Mariahilf will Parkpickerl auch am Wochenende

(c) Die Presse (Clemensm Fabry)
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Die Unzufriedenheit mit den Parkregeln wächst, jetzt gibt es drastische Bezirks-Forderungen. Die Bezirksvorsteher proben den Aufstand.

WIEN. „Die Bezirke haben es gewollt.“ Mit dieser Begründung wurden im September 2007 die Kurzparkzonen auf 22 Uhr verlängert. Die Bezirke erhofften sich innerhalb des Gürtels eine Entschärfung der Parkplatznot – wenn Lokalbesucher ihr Auto wegen der 22 Uhr-Regelung zu Hause lassen.

Ein halbes Jahr später ist Ernüchterung eingekehrt. „Man findet nicht mehr Parkplätze. Die Bewohner sprechen weiter von Parkraum-Notstand“, erklärt City-Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel der „Presse“. Die Regelung bringe sogar Nachteile: Kulturbetriebe, Gastronomen und Wien-Besucher würden die 22 Uhr-Regelung regelmäßig kritisieren: „Viele überlegen sich, überhaupt ins Theater zu fahren“, so Stenzel: „Wenn ich nur zwei Stunden parken darf, kann ich kein Theaterstück ansehen, die oft länger dauern.“

Unzufriedenheit auch in anderen Bezirken. „Der große Durchbruch war es nicht“, erklärt Neubaus Bezirkschef Thomas Blimlinger (Grüne). Für Susanne Reichard (Wieden) brachte die Ausweitung auf 22 Uhr „nicht den großen Schwung, den wir brauchen“. Und SP-Kollegin Renate Kaufmann (Mariahilf) ergänzt: „Es hat sich nicht enorm rentiert. Ich hätte mir mehr gewünscht.“ Deshalb kündigt Kaufmann an: „Über weitere Ausweitungen der Kurzparkzone werden wir noch diskutieren müssen. Die Verlängerung auf 22 Uhr war nicht der letzte Schritt.“

Die Stimmung bei anderen Bezirkschefs ist ähnlich – sie fordern eine drastische Reform der Parkpickerlzonen – und erheben neue, radikale Forderungen.

•Kampf dem SMS-Parken. Entweder das SMS-Parken wird scharf kontrolliert, oder man schafft es gleich ab, meint Stenzel: „Mit dem SMS-Parken sind stillschweigend die Kurzparkzonen aufgehoben worden“, erklärt Stenzel. Viele Nicht-Bezirksbewohner würden ihr Auto in der City abstellen und ihren Parkschein per Handy vom Büro oder Restaurant aus verlängern: „Deshalb gibt es kaum Fluktuation und die Bewohner finden keine Parkplätze.“ Nachsatz: „Für die Bewohner ist das ein Horror.“
•Parkplätze nur für Anrainer. Stenzel fordert spezielle Parkplätze nur für Anrainer – Kurzparkzonen sollen exklusiv für Anrainer reserviert werden.
•Wirtschaft soll Parkplätze zurückgeben. Dieser Vorschlag dürfte Wirtschaftskammer-Präsidentin Brigitte Jank schwer im Magen liegen: Parteikollegin Stenzel fordert: Die Betriebe in der City sollen Parkplätze zurückgeben: „Die Wirtschaft hat die Anrainerparkplätze in der City in Form von Halteverboten. Der Bewohner hat das nicht“, erklärt Stenzel. Es sei Zeit für einen fairen Ausgleich zwischen Wirtschaft und Anrainern. „Derzeit gibt es eine Unausgewogenheit zu Lasten der Anrainer.“ Darüber möchte Stenzel mit der Wirtschaft verhandeln.
•Parkpickerl am Wochenende. Kaufmann, in deren Bezirk die Mariahilfer Straße verläuft, fordert die Ausweitung des Parkpickerls auch auf das Wochenende: „Es gibt in vielen Bereichen den Wunsch einer Ausdehnung auf Samstagvormittag, oder Sonntagabend – vor allem im Bereich von Einkaufsstraßen.“
•Länger parken in den Sommerferien. „Es muss ein System gefunden werden, um die Zufahrten in die Innenbezirke massiv zu verteuern.“ Davon ist Blimlinger überzeugt. Er fordert wie die Wiener Grünen die City-Maut – allerdings deutlich differenzierter: „Die Parkraumbewirtschaftung ist zu undifferenziert.“ Was darunter zu verstehen ist? „Im Juli und August könnte man die Parkraumbewirtschaftung lockerer sehen.“ Sprich: Kürzere Kurzparkzonen, wenn genügend Stellplätze vorhanden sind, weil die Wiener auf Urlaub weilen.

Für Neubau fordert Blimlinger Flexibilität während der vier Advent-Sonntage. Wenn die Spittelberg-Gegend von Autofahrern gestürmt werde (Stichwort: Weihnachtsmarkt), soll eine Kurzparkzone gelten: „Das ist natürlich eine Informationsfrage. Aber das funktioniert in anderen Städten auch!“

Verkehrsstadtrat Rudi Schicker ist von der Unzufriedenheit der Bezirke überrascht. „Wir haben durchwegs positive Rückmeldungen“, erklärt eine Sprecherin. Nachsatz: „Auch aus den Bezirken.“

AUF EINEN BLICK

Seit September 2007 gelten in den Wiener Parkpickerl-Bezirken die Kurzparkzonen bis 22 Uhr (mit Ausnahme der Geschäftsstraßen.) Die Parkplatzprobleme der Anrainer haben sich dadurch aber nicht verbessert, klagen die Bezirksvorsteher. Sie fordern jetzt von den Verkehrsplanern des Rathauses zum Teil drastische weitere Maßnahmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2008)

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