Kriminalitätsstatistik: Weniger Einbrüche, mehr Getötete

Zahlen der Kriminalitätsstatistik
Zahlen der KriminalitätsstatistikDie Presse/Petra Winkler
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In Österreich werden weniger Autos gestohlen, dafür verlagert sich das Verbrechen ins Internet. Die Zahl der fremden Tatverdächtigen hat sich seit dem Jahr 2008 verdoppelt.

Wien. Die Kriminalität in Österreich ging erneut zurück. Das belegt die Kriminalitätsstatistik 2017, die wieder einen Rückgang der Anzeigen ausweist. Zumindest allgemein. Im Detail haben einzelne Delikte zum Teil aber stark zugenommen. Eine Erklärung in fünf Punkten.

Weniger Anzeigen

2017 verzeichnete Österreich die niedrigste Gesamtkriminalität in den vergangenen zehn Jahren. Insgesamt wurden 510.536 Delikte zur Anzeige gebracht – um rund 30.000 (5,1 Prozent) weniger als im Jahr davor. Erstmals erreichte die Polizei eine Aufklärungsquote von knapp über 50 Prozent. Die Gründe dafür sieht Michaela Kardeis, Generaldirektorin für die öffentliche Sicherheit, in den Maßnahmen. So hätte die Polizei etwa mehr Präsenz gezeigt, mehr Kontrollen durchgeführt und die forensische Arbeit ausgebaut. Dadurch gab es bei der Spurensuche mehr Treffer. Auch die Bürgerbeteiligung sei wichtig. Bei Einbrüchen hätten engagierte Nachbarn häufiger Diebe behindert.

Kaum gestohlene Autos

Das viel zitierte „subjektive Sicherheitsgefühl“ wird durch fünf große Deliktsgruppen beeinflusst: Einbrüche, Kfz-Diebstahl, Gewalt, Cybercrime und Wirtschaftskriminalität. Die Anzeigen in den ersten drei Gruppen waren 2017 rückläufig. Bei den Einbrüchen gab es im Vorjahr mit 11.802 Fällen einen historischen Tiefstand. Kfz-Diebstähle gab es im Vorjahr 2658. Zum Vergleich: Im Jahr 2009 wurden noch dreimal so viele Fahrzeuge gestohlen. Auch bei den Gewaltdelikten gab es einen Rückgang um 2,4 Prozent auf 42.079 Anzeigen. Im Detail nahmen die Tötungsdelikte aber auf 54 Fälle zu. Neun von zehn Tätern wurden ausgeforscht. Der Tiefstand im Jahr 2014 lag bei 38 Toten. Auch die Straftaten mit Hieb- und Stichwaffen (1060 Fälle) nahmen im Vergleich zu 2016 ab. Vergleicht man die Zahlen mit 2008 (272 Fälle), haben Messerattacken trotzdem deutlich zugenommen.

Problem Internet

Von den fünf großen Deliktsgruppen ist die Internetkriminalität auch heuer wieder mit Abstand am meisten gestiegen – um rund 30 Prozent. Delikte verschieben sich ins Internet, so das Bundeskriminalamt (BKA). So seien bei Sexualstraftaten etwa nicht die Fälle mit physischer Gewalt gestiegen, wohl aber jene, die internetbasiert stattgefunden hätten, erklärte BKA-Direktor Franz Lang. Neben IT-Delikten wie Hacking oder Datenmissbrauch stieg die Zahl der Anzeigen bei Internetbetrug, Cybermobbing und Kinderpornografie.

Mehr Sexualstraftaten

Während die Zahl bei Gewaltdelikten allgemein zurückgegangen ist, sind Sexualstraftaten um 0,7 Prozent angestiegen. Das habe damit dazu tun, dass neue Strafbestände wie der „Pograpsch-Paragraf“ dazugekommen seien, sagte Lang. Die Täter sind meist bekannt. In zwei Drittel der Gewalttaten kannten Täter und Opfer einander.

Fremde als Täter

Sieht man sich alle Verdächtigen an, so gab es auch im Jahr 2017 mehr inländische als fremde Tatverdächtige (60 zu 40 Prozent, insgesamt 270.630 Verdächtige). Österreichweit beträgt der Ausländeranteil 15 Prozent. In manchen Bereichen dominieren fremde Täter. So werden laut BKA-Chef Lang 81 Prozent der Wohnungseinbrüche von Fremden begangen, vor allem von Rumänen. Auch beim Kfz-Diebstahl sind 71 Prozent der Straftäter Fremde, viele von ihnen Serben. Die Zahl der tatverdächtigen Asylwerber nahm hingegen nach einem großen Anstieg im Jahr 2016 nun auf 20.146 ab. Hier führen die Afghanen mit 5.850 Tatverdächtigen. Innenminister Herbert Kickl argumentiert den Rückgang der tatverdächtigen Asylwerber mit dem Rückgang der Asylzahlen. Bei Sexualdelikten gab es mehr heimische Täter. Sieht man sich insgesamt die Zahl der Fremden Tatverdächtigen an, hat sich diese seit 2008 verdoppelt. Bei Inländern war der Anstieg deutlich geringer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2018)

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