Infusion verwechselt: 61-Jähriger in Spital gestorben

Das Landeskrankenhaus Kirchdorf in Oberösterreich auf einem undatierten Archivbild.
Das Landeskrankenhaus Kirchdorf in Oberösterreich auf einem undatierten Archivbild.FOTOKERSCHI.AT/WERNER KERSCHBAUM
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In einem oberösterreichischen Spital ist es zu einer tödlichen Medikamentenverwechslung gekommen: Ein Mann erhielt eine falsche Infusion und starb wenige Tage später. Es gibt weitere Verdachtsfälle.

Ein 61-jähriger Oberösterreicher ist nach einer Medikamentenverwechslung im Landeskrankenhaus Kirchdorf gestorben. Ihm wurde von einem Pfleger die falsche Infusion verabreicht. Dieser wurde beurlaubt. Es gibt drei weitere Verdachtsfälle, teilte der Krankenhausbetreiber Gespag am Freitag mit. Die zuständige Staatsanwaltschaft Steyr ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung.

Der 61-Jährige wurde am vergangenen Samstag mit dem Notarzt mit der Diagnose Vorhofflimmern eingeliefert und in die Intensivstation gelegt. Der Arzt verordnete ihm neben anderen Medikamenten eine Infusion mit Kalium/Magnesium gegen Herzrhythmusstörungen. Ein Pfleger verabreichte ihm aber eine bei Blutwäschen eingesetzte Calciumchlorid Magnesiumchlorid-Infusion, weil diese in die falsche Lade eingeordnet war und er das Etikett nicht mehr kontrollierte.

Nachdem die Verwechslung entdeckt wurde, leitete der behandelnde Arzt eine erhöhte Harnausscheidung zur Senkung des erhöhten Kalziumwertes ein und kontaktierte mehrere Spezialisten. Doch der Zustand des Patienten verschlechterte sich zu einem Multiorganversagen. Der Hubschrauber flog ihn am Montag in das Wiener AKH, wie dessen Sprecherin mitteilte. Dort starb er am Dienstag auf einer Intensivstation.

Weitere Verdachtsfälle

Die Gespag will nicht ausschließen, dass es drei weitere, innerhalb einer Woche liegende Verdachtsfälle mit verabreichten falschen Infusionen gibt. Eine der betroffenen Patienten starb, zwei weitere haben keine Folgeschäden. An die Staatsanwaltschaft Steyr gingen zu allen Fällen Sachverhaltsdarstellungen, sie wird entsprechende Ermittlungen einleiten. Mit den Angehörigen des 61-Jährigen ist man in Kontakt. Eine Pfleger aus dem involvierten Personal ist beurlaubt, die anderen nicht freigestellt oder im Urlaub.

Als Sofortmaßnahme zur Verhinderung weiterer derartiger Vorfälle wurde bei Calciumchlorid Magnesiumchlorid auf kleinere Gebindegrößen umgestellt, um die Unterscheidbarkeit zu anderen Medikamenten zu verbessern. Außerdem wurden alle Gespag-Krankenhäuser über die Verwechslung informiert. Sie sollen alle Mitarbeiter auffordern, jedes Medikament intensiv zu prüfen, bevor es verabreicht wird.

Die Staatsanwaltschaft Steyr hat ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung eingeleitet, teilte Behördensprecherin Julia Rauscher mit. Auch eine Obduktion wurde angeordnet, ein Ergebnis liege aber noch nicht vor. Ermittelt werde einerseits gegen einen Mitarbeiter des Pflegepersonals, der dem 61-Jährigen die Infusion verabreicht haben soll, sowie gegen unbekannt. Mit den Erhebungen wurde das Landeskriminalamt Oberösterreich beauftragt.

(APA)

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