Mit Seil über die Mur: Protest gegen Kraftwerk

MURKRAFTWERK: RODUNGEN AM UFER BEGONNEN
MURKRAFTWERK: RODUNGEN AM UFER BEGONNENAPA/ALDRIAN
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Umweltschützer kämpfen gegen den Bau des Murkraftwerks. Einige drangen nun auf die Baustelle vor.

Graz. Seit Montag laufen die Rodungen für das umstrittene Murkraftwerk in Puntigam. Die Gegner des Projekts kämpfen aber weiter mit Aktivismus dagegen. So drangen am Donnerstagnachmittag mehrere Menschen auf das Baustellengelände ein. Eine Frau hielt sich an einem Seil über dem Fluss fest. Drei andere Demonstranten ketteten sich an Bäume. Letztere verließen nach Aufforderung das Gelände, die Frau wurde von Polizisten abgeseilt und von einem Feuerwehrboot aufgenommen.

Verschiedene Umweltschutzgruppen setzten am Donnerstag ihren Widerstand gegen den geplanten Bau in Graz-Puntigam fort. Die meisten hielten sich außerhalb des Baustellengeländes auf, die Polizei schätzte ihre Anzahl auf rund 30. Allerdings habe auch ein Kommen und Gehen geherrscht. Schon am Mittwoch hatten Paddler immer wieder versucht, die Arbeiten vom Wasser aus zu behindern.

„Nichts gegen Protest“

Gegen Protest im Umfeld des Projekts sei nichts einzuwenden, sagte ein Sprecher der Energie Steiermark, „aber auf der Baustelle sind wir für die Sicherheit verantwortlich“. Die für den Bau erforderlichen Rodungen seien auch weitgehend abgeschlossen.

Das Projekt sorgt in Teilen der Bevölkerung jedenfalls für Emotionen. So forschte das steirische Landesamt für Verfassungsschutz den mutmaßlichen Verfasser einer Serie von Drohbriefen aus, die an Personen aus Politik und Wirtschaft in Zusammenhang mit der Errichtung des Murkraftwerks gerichtet waren. Der Grazer hatte die Drohbriefe handschriftlich verfasst und von Dezember 2016 bis Jänner 2017 per Post verschickt. Der 58-Jährige ist teilweise geständig, er wurde angezeigt.

Fertigstellung 2019

Das Murkraftwerk wird von der Energie Steiermark mit Beteiligung der Energie Graz gebaut. Weitere Investoren sollen nach Ankündigung von Politik und Energie Steiermark in den kommenden Wochen einsteigen. Bis 2019 soll die Staustufe fertig sein und eine Leistung von rund 17 MW bringen. Auch Umweltmaßnahmen müssen dafür getroffen werden, unter anderem eine Neubepflanzung, die im Umweltverträglichkeitsbescheid festgeschrieben ist. Die Rodungsarbeiten begannen übrigens just am Tag nach der Gemeinderatswahl. Auf politischer Seite sprach sich der Gemeinderatsklub der Grazer Grünen in einer Aussendung für „einen Baustopp und eine politische Nachdenkpause“ aus. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2017)

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