"In der Schule waren wir unbeliebt"

Ein Screenshot von einem ihrer Videos
Ein Screenshot von einem ihrer VideosViktoriaSarina auf YouTube
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Mit ihren Videos haben die Grazerinnen fast eine Million Abonnenten auf YouTube gesammelt. Ein Gespräch über nervöse Anfänge vor der Kamera, Zuspruch von Fans und die Angst vor dem Ende.

Wie habt ihr euren Weg auf YouTube gefunden?

Wir hatten vor YouTube einen Fashionblog und dort haben uns immer wieder Leser danach gefragt, ob wir denn nicht mal Videos hochladen könnten, weil sie uns gerne in Bewegung und Aktion sehen möchten. Oh Mann, wir waren so was von nervös. Unser erstes Video haben wir ungefähr 100 mal gedreht bevor wir es hochgeladen haben. Und dann hat es auch noch ziemlich lange gedauert bis wir nicht mehr total nervös und zittrig vor der Kamera saßen. Man kann sich das vielleicht nicht vorstellen, aber es ist ein ziemlich langer Prozess bis man man selbst vor der Kamera sein kann.

Wann genau habt ihr angefangen?

Unser erstes Video haben wir 2013 veröffentlicht. 2015 haben wir 100.000 Abonnenten erreicht, richtig losgegangen ist es letztes Jahr. Warum, das ist die Frage. Vermutlich, weil uns ein You-Tube-Algorithmus besser gereiht hat. Im Vorjahr haben wir in einem einzigen Monat einmal 100.000 Abonnenten dazu bekommen.

Was haben eure Eltern und Freunde zu eurer Karriere gesagt.

Anfangs haben wir eigentlich niemandem davon erzählt, weil wir es erstmal nur für uns ausprobieren wollten und erst als es so richtig zum Hobby und auch Teil unseres Lebens wurde, haben wir es unseren Familien erzählt. Die fanden das von Anfang an cool und haben sich einfach gefreut, dass wir etwas gefunden haben, in das wir so viel Leidenschaft und Freude stecken. Bei unseren Freunden gab es leider auch den ein oder anderen der das Ganze eher belächelt hat und vielleicht sogar peinlich gefunden hat. Heute sind unsere Eltern sehr stolz auf uns. Alle Freunde die wir jetzt noch haben, finden es auch richtig cool, wie wir das mit YouTube machen und interessieren sich dafür.

Ihr zählt zu den österreichischen YouTuberinnen mit den zweitmeisten Followern. Habt ihr das erwartet?

Nein das haben wir niemals erwartet! Und so blöd es auch klingen mag, wissen wir nicht wirklich genau, warum das so gekommen ist. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir in der Schule immer unbeliebt waren und plötzlich gibt es da so viele Menschen, die uns mögen und unterstützen. Das ist ein wunderschönes Gefühl. Vielleicht ist ein Grund dafür, dass unsere Videos so gut ankommen, dass wir zu zweit in den Videos sind. Weil jeder von uns etwas von seiner Art mit ins Video bringt, wissen wir nie wohin uns der Weg führt und es kommen oft sehr lustige Situationen dabei heraus. Und eine Sache die auf YouTube sehr, sehr wichtig ist, woran wir uns immer gehalten haben, ist dass wir regelmäßig hochladen. Egal ob wir krank, auf Reisen oder sonst wo sind, an unsere Videotage halten wir uns.

Was macht ein gutes Video aus und welche "Themen" ziehen?

Einerseits sollte das Video etwas von der eigenen Persönlichkeit haben, so dass man nicht austauschbar ist. Technisch gesehen sind gute Belichtung, Bild- und Tonqualität sehr wichtig, also kein Rauschen oder Echo im Hintergrund und keine störenden Schatten oder Unschärfe. Im Schnitt kann man auch noch ganz viel aus einem Video rausholen, indem man langweilige Passagen entfernt oder verkürzt. Und bei den Themen gibt es kein wirkliches Geheimrezept. Das kommt einerseits drauf an was für einen Kanal man betreibt und welche Menschen abonniert haben. Immer mal wieder gibt es Trends, die extrem gerne geschaut werden und wenn die themenmäßig zu einem passen, kann man da mitmachen. Das sind oft spezielle Challenges oder so. 

