Laxenburg: Ein Park mit Burg und Schlössern

Eine der zwei Löwenskulpturen vor der Löwenbrücke im Schlosspark in Laxenburg.
Eine der zwei Löwenskulpturen vor der Löwenbrücke im Schlosspark in Laxenburg.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Wenige Kilometer vor Wien gibt es mit dem Schlossgarten Laxenburg ein Ausflugsziel, das historisch Interessierten ebenso viel bietet wie Naturbegeisterten. Tretbootfahrt inklusive.

Die Wahrscheinlichkeit, dass man hier an einem Frühlingstag einer Braut in weißem Kleid über den Weg läuft, die sich in Stöckelschuhen über den Schotter müht, ist sehr hoch: Das niederösterreichische Laxenburg ist eine beliebter Ort für Hochzeiten.

Und Hochzeitsfotos. An romantischen Kulissen mangelt es im so prächtigen wie riesigen Schlosspark wahrlich nicht: Da wäre die bekannte Franzensburg beim hübschen Teich (kitschig schön). Oder das Alte Schloss im Park. (Auch ziemlich schön.) Oder das zweite Schloss, der – nicht zufällig in Schönbrunngelb gehaltene – Blaue Hof, den Maria Theresia ab 1756 um- und ausbauen ließ und der unübersehbar gleich beim Eingang in die gewaltige Parkanlage liegt. Von den vielen kleineren Gebäuden (und potenziellen Fotomotiven) ganz zu schweigen.

Jeder Stammbesucher, und von denen gibt es nicht zuletzt wegen der Nähe zu Wien viele, hat wohl seinen Lieblingsort im Schlosspark. Vorbei an der Kassa, steht man vor der Entscheidung: Schlägt man sich zuerst nach links? Oder nach rechts? Einen kompletten Rundgang durch den Park mit seinen 250 Hektar wird man wohl wie so oft nicht schaffen. Außer man hat sehr, sehr viel Zeit (und ein gutes Picknick) mit.

Man entscheidet sich für rechts, hier lässt auch die erste architektonische Attraktion nicht lang auf sich warten. Das Alte Schloss, in dem das Filmarchiv Austria seine Büros hat, wird seinem Namen gerecht: Es dürfte sich um das älteste noch erhaltene Gebäude auf dem Areal handeln, stammt es doch aus dem 12. Jahrhundert.

Ursprünglich ein Jagdschloss, wurde es, als die Herren von Lachsenburg ausgestorben waren, im 14. Jahrhundert von den Habsburgern übernommen und ausgebaut. Durch die Höfe – hier erkennt man noch Bauteile aus dem Mittelalter – spazierend verlässt man die Schlossanlage auf der anderen Seite wieder durch ein Tor, der Weg führt scheinbar endlos in die Ferne, links und rechts von dicht bewachsenem Wald umrandet.

Hatte man vor dem Eingang wegen der (auch an Wochentagen) voll belegten Parkplätze und der Reisebusse schon Bedenken, der Park könnte etwas überlaufen sein, werden diese spätestens hier entkräftet: Über weite Strecken begegnet einem – mit Ausnahme zweier Gärtner – im Grünen niemand. Die Besucher verteilen, ja verlieren sich fast in der großen Parkanlage, die wegen ihrer Orientierung an französischer, später auch englischer Gartenarchitektur als eine der wichtigsten Europas gilt. Der Park bietet ausreichend Platz für viele Besucher, die sich hier nicht ansatzweise auf die Füße steigen. Kein Vergleich zum Schönbrunner Schlosspark, der noch an jedem Tag des Jahres überlaufen war. Sehr voll ist es in Laxenburg eigentlich nur am zu Recht sehr beliebten Kinderspielplatz gleich bei der Löwenbrücke mit ihren mächtigen Löwenskulpturen, auf dem Menschen mit Kindern oft länger hängen bleiben als ihnen lieb ist.

