Mini-Firmen ohne Lobby

Einpersonen-Unternehmen nehmen zu, ihre Probleme nehmen allerdings nicht ab.

WIEN (uw). Sie sind viele und sie sind allein. Etwa die Hälfte der aktiven Mitglieder der Wirtschaftskammer Österreich sind Einpersonen-Unternehmen (EPU), in Wien stellen sie mit 53,7 Prozent sogar die Mehrheit. In der vergangenen Dekade ist ihre Zahl um ein Drittel gestiegen, Tendenz: stark steigend.

Allerdings fühlen sich viele davon nicht ausreichend vertreten. In einer Studie des Vereins Fofos, einer Organisation zur Förderung der Selbstständigkeit, meinten im Vorjahr etwa 47,2 Prozent der befragten EPUs, dass sie keine Interessensvertretung haben. Das Problem sei, so Geschäftsführerin Martina Schubert, dass EPUs in keine Schublade passen – weder in die der Arbeitnehmer noch der Arbeitgeber. Auch selbst nehmen sich viele EPUs gar nicht als Unternehmer wahr, wie auch der EPU-Beauftragte der Wirtschaftskammer, Gernot Schödl, bestätigt.

Und er gibt zu: „Leider haben wir zu EPUs nicht so guten Kontakt. Es gibt Angebote, aber sie werden oft nicht wahrgenommen.“ Tatsache ist aber auch, dass es kaum speziell auf EPUs zugeschnittene Förderungen gibt und dass sich die Wirtschaftskammer vor allem auf jenes Drittel konzentriert, das wachsen will. Diese potenziellen Arbeitgeber sind auch Gegenstand einer Studie des Wirtschaftsministeriums, die im Spätsommer präsentiert werden soll.

Gemeinsam statt einsam

Inzwischen entstehen kreative Bottom-up-Lösungen für EPUs, die vorerst nicht größer werden können oder wollen. Bereits bekannt sind Gemeinschaftsbüros wie Hutfabrik, Schraubenfabrik und Rochuspark (siehe oben), die Büroplätze für EPUs vermieten und eine Community schaffen. Die Betreiber – Michael Pöll, Stefan Leitner-Sidl und Tamara Schwarzmayr – wollen aber noch einen Schritt weitergehen:

Das mittlerweile drei Standorte umfassende Netzwerk soll (u.a. mit 58.000 Euro von Departure, die gezielt die Beratung von Kleinbetrieben fördern) intensiviert werden. Die Pläne reichen von Fortbildungsseminaren über Kooperationen (klassisches EPU-Problem: Wer springt ein, wenn man krank wird?), Austausch mit ausländischen Kreativparks bis hin zu einer eigenen Bank für EPUs.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2007)

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