Wiener Wohnen: Das schwere Erbe des Werner Faymann

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Dem Leiter der Wiener Wohnen Hausbetreuung wird Miss- und Vetternwirtschaft vorgeworfen. Der Fall als Symptom der rund 13-jährigen Ära von Werner Faymann als Wiener Wohnbau-Stadtrat.

Nun hat es Herbert Jansky doch erwischt. Der Vertraute von Bundeskanzler Werner Faymann, eingesetzt als dieser noch Wohnbaustadtrat in Wien war, musste am Wochenende zurücktreten („Die Presse“ berichtete). Zu schwer wogen die Vorwürfe, angefangen von Misswirtschaft bis zur Vetternwirtschaft: Der Bruder von Faymanns Ex-Pressesprecher wurde als Chef der Wiener Wohnen Hausbetreuungs GmbH (WW-H) in die Wüste geschickt.

Die Ablöse des Chefs der WW-H, die ein Monopol bei der Betreuung der Wiener Gemeindebauten besitzt, ist ein spätes Echo der Ära Werner Faymann, die zwischen 1994 und 2007 nicht nur den Wiener Wohnbau geprägt, sondern auch eigene Spielregeln eingeführt hat; beispielsweise im Bereich der Medien-Kooperationen, die Faymann das Wohlwollen der „Kronen Zeitung“ und anderer Medien sicherten – lange vor dem EU-Brief an Hans Dichand. Und vor dem Sprung auf den Ballhausplatz.

Der Fall Jansky – symptomatisch für das enge, umfangreiche Netzwerk, das der Sonnyboy des Boulevards in Wien um sich gesponnen hat? Offiziell will kaum jemand diese Frage beantworten, selbst in Kreisen der Opposition. Immerhin hat Faymann weiterhin Vertraute an Schlüsselstellen in Wien, hat die „Krone“ im Rücken und „grundlos“ wollen selbst viele Oppositionspolitiker keinen Ärger beginnen.

Hinter vorgehaltener Hand wird die Ära Faymann in Wien aber nicht gerade als Goldenes Zeitalter gesehen – auch unter einigen Genossen. Die Konzentration auf Medien, Selbstvermarktung und den Aufbau von einflussreichen Kontakten ließen wenig Zeit, sich um wichtige Dinge im Wiener Wohnbau zu kümmern – zu sehen an den Aufräumarbeiten, die nun Wohnbaustadtrat Michael Ludwig übernehmen muss. Denn der Pragmatiker Faymann, der auch noch heute als Bundeskanzler besonders auf Harmonie bedacht ist, wollte bereits als Wohnbaustadtrat nicht anecken:
•Ausländer im Gemeindebau. In Faymanns Zeit als Stadtrat wurde betont, dass es keine Probleme mit Ausländern im Gemeindebau gibt – weil es offiziell Österreicher waren, also Migranten, die bereits die österreichische Staatsbürgerschaft besaßen. Kulturelle Missverständnisse nehmen durch die Staatsbürgerschaft nicht ab; erst in der Post-Faymann-Ära werden neue Mieter in ihre Gemeindebau-Wohnung begleitet, wo ihnen gesetzliche und kulturelle Spielregeln erklärt werden.

Und: Erst in der Post-Faymann-Ära gibt es die Erkenntnis, dass interkulturelle Mediatoren notwendig sind, um bei Konflikten zwischen Alt-Österreichern und Neo-Österreichern im Gemeindebau effektiv vermitteln zu können.

Und erst in der Post-Faymann-Ära wurde die Kooperation zwischen Integrations- und Wohnbauressort so intensiviert, dass die Zuwanderer bei ihrer Niederlassung (vor allem im Gemeindebau) länger und besser begleitet werden, um Konflikte aus Unwissenheit (Stichwort: kulturelle Gepflogenheiten) mit den Alt-Österreichern zu vermeiden.
•Videoüberwachung. Erst in der Post-Faymann-Ära wurde ein weiteres heißes Eisen angegriffen: die Videoüberwachung gegen Vandalismus läuft als Test in mehreren Gemeindebauten.
•Prestigeprojekte. Werner Faymann hat sich Prestigeprojekten und dem Neubau verschrieben, also Themen, die medial gut ankommen. Weniger wichtig waren die kleinen Gemeindebauten, behauptet der grüne Stadtrat David Ellensohn: „Prestigeprojekte wurden gefeiert, kleine Gemeindebauten aber verkommen.“
•Problemfall Verwaltung. Mietervertreter und Mieter hatten öfters kritisiert, dass Faymann nie zu sehen sei und Beschwerden in dem anonymen Wiener Wohnen Callcenter (eine Faymann-Erfindung) kaum ernst genommen werden.

Die Ochsentour durch Gemeindebauten, um deren Mieter (SP-Kernwähler) zu besänftigen, musste Faymann-Nachfolger Michael Ludwig antreten. Gleichzeitig leitete Ludwig eine Befragung der Mieter der Stadt ein, um Wünsche und Beschwerden zu ermitteln und kündigte an, sich den wichtigsten Problemfeldern (Betriebskostenabrechnung, Hausbetreuung) anzunehmen – was ihm Lob von Mietervertretern eingebracht hatte.

Dabei: Ludwig macht nur seinen Job. Anders als der Vorgänger.

AUF EINEN BLICK

Der damalige Wohnbaustadtrat Werner Faymann machte 2002 Herbert Jansky, den Bruder seines Pressesprechers, zum Prokuristen der später zum Leiter der neu gegründeten Wiener Wohnen Hausbetreuungs GmbH aufstieg. Sie besitzt das Monopol für die Betreuung der städtischen Wohnhäuser. Nun holte Faymann diese Personalentscheidung ein: Jansky musste nach schweren Vorwürfen (Misswirtschaft, Vetternwirtschaft) zurücktreten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2009)

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