„Der kleine Wappler“. Besonders beliebt sind in den vergangenen Jahren aber auch Lexika und Listenbücher, die die heimische Sprache zum Thema haben. Robert Sedlaczek mit seinem „Wörterbuch der Alltagssprache Österreichs“ oder dem „Wörterbuch des Wienerischen“ ist dabei einer der wichtigsten Autoren. Er widmete sich unter anderem auch schon mit dem „Kleinen Handbuch der bedrohten Wörter Österreichs“ der Pflege des heimischen Sprachschatzes. Was „Armutschkerl“ oder „Oida“ bedeutet, erfährt man wiederum in Astrid Winterbergers Buch „Der kleine Wappler. So flucht und schimpft Österreich“. All diese Bücher sind nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was derzeit an Büchern zum Dialekt im Allgemeinen und zum Wienerischen im Speziellen erhältlich ist. Und es ist anzunehmen, dass noch viele folgen werden. Denn die Nachfrage nach Mundart und Dialekt ist im Buchhandel nach wie vor groß.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Junge Menschen unterhalten sich
Österreich

Manfred Glauninger: "Dialekte sterben schon seit hunderten Jahren"

Dass Dialekte weniger werden, ist nichts Neues, sagt Germanist Manfred Glauninger. Es bilden sich aber etwa durch Zuwanderung neue Sprachformen heraus. Und alte Dialekte feiern zumindest in der Kunst ein Revival.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.