Bakary J.: Mehr Schmerzengeld nach Gutachten?

Psychiater sieht andauernde Persönlichkeitsänderung.

Wien. Am 7. April 2006 ist der Gambier Bakary J. bei einem erfolglosen Abschiebeversuch von Wega-Beamten in einer Lagerhalle gefoltert worden. Die dadurch ausgelöste posttraumatische Belastungsstörung und Persönlichkeitsänderung wird den 44-Jährigen womöglich ein Leben lang begleiten. Das sagt Gerichtspsychiater Karl Dantendorfer in einem dem „Kurier“ vorliegenden neuen Gutachten.

Demnach ist eine „vollständige Wiederherstellung des Zustandes vor dem Vorfall vom 7. April 2006“ nicht erreichbar, die frühere körperliche Leistungsfähigkeit nicht mehr gegeben. In der Untersuchung sei herausgekommen, dass J. ständig das Gefühl habe, er sei in Gefahr.

Laut den Schätzungen des Psychiaters, was die Dauer der Schmerzensperiode angeht, käme man mit einem in Wien üblichen Schmerzengeldtarif auf 232.000 Euro. Eine endgültige Bemessung muss der Richter vornehmen und dabei auch die Lebensumstände berücksichtigen, heißt es im „Kurier“.

110.000 Euro bereits bezahlt

Die betroffenen Polizisten waren damals mit bedingten Strafen davongekommen. Erst sechs Jahre später wurden drei Beamte aus dem Dienst entfernt. Mehrere Sachverständige attestierten J. eine durch das Erlebnis ausgelöste schwere posttraumatische Belastungsstörung mit Panikattacken und Depression. Die Republik Österreich zahlte 110.000 Euro. Die Anwälte klagten weiteres Schmerzengeld ein. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Bakary Jassey wurde von Polizisten gefoltert. Nun hat er darüber geschrieben.
Wien

Erinnerung eines Folteropfers

Er wurde 2006 von Polizisten gefoltert und fast getötet. Nach mehr als zehn Jahren hat Bakary Jassey die Erinnerungen an sein Martyrium in Buchform gebracht. Ein Vorabdruck.
Bakary Jassey
Wien

„Mein Psychiater hat gesagt, dass das alles immer wiederkommen wird“

Noch heute leidet Bakary Jassey unter dem, was er durchlitten hat. Er hat Angst vor Angriffen, er begegnet Polizisten mit Misstrauen, und auch die körperlichen Folgen der Folter machen ihm zu schaffen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.