Wie viele Stunden die Woche arbeitet ihr?

Einen typischen Tagesablauf gibt es nicht wirklich. Am Vorabend besprechen wir immer was am nächsten Tag zu erledigen ist und teilen uns dann so die Zeit ein. Grob zusammen gerechnet kommen wir locker auf 40 Stunden Arbeit jeweils. Videos zu planen, zu drehen, zu schneiden und hochzuladen dauert länger als man als Außenstehender annehmen mag. Und dazu kommen noch zig E-Mails die wir jeden Tag beantworten, die Steuern und verschiedene Termine.

Abgesehen von YouTube: Was für eine Ausbildung macht ihr gerade?

Wir studieren beide Germanistik, sind 20 Jahre alt und kennen uns schon seit dem Kindergarten und wir wohnen nur eine Minute voneinader entfernt, was das Videodrehen um einiges einfacher macht.

Wie verdient ihr euer Geld?

Diese Frage möchten wir nicht beantworten. Aber wir können von YouTube leben. Es ist wie ein ganz normaler Job, so wie andere Studenten auch nebenbei arbeiten.

Es gibt immer wieder die Kritik, dass gerade Youtuber mit ihren Videos Schleichwerbung machen und junge Menschen zu sehr beeinflussen. Wie seht ihr das?

Schleichwerbung war mal ein großes Thema, das auch durch die Medien ging aber mittlerweile ist das ziemlich gut geregelt, weil es  Leitfäden gibt an die man sich halten kann. Früher gab es das nicht, deshalb haben viele YouTuber wahrscheinlich sogar unbeabsichtigt Schleichwerbung gemacht.

Kritisch wird es dann, wenn Produkte beworben werden ohne, dass man das Produkt auch wirklich mag und gut findet. Wir machen sowieso sehr, sehr wenige Kooperationen und wenn wir welche machen, entscheiden wir da sehr genau: Das Produkt muss uns gefallen und wir wollen keine zu genauen Vorgaben bekommen, wie wir es bewerben sollen. Also wir würden niemals einen Text aufsagen und wir sagen auch nur zu Produkten Ja die gut in unsere Videos passen und für die wir uns nicht erstmal eine Videoidee aus dem Ärmel schütteln müssen. Alles andere wäre einfach nicht ehrlich.

Wo seht ihr YouTube kritisch. Was sind Dinge, die euch Angst machen?

Das ist wahrscheinlich die Schnelligkeit dieser Plattform. Wir haben schon so oft mitbekommen wie ein YouTuber eine zeitlang sehr gehyped wurde und danach interessiert sich niemand mehr für ihn. Diese Schnelllebigkeit kann einem schon Angst machen, wenn man darüber nachdenkt. Denn vielleicht will irgendwann auch niemand mehr unsere Videos sehen. 

Was für eine Persönlichkeit muss ein YouTuber mitbringen?

Darüber haben wir erst vor Kurzem gesprochen und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass man doch auf so viele unterschiedliche Arten sympathisch sein kann, auf eine quirlig aufgedrehte, auf eine ruhige und einfühlsame, auf eine witzige, eine intelligente etc. Es gibt so viele unterschiedliche Personen die YouTube Videos schauen und genauso unterschiedlich können auch die YouTuber sein. Aber eine gute Grundvoraussetzung sind ein gewisser Ehrgeiz, dass man nach fünf Videos nicht gleich wieder aufhört und das Bedürfnis, seine Qualität zu steigern. Außerdem Ideenreichtum, Selbstreflexion und Kreativität. Viele Leute nehmen an, dass man als YouTuber super extrovertiert sein muss, aber das stimmt gar nicht. Wir sind auch schüchtern und sehr nachdenklich (das war auch mit ein Grund warum wir zu zweit einen Kanal gegründet haben) aber wenn einem das Video drehen wirklich Spaß macht, ist das wirklich kein Problem. Jeder der Lust auf YouTube hat, sollte es mal ausprobieren und erst dann kann man merken, ob es etwas für einen ist oder nicht.

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