Mit dem Gokart ins Tal

Eine kurze Einführung, dann geht es los ins Tal.
Eine kurze Einführung, dann geht es los ins Tal.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Wandern? Kann jeder. Auf der Gemeindealpe kann man den kurvenreichen Weg ins Tal auf einem Mountaincart absolvieren, mit bestem Blick auf die Berge.

Natürlich kann man auch einfach hinunterwandern, ganz traditionell. Oder aber man ist ein bisschen mutig und abenteuerlustig, schnappt sich ein Mountaincart (eine Art Gokart für den Berg) und fährt, je nach Mut, Lust und Laune, schnell oder halbwegs gemächlich hinunter ins Tal.

Die Gemeindealpe in Mitterbach am Erlaufsee in Niederösterreich, gute zwei Autostunden von Wien entfernt, ist auch im Herbst ein dankbares Ausflugsziel. Gerade auch für Menschen, die nicht unbedingt lang wandern, trotzdem aber eine wunderbare Aussicht genießen und Bergluft schnuppern wollen. Entspannt ist schon der Weg hinauf (außer natürlich, man geht überhaupt zu Fuß): Ein Vierersessellift bringt einen von der Talstation von rund 800 Metern Seehöhe auf knapp 1300 Meter zur Mittelstation, zehn Minuten geht die Fahrt bergauf.

Zwei Sessellifte. Von der Mittelstation führt dann ein weiterer Sessellift (diesmal ein Zweier-) ganz hinauf auf die Gemeindealpe: Wer sich nicht gleich mit dem Mountaincart bergabstürzen will, sollte die weiteren 15 Minuten idyllischer Fahrt bergauf auf jeden Fall einplanen. Schon der Weg hinauf dankt mit einem wunderbaren Ausblick, schaut man links über die Schulter, sieht man den großen Erlaufsee, ringsum Berge, Berge, Berge. Ganz oben wartet auf Kinder ein netter Spielplatz, direkt beim Terzerhaus, das vor ein paar Jahren neu eröffnet wurde und dementsprechend modern daherkommt. Der Ausblick ist sowohl von der Terrasse als auch vom verglasten Innenraum fantastisch.

Dann aber geht es wieder bergab, bis zur Mittelstation, auch hier gibt es mit dem s'Balzplatzerl (nein, den Namen muss man nicht lustig finden) eine kleine Gasttube für Trink- und WC-Pausen. Die netten Herren vom Mountaincarts-Verleih (wie es sich am Berg gehört, ist man hier ausnahmslos per Du) helfen einem dann dabei, den richtigen Helm und das richtige Mountaincart zu finden: Da hier mit 125 Carts die größte Mountaincart-Flotte der Welt steht, gibt es diese in diversen Ausführungen. Das kleinste eignet sich schon für Kinder ab acht Jahren (sofern sie schon über 1,40 Meter groß sind), jüngere Kinder fahren vor den Eltern sitzend in einem größeren Cart mit.

Eine kurze Einführung, dann geht es los. Ein bisschen fühlt man sich wie in dem alten Nintendo-Spiel „Super Mario Kart“, wenn man das erste Mal ziemlich nah am Boden hinter der Lenkstange sitzt. Die Carts haben vorn einen kleinen, hinten zwei bulligere Reifen und lassen sich sehr leicht und problemlos lenken und bremsen. Das schaffen vermutlich auch schon Achtjährige ganz gut: Ob man ihnen die Fahrt hinunter auf meist breiten Wegen dennoch allein zutraut, ist eine andere Frage: Zwar gibt es an vielen Kurven Sicherheitsnetze, zwischendurch aber auch ungesicherte Stellen. Wer auf Nummer sicher gehen will, nimmt sich ein größeres Cart und setzt das Kind vor sich.

Die Fahrt hinunter ist, großer Pluspunkt hier, mit 4,5 Kilometern eine ungewöhnlich lange – und macht richtig Spaß. Speziell, wenn man sich nach den ersten Minuten voller Konzentration entspannt, zurücklehnt und sich nach und nach mehr Tempo zutraut. (Und gerade, als man glaubt, man sei schon unverschämt schnell unterwegs, wird man von zwei jungen Männern in abartig rasantem Tempo überholt.)

Eine Sonnenbrille ist bei der Fahrt (auch wenn das Wetter keine erfordern würde) Pflicht: Staub und Steinchen könnten einem sonst in die Augen geraten. (Wer keine mithat, kann sich an der Kassa eine Einwegbrille kaufen.) Es gibt recht viele Kurven, alle sind auch für unerfahrene Kartfahrer gut bewältigbar. Zwischendurch ist es aber durchaus holprig – für Menschen mit Rückenproblemen könnte das Angebot also weniger geeignet sein.

Richtig steil wird es so gut wie nie, im Gegenteil: Zwischendurch geht es auch recht flach dahin. Wer also sehr vorsichtig fährt und zu viel bremst, muss mitunter absteigen und schieben (und das macht nicht wirklich Spaß). Auch in den letzten Kurven vor der Talstation sollte man nicht zu stark bremsen, sonst muss man die paar Meter vor den Augen der anderen Kartfahrer mühsam zu Fuß absolvieren.

Ein Stopp beim See. Wer von der Fahrt mit dem Mountaincart hungrig geworden ist, findet bei der Talstation mit dem Gasthof Grabner eine weitere Einkehrmöglichkeit. Wem eine Fahrt nicht genug war, der kann sich gleich wieder beim Sessellift anstellen. In den warmen Monaten empfiehlt sich ein Stopp beim Erlaufsee, einer wunderschönen, wenn auch kühlen Bademöglichkeit, nur wenige Minuten mit dem Auto entfernt. Die Anreise zur Gemeindealpe ist übrigens nicht nur mit dem Pkw möglich, sondern auch von St. Pölten aus: Die Mariazellerbahn bleibt auch in Mitterbach stehen (Fahrplan unter: www.mariazellerbahn.at)

Mountaincarts

Auf der Gemeindealpe in Mitterbach am Erlaufsee (NÖ) kann man von der Mittelstation aus mit dem Mountaincart auf 4,5 Kilometern Länge ins Tal fahren. Ticket für Mountaincart und Sessellift: 21 Euro für Erwachsene, Kinder zahlen acht (6 bis 8 Jahre) bzw. 12 Euro (bis 14 Jahre) Die Saison geht noch bis 29. Oktober. Infos: www.gemeindealpe.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2017)

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