Wer aber vom Alten Schloss nicht Richtung Spielplatz geht, sondern über die Löwenbrücke, entdeckt nach wenigen Minuten zu seiner Rechten im Wald den historischen Eiskeller: Der Hügel, in dem man alte Eingänge entdeckt, die eher an eine Höhle erinnern, wirkt heute etwas verfallen und erinnert kaum noch an früher, als er als Kühlraum für die Lebensmittel der Schlossherren gedient hat.

Biegt man nach dem Eiskeller in den linken Weg ein, erreicht man eine idyllische Lichtung, auf der mehrere Waldwege aufeinandertreffen: Hier steht das Grüne Lusthaus, ein Pavillon, der, wie im Buch „Der Schlosspark Laxenburg“ nachzulesen ist, der Lieblingsort von Kaiserin Maria Theresia gewesen sein soll. Angeblich hat sie hier immer wieder Karten gespielt. Dianatempel wird das Lusthaus auch genannt, das also der Göttin der Jagd gewidmet ist und daran erinnert, dass Laxenburg einst ein Jagdgebiet war.

Waldstern nennen sich die acht Achsen, die hier beim Grünen Lusthaus zusammenlaufen – charakteristisch für eine barocke Gartenanlage. Vom Lusthaus besteht zudem eine Sichtachse zum etwas weiter entfernt liegenden Concordia-Tempel, den man über den wunderbar malerischen Karolinenhain erreicht, der im Zuge der Parkerweiterung unter Joseph II. nach englischem Vorbild entstanden ist. Der geradlinig angelegte Forstmeisterkanal, den man auf dem Weg zum Concordia-Tempel quert, ist ein Zeugnis der barocken Gartengestaltung. Ursprünglich war hier, um den geraden Charakter des Wasserlaufs zu unterstreichen, eine Allee an Pappeln gepflanzt. Später empfand man das als zu starr und ließ an vielen Stellen Linden und andere Bäume wachsen, um dem Kanal natürlicher wirken zu lassen.

Dann hat man endlich den Rundtempel erreicht, der – wie der Name Concordia (Eintracht) – verrät, als Symbol für die Eintracht der Völker und vor dem Hintergrund der Französischen Revolution 1795 errichtet wurde.

Über Wiesen, Haine, kleine Waldstücke geht es weiter in Richtung des großen Schlossteichs mit seinen sieben Inseln, auf einer thront das wohl bekannteste Bauwerk Laxenburgs, die Franzensburg. Namensgebend ist Kaiser Franz II., ein weiterer Habsburger, der eine große Vorliebe für Laxenburg gehabt hat und der – wie viele seiner Vorgänger – den Park erweitern, umgestalten und zu einem englischen Landschaftsgarten umgestalten ließ. Historisch interessierte Besucher können das Burginnere im Zuge einer Führung (und nur so) besichtigen, die mehrmals täglich (Kosten: 10 Euro) angeboten wird. Die Franzensburg ist aber auch für alle anderen Besucher ein Höhepunkt, vor allem die Fahrt mit der Fähre über den Teich zur Burg. Schon 1811 wurde die erste Fähre in Betrieb genommen, das heutige Schiff stammt aus den 1960ern. Idyllischer geht es fast nicht mehr.

Außer man mietet sich beim Bootsverleih ein Tret- oder Elektroboot und erkundet den Teich selbst, vielleicht sogar bis ganz nach hinten zur Marianneninsel. Entengeschnatter, Sonnenschein und hübsche Fotomotive sind selbstredend dabei. Das volle Programm also.

Buchtipp: „Der Schlosspark Laxenburg“ von Géza Hahós u. Edith Bódi. Erhältlich im Museumsshop.

Laxenburg

Der Schlossgarten Laxenburg, Schlossplatz 1, 2361 Laxenburg, ist täglich ab 10 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen 2,30 Euro Eintritt, Kinder (6-14) einen Euro.

Am kommenden Wochenende findet das „Natur im Garten“-Fest im Schlosspark statt, Sa und So, 10 bis 18 Uhr – der Eintritt ist frei. www.schloss-laxenburg.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.05.2016)

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