Kinder, Tiere, Katastrophenhilfe: Wofür Österreicher spenden

Österreicher spenden gerne für Kinder. Im Bild ein Bub aus der Republik Moldau, der von der Sozialorganisation Concordia Hilfe bekam.
Österreicher spenden gerne für Kinder. Im Bild ein Bub aus der Republik Moldau, der von der Sozialorganisation Concordia Hilfe bekam.Erich Kocina
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Insgesamt errechnet der Fundraising Verband Austria für das Jahr 2017 ein Spendenaufkommen von 630 Millionen Euro.

62 Prozent der Österreicher spenden - und das am liebsten für Kinder, Tiere und Katastrophenhilfe im Inland. Auf den vierten Platz in diesem Ranking sind Bettler und Obdachlose vorgestoßen. Im Durchschnitt stellt jeder Österreicher für wohltätige Zwecke 113 Euro im Jahr zur Verfügung. Im Bundesländervergleich sind die Oberösterreicher mit 126 Euro am großzügigsten. Schlusslicht sind die Wiener mit 99 Euro. Bei der Beteiligung liegen Niederösterreich und das Burgenland vorn, wo 74 Prozent der Bevölkerung spenden. Gespendet wird an Organisationen, für die man Sympathie hegt, aus Anteilnahme und wenn die Sicherheit besteht, dass die Spende zweckgerichtet ankommt.

Insgesamt spenden die Österreicher in diesem Jahr 630 Millionen Euro. Dieses vom Fundraising Verband Austria (FVA) errechnete Volumen bedeutet nach Jahren des Wachstums und dem Rekordwert von 640 Millionen Euro 2016 einen leichten Rückgang. Zurückgeführt wird das auf eine Verunsicherung der Spender durch die Neuregelung der Absetzbarkeit sowie weniger Aufrufe zu Flüchtlingshilfe und Elementarereignissen. Die Top drei der bedachten Organisationen sind das Rote Kreuz, die Caritas und SOS Kinderdorf.
Seit 1. Jänner müssen nicht mehr die Spender selbst ihre Spenden beim Finanzamt geltend machen, sondern die von ihnen bedachten Organisationen. Diese benötigen dafür den vollständigen Namen des Spenders laut Meldezettel und dessen Geburtsdatum - was vielleicht bei manchem Spender Unbehagen hervorruft. Für die Organisationen bedeute die Regelung einen enormen Verwaltungsaufwand, kritisierte FVA-Generalsekretär Günther Lutschinger bei der Präsentation des Spendenberichts 2017 am Mittwoch in Wien.

"Land der Kleinspender"

"Wir sind ein Land der Kleinspender. Was immer noch fehlt, ist ein Engagement der Vermögenden", konstatierte Lutschinger. Potenziellen Großspendern will sich das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) verstärkt zuwenden und habe zu diesem Zweck eine Stiftung gegründet, erklärte dessen Generalsekretär Werner Kerschbaum. Zwei Themen will man sich verstärkt zuwenden: Der Betreuung von Demenzkranken sowie von Pflichtschulabbrechern durch Lernhilfe. Derzeit werden 300 bis 400 junge Menschen in sogenannten Lernhäusern unterstützt. Diese Einrichtungen möchte man österreichweit installieren, dann könnten 3.000 junge Leute unterstützt werden.

Rund 6.500 Pflichtschulabbrecher gibt es jedes Jahr, "zukünftige Arbeitslose", wie Kerschbaum erklärte. Ein Betreuungsplatz koste 2.500 bis 3.000 Euro pro Jahr - weit weniger als ein Arbeitsloser, betonte der ÖRK-Generalsekretär. "Wir wollen daraus ein Mainstream-Thema machen", sagte Kerschbaum, der sich für die Zukunft eine Private-Public-Partnership vorstellt. Denn Spender könnten mit Recht einwenden, dass Schulbildung eine Aufgabe der öffentlichen Hand sei. "Wir sind mit der Politik im Gespräch", versicherte der ÖRK-Generalsekretär.

Wunsch: Absetzbarkeit auch für Bildung und Sport

An die Politik richtet sich auch eine Reihe von Forderungen des FVA. Wie in Deutschland und der Schweiz sollte die Absetzbarkeit von Spenden für sämtliche Bereiche der Gemeinnützigkeit gelten. Derzeit sind Bildung und Sport in Österreich nicht, Kunst und Kultur eingeschränkt begünstigt. Rechtsvorschriften für gemeinnützige Einrichtungen sollen vereinfacht werden. "Allein die Vereinsrichtlinie des Finanzministeriums umfasst 250 Seiten. In der letzten Legislaturperiode sind 100 Seiten dazugekommen", sagte Lutschinger. Für unbedingt notwendig erachtet der FVA-Geschäftsführer die Kest-Befreiung von gemeinnützigem Vermögen, um den Stiftungsstandort Österreich zu stärken.

Spendenaufkommen in Österreich
Spendenaufkommen in Österreich(c) APA

(APA)

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