Föhnsturm mit 170 km/h: Zivilschutzalarm in Kärnten

Eine Luftaufnahme des vom Föhnsturm betroffenen Gebiets in Ferlach, Kärnten.
Eine Luftaufnahme des vom Föhnsturm betroffenen Gebiets in Ferlach, Kärnten.APA/LPD/BMI
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Die Bevölkerung wurde aufgefordert, die Häuser nur in dringenden Fällen zu verlassen. Auch in Salzburg und der Steiermark gab es zahlreiche Schäden.

Mit Windspitzen von über 170 km/h ist auch am Dienstag der Föhnsturm über weite Teile Österreichs hinweggefegt. Am stärksten betroffen war Kärnten. Im Bezirk Völkermarkt wurde der Zivilschutzalarm ausgelöst. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, die Häuser nur in dringenden Fällen zu verlassen, Kindergärten und Schulen blieben geschlossen.

Am Patscherkofel in Tirol hat die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Höchstgeschwindigkeiten von 176,4 km/h gemessen, am Sonnblick in Salzburg 166 km/h. Stürmisch war es auch auf der Rudolfshütte in Salzburg mit 165,2 km/h, am Semmering/Sonnwendstein in Niederösterreich mit 152,3 km/h und auf der Villacher Alpe in Kärnten 141,8 km/h.

5400 Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten

Nachdem in der Früh Zivilschutzalarm ausgegeben wurde, gab es in Kärnten am Nachmittag teilweise erste Entspannung nach dem heftigen Föhnsturm, der für Schäden an Gebäuden und Infrastruktur gesorgt hatte. "Erste Feuerwehren rücken ein, aber die meisten sind noch draußen", sagte Hermann Maier von der Landesalarm- und Warnzentrale zur APA. Rund 5.400 Haushalte waren noch von der Stromversorgung abgeschnitten. Betroffen war vor allem der Südkärntner Raum, das Rosental und die Karawanken.

Schäden auf der B82 zwischen Eberndorf und Miklauzhof (Gemeinden Eberndorf und Sittersdorf).
Schäden auf der B82 zwischen Eberndorf und Miklauzhof (Gemeinden Eberndorf und Sittersdorf).APA/LPD/ FF KÜHNSDORF

"Wir sind mit voller Mannschaft, mit rund 150 Mitarbeitern, im Einsatz", sagte Robert Schmaranz vom Netzbetrieb des Stromversorgers Kelag. Die Arbeiten verliefen aber zäh, weil die Störungen massiv und teilweise nur schwer erreichbar seien. "Aber es geht voran." Im Bereich der Drau werde man einige der Haushalte wohl noch heute wieder versorgen können.

Nach wie vor von der Außenwelt abgeschnitten war die abgelegene Gemeinde Zell-Pfarre (Bezirk Klagenfurt-Land). Nachdem ein Erkundungsflug hatte abgebrochen werden müssen, versuchte nun ein Trupp des Bundesheers dorthin zu gelangen. Das Bundesheer fliegt außerdem weitere Erkundungsflüge.

Schäden in der Steiermark

Der orkanartige Föhnsturm hat in der Steiermark vor allem in den Bezirken Leibnitz und Deutschlandsberg für beträchtliche Schäden gesorgt. Am Nachmittag waren noch mehr als 6.500 Haushalte im Raum Deutschlandsberg und Leibnitz ohne Strom. Insgesamt waren rund 1.000 Feuerwehrleute im Einsatz. Aufgrund des unwegsamen Geländes dürften am Abend noch nicht alle Hauser wieder mit Strom versorgt sein.

In den beiden steirischen Bezirken waren gegen Mittag noch etliche Häuser abgedeckt, umgestürzte Bäume blockierten die Straßen und Stromleitungen sowie -masten waren zerstört. Zur Unterstützung der rund 800 lokalen Feuerwehrleute wurden 200 Einsatzkräfte weiterer Katastrophenhilfsdienst-Einheiten aus fünf schwächer betroffenen Bezirken hinzugezogen. "Wir hoffen, dass bis zum Abend die wichtigsten Hauptverkehrsrouten wieder frei und die Häuser zugedeckt sind", schilderte Brandrat Volker Hanny, Sonderbeauftragter für den Katastrophenhilfsdienst im Landesfeuerwehrverband Steiermark. Die Reparaturarbeiten der Energie Steiermark gestalteten sich aufgrund des unwegsamen Geländes schwierig.

