Nach einem Hagelunwetter im Bezirk Waidhofen an der Thaya vergangene Woche wurde am Sonntag Bilanz gezogen. Die L59 bleibt bis auf weiteres geschlossen.
Das Hagelunwetter im Bezirk Waidhofen an der Thaya am vergangenen Donnerstagabend ist ein Tornado gewesen. Das Bezirksfeuerwehrkommando berief sich am Montag in einer Aussendung auf die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), die ebenfalls von "einem solchen Wetterereignis" spreche.
Bei einem Lokalaugenschein am Sonntag seien die massiven Schäden im sogenannten Holzgraben, dem Abschnitt der L59 zwischen Karlstein und Waidhofen a.d. Thaya, sichtbar geworden. Das Ausmaß lässt laut Feuerwehr "auf außergewöhnliche Windgeschwindigkeiten schließen". Bäume seien regelrecht abgedreht und sogar samt den Wurzelstöcken herausgerissen worden. "Stellenweise rutschten Hänge mit den Bäumen ab. Baumstämme mit einem Durchmesser von etwa 60 Zentimetern wurden wie Zahnstocher abgebrochen."
Die L59 im Bereich Holzgraben bleibt bis auf weiteres gesperrt. Durch die umgestürzten Bäume wurden die Fahrbahn und Verkehrseinrichtungen beschädigt, "die ein gefahrloses Befahren unmöglich machen", berichtete die Feuerwehr. An der Schadensbeseitigung arbeiten private Forstunternehmen und die Straßenmeisterei.
Stichwort: Tornado
Tornados sind Wirbelstürme, die bei großen Temperaturunterschieden entstehen. Sie haben die Gestalt eines rotierenden Schlauchs, der von einer Regenwolke bis zum Erdboden reicht. Trotz ihres relativ geringen Umfangs verfügen sie über die stärkste Energie aller Wirbelstürme und können schwerste Verwüstungen anrichten.
Die Windgeschwindigkeit innerhalb des Wirbels mit einem Durchmesser von einigen Dutzend bis zu wenigen 100 Metern kann in Extremfällen bis zu 500 Stundenkilometer betragen. Schon nach relativ kurzer Zeit verschwinden die Wirbel wieder, können aber innerhalb ihrer kurzen Lebensdauer bis zu etwa 30 Kilometer weit ziehen.
Meist entstehen die Wirbelstürme bei Gewittern. Wenn an der Erdoberfläche die Luft stark erhitzt wird, steigt sie hoch und ballt sich zu Gewitterwolken. Bei heftigen Gewitterböen kann die Steiggeschwindigkeit bis zu 40 Meter pro Sekunde betragen. Die Luft unter der Böe beginnt dann immer schneller zu rotieren und bildet den typischen Schlauch aus aufgewirbeltem Staub. Da aus jeder starken Gewitterzelle ein Wirbel entstehen kann, ist die Vorwarnzeit äußerst kurz: Trotz ausgefeilter Radartechnik können Tornados im besten Fall einige Stunden vorher festgestellt werden.
Tornados sind in Österreich gar nicht so selten: Zwischen 1951 und 2003 sind 88 solche Wirbelstürme registriert worden. Eine entsprechende Statistik haben Klimatologe Otto Svabik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und Alois Holzer vom Kompetenzzentrum für lokale Unwetter in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Jahr 2010 erarbeitet.
APA/Red.
(APA)