Stadtflucht

Das Bergwerk über Hallstatt

Bevor es in das Bergwerk geht, kann vom Rudolfsturm aus der Ausblick genossen werden.
Bevor es in das Bergwerk geht, kann vom Rudolfsturm aus der Ausblick genossen werden.(c) Karin Schuh
  • Drucken

Mit wenig sommerlichen Temperaturen – konstanten sieben Grad – ist es in den Salzwelten Hallstatt erfrischend kühl. Ein Rundgang durch die 7000-jährige Geschichte des Salzabbaus.

Dass zu viel Schönheit schnell einmal kitschig werden kann, lässt sich in Hallstatt gut beobachten. Natürlich ist es ein hübscher Ort, in dem knapp 800 Menschen wohnen – aber eine Vielzahl davon kommt jährlich zu Besuch. Weniger schön sind hingegen die zahlreichen Schilder, die darauf hinweisen müssen, dass das hier kein Museum ist, sondern ein Wohnort, oder auch die vielen Selfiesticks und Souvenirshops, die asiatischen Touristen heimisches Kunsthandwerk aber auch Ramsch made in China verkaufen.

Man kann aber davor flüchten, an einen Ort, den die Chinesen wohl nicht so schnell nachbauen werden (wie die Hallstatt-Kopie in Guangdong, die 2012 eröffnet wurde). Zum Beispiel in die Salzwelten Hallstatt, die einen Rundgang durch das Bergwerk und einen Einblick in die 7000-jährige Geschichte des Salzabbaus bieten. Allein ist man zwar auch dort nicht. Dank der konstanten sieben Grad kann man aber auch ein bisschen vor der Hitze flüchten (weshalb warme Kleidung und feste Schuhe empfohlen werden).

Wer die Salzwelten besuchen will, muss zuerst den Berg hinauf, auf das Hallstätter Hochtal. Das wird meist mit Hilfe der Salzbergbahn erledigt. Es gibt auch die Möglichkeit, die 300 Höhenmeter zu Fuß über einen steilen Weg zu erklimmen, es nutzt sie nur kaum jemand. Oben angelangt geht es zuerst zu einer Aussichtsplattform beim Rudolfsturm, die man über einen Skywalk namens Dr.-Androsch-Brücke erreicht. Und dort gibt es den Welterbeblick bzw. World Heritage View, von dem aus man den historischen Ortskern und natürlich den Hallstätter See erblickt. Welterbefotoplattform wäre vielleicht ein besserer Begriff, aber gut, man kann sich den Blick ja dann daheim in Ruhe anschauen.

Prähistorischer Friedhof

Um in die Tiefen des Bergwerks zu gelangen, muss noch ein gut 15-minütiger Weg absolviert werden. Schautafeln informieren über den prähistorischen Friedhof, auf dem vom 8. bis zum 4. Jahrhundert v. Chr. vor allem Bergleute begraben wurden. Ein Schaugrab ist hier ebenso zu besichtigen wie ein Gedenkbrunnen und die Barbarakapelle. Eine Bronzehütte und die „Alte Schmiede“, in der Archäologen des Naturhistorischen Museums Wien arbeiten, machen deutlich, dass das hier nicht nur das älteste, noch aktive Salzbergwerk der Welt ist, sondern auch eine archäologische Fundstätte.

Oben angelangt geht es über das Knappenhaus (in dem auch Wanderer Tickets für die Salzwelten kaufen können) in das Bergwerk, das nur bei geführten Touren besichtigt werden kann (alle halben Stunden). Zuerst werden Schutzanzüge für alle ausgeteilt, die ein bisschen an einen Blaumann erinnert (nur eben in rot, lila oder grün).

Eine engagierte Führerin begleitet die Gruppe (in Deutsch und Englisch) durch den Berg. Betreten wird er durch den 1719 eröffneten Christinastollen. Bis zu 400 Meter geht es unter die Erde – im Gänsemarsch durch lange Stollen. Anfangs wird dazu düstere Musik eingespielt – immerhin ist das hier eine Erlebniswelt. Von den insgesamt 65 Kilometern sind gut 22 für Besucher begehbar. Kurz darauf ist schon die erste Attraktion erreicht, eine Bergmannsrutsche – die sei aber lediglich zum Üben, wie die Führerin erklärt (es gibt auch eine Treppe für Rutschenverweigerer).