Windspitzen in Oesterreich
Windspitzen in OesterreichAPA

Das Bundesheer startete noch am Dienstag einen Assistenzeinsatz mit rund 60 Frauen und Männern in der Südweststeiermark. Im Bezirk Deutschlandsberg sind 40 Soldaten vom Baupionier- und Katastrophenhilfeeinsatzzug des Militärkommandos und im Bezirk Leibnitz 19 Soldaten der ABC-Abwehrkompanie Graz im Einsatz. Die Unterstützung von Soldaten ist vorerst für eine Woche geplant.

Dutzende Einsätze im Gasteinertal

In den Föhnstrichen in den Salzburger Gebirgsgauen hat der Sturm am Montag für teilweise schwere Schäden gesorgt. Besonders betroffen war das Gasteinertal, wo die Freiwillige Feuerwehr binnen zwölf Stunden zwei Dutzend Einsätze verzeichnete. Auf der gesperrten Straße ins Kötschachtal bei Bad Gastein wurde am Abend eine 68-jährige Frau aus Belgien schwer verletzt, als ein Baum auf ein Auto stürzte. Die Einsatzkräfte mussten sich erst einen Weg freischneiden, um zum Unfallauto zu kommen.

Die meisten Einsätze gab es in Salzburg wegen umgestürzter Bäume und abgetragener Dächer. Die ÖBB-Wetterstation am Feuersang bei Bad Gastein soll laut Medienberichten angeblich Sturmspitzen von bis zu 249 km/h verzeichnet haben - ein Wert, den Meteorologen allerdings skeptisch betrachten. Sturmschäden gab es auch im Lungau und im Pinzgau. Am Dienstagvormittag hatte sich die Lage aber wieder entspannt. Die Aufräumungsarbeiten waren so weit abgeschlossen, dass die Feuerwehren einrücken und die restlichen Tätigkeiten den örtlichen Bautrupps oder den Straßenmeistereien überlassen konnten.

Probleme mit Zugverkehr in Tirol

In Tirol sorgte der Föhnsturm Montagabend für Probleme im Zugverkehr. Orkanartige Böen hoben das Dach des Bahnhofs in Hall an, weswegen dieser bis auf Weiteres gesperrt werden musste. Während Einsatzkräfte der Feuerwehren das Dach sicherten, war auch der Zugverkehr in diesem Abschnitt aus Sicherheitsgründen unterbrochen. Die ÖBB richteten währenddessen einen Schienenersatzverkehr ein. Zudem ereigneten sich in der Nacht auf Dienstag mehrere Felsstürze auf Straßen. Unter anderem musste die Ötztal Straße (B186) nach einem Steinschlag gesperrt werden. Im Laufe des Vormittags konnte sie jedoch wieder freigegeben werden.

In Niederösterreich hat der Föhnsturm mit bis zu 100 km/h in der Nacht auf Dienstag für fast 100 Feuerwehreinsätze gesorgt. Vor allem Bäume, die auch in Leitungen gestürzt seien, mussten laut Franz Resperger vom Landeskommando beseitigt werden. Dem Sprecher zufolge rückten 85 Feuerwehren mit fast 900 Mann aus. Betroffene Bezirke seien Bruck a.d. Leitha, Mistelbach, Gänserndorf, Mödling und Tulln gewesen. Verletzte habe es nicht gegeben.

Stromausfall in Neulengbach

In Neulengbach (Bezirk St. Pölten) waren am Montagabend etwa 2.000 Haushalte kurzzeitig ohne Strom, teilte EVN-Sprecher Stefan Zach laut ORF Niederösterreich mit. In der Gegend um Alland und Heiligenkreuz (Bezirk Baden) waren 1.600 Haushalte etwa eine Stunde lang stromlos.

Die Landessicherheitszentrale Burgenland verzeichnete von Montagnachmittag bis Dienstagmittag 15 Feuerwehreinsätze aufgrund des Föhnsturms. Es handelte sich dabei um kleinere Einsätze, die vor allem das Nordburgenland betrafen. Verletzte wurden keine gemeldet.

In Siegendorf (Bezirk Eisenstadt Umgebung) musste am Montag aufgrund des Sturms die Bundesstraße 16 teilweise gesperrt werden, nachdem sich Teile des Daches der ehemaligen Zuckerfabrik gelöst hatten und auf die Straße gekracht waren. Laut Polizei bleibt die Sperre voraussichtlich bis morgen, Mittwoch, aufrecht. Eine örtliche Umleitung wurde eingerichtet.

Entstehung von Föhn
Entstehung von FöhnAPA

(APA)

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