Wesentlich länger ist die zweite Rutsche etwas später, auf der man auch fotografiert wird. Es gibt eine Reihe an weiteren Attraktionen, von einer Lichtshow über eine Multimediashow, die die Geschichte des Salzes bis vor 250 Millionen Jahren erklärt, eine sprechende Bergarbeiter-Puppe, die die Geschichte vom „Mann im Salz“ erzählt (eine gut konservierte Leiche eines prähistorischen Bergmanns, die 1734 gefunden, dann aber am Dorffriedhof begraben wurde) bis hin zu einer Grubenbahn, die durch einen teils sehr schmalen Stollen wieder hinausführt.

Faszinierend ist vor allem das Wissen um die Geschichte des Bergwerks, deren Stollen bereits vor mehr als 3000 Jahren händisch von Menschen geschlagen wurden. Oder eine archäologische Sensation, die man hier vielleicht nicht vermuten würde: die älteste Holzstiege Europas (aus der Bronzezeit) wurde 2002 hier entdeckt, restauriert, und rund um sie wurde ein Bronzezeitkino gebaut. All das führt dann doch zu einem etwas anderen Blick auf Hallstatt.

Auf einen Blick

Salzwelten Hallstatt

Öffnungszeiten: täglich 9.30 bis 16.30 Uhr (im Herbst bis 14.30 bzw. 15 Uhr; von Dezember bis März geschlossen).

Salzbergbahn Hallstatt

Tägl. 9 bis 18 Uhr (bis 24. 9., danach bis 16 bzw. 16.30 Uhr), www.salzwelten.at
Kombiticket: 30 Euro/Erwachsene, 15 Euro/Kinder (kein Zutritt für Kinder unter vier Jahren); feste Schuhe und warme Kleidung werden empfohlen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Ehrenamtliche Eisenbahnfreunde wie Reinhard Popp (li.) und Albert Malli erhalten den Betrieb der historischen Höllentalbahn als Museumsbahn am Leben.
Österreich

Auf schmalen Spuren durch das Höllental

Seit 40 Jahren sorgen Eisenbahnliebhaber dafür, dass die historische Höllentalbahn nach wie vor in Betrieb ist. Sonn- und feiertags kann man sich auf eine nostalgische Zugfahrt begeben, die nicht nur Zug-Auskennern Spaß macht.
Einer der Waggons, mit denen B&B Bluetrain etwa nach Gmunden oder nach Venedig fährt.
Österreich

Waggons aus aller Herren Länder

Das private Zugunternehmen B&B Bluetrain bietet Erlebnisfahrten an – im Luxuswaggon.
Auf Granitfelsen wurde die Burg Rappottenstein im Waldviertel einst erbaut – und später erweitert.
Österreich

Die Burg, in der nur die Stunden zählen

Mächtig thront die Burg Rappottenstein auf einem Felsen im Waldviertel. Die Tour durch die historisch gewachsene Festungsanlage führt nicht nur durch mehrere Bauepochen – sondern auch ins Verlies.
Blick vom Ufer des Ottensteiner Stausees auf die Ruine Lichtenfels.
Österreich

Im Tretboot oder Kanu über den Stausee

Malerisch, verwunschen – und ein Ziel für Wassersportler: der Stausee Ottenstein im Waldviertel.
Im ehemaligen Stadtgefängnis Tulln befindet sich seit 1990 – dem 100. Geburtstags des Malers – das Egon-Schiele- Museum.
Österreich

Auf den Spuren des jungen Egon Schiele

Wer Tulln besucht, kommt am berühmtesten Sohn der Stadt nicht vorbei: Das Schiele-Museum zeigt aktuell Natur- und Stadtlandschaften des Künstlers. Auf dem Bahnhof Tulln kann man die Wohnung seiner Kindheit besichtigen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.