Stadtflucht

Zur Marillenblüte! In die Wachau!

Blick über die Donau auf Dürnstein: Am Südufer stehen die Marillenbäume derzeit in Vollblüte.
Blick über die Donau auf Dürnstein: Am Südufer stehen die Marillenbäume derzeit in Vollblüte.(c) Clemens Fabry
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Derzeit stehen die Bäume der Wachau in Vollblüte: ein Naturschauspiel, das intensiv vermarktet wird und viele Wanderer, Radfahrer und Touristen anzieht. Wer diese Kulisse nicht verpassen will, sollte sich allerdings beeilen.

Wer den Begriff „Marillenblüte“ googelt, bekommt seitenweise nur Vorschläge von Websiten, die sich auf die Wachau beziehen. Natürlich blühen derzeit auch anderswo in Österreich die Marillenbäume, aber keine andere Region versteht es, dies so geschickt zu vermarkten wie die Wachau: Websites, Blogs, ja sogar eine Webcam, über die man live den Blütenstand beobachten kann, finden sich im Internet.

Ein Blick durch die Webcam wird dem, was sich derzeit in der Wachau den Besuchern bietet, allerdings nicht gerecht: Zehntausende Bäume – angeblich sogar 100.000 – am Nord- und Südufer der Wachau stehen derzeit in Vollblüte: Viel schöner als während dieser kurzen Phase (die je nach Wetterentwicklung auch schnell wieder vorbei sein kann), da sind sich wohl die meisten Besucher einig, präsentiert sich die Wachau wohl zu keiner anderen Jahreszeit.

Man darf also durchaus von einem Naturschauspiel sprechen – und wie das so ist bei Dingen, die nur kurz zur Verfügung stehen: Sie sind unglaublich beliebt. Dementsprechend viel ist derzeit in der Wachau los, an den Wochenenden muss, wer mit dem Auto kommt, mit einem nur trägen Vorankommen auf den Straßen rechnen.

Viele Wege. Unter der Woche freilich ist der Andrang angenehm überschaubar, ein Spaziergang auf einer der vielen Strecken, auf denen man immer wieder an Marillenbäumen vorbeikommt, idyllisch und erholsam: Die Vögel singen, so viele verschiedene Arten, wie man sie selten hört, die Sonne scheint – ein Sonnenschutz kann nicht schaden, man geht fast immer in der prallen Sonne –, die weiß-rosa Blüten wirken, gerade, wenn man aus der Großstadt hierherkommt (in der natürlich auch gerade allerlei blüht), wie eine Wohltat für das Auge.

Wo aber starten? Dafür gibt es viele Möglichkeiten, der Marillenbaumbestand beginnt in Krems und erstreckt sich in Richtung Westen praktisch über die ganze Wachau. Am Nordufer finden sich weitläufige Marillengärten zwischen Spitz und Willendorf. In Krems-Angern gibt es den 4,5 Kilometer langen Marillen-Erlebnisweg (Start beim Weinhof Aufreiter), der durch viele alte Marillengärten führt.

Auch am Südufer gibt es mehrere Routen, die an vielen schönen Marillen- (und noch recht kahlen Wein-)Gärten vorbeiführen. Ein guter Ausgangspunkt sind die Orte Rossatz und Rossatzbach, durch die die sogenannten Marillenmeile Ost führt. Gekennzeichnet sind diese Routen der Marillenmeile – weitere Ortschaften, in denen man starten kann, sind etwa St. Johann oder Oberarnsdorf (Marillenmeile West). Alle sieben Routen der Marillenmeile sind mit kleinen gelben Wegweisern ausgeschildert, die man allerdings nicht immer gleich findet. Aber egal: Wer durch einen der Orte fährt oder geht, gelangt fast zwangsläufig rasch auf eine der Routen – oder entdeckt das Zartrosa der Blüten sowieso auch ohne Wegweiser. Schön sind die Wege alle, einfach losmarschieren!

Wobei „marschieren“ übertrieben ist: Es sind angenehme, fast durchgehend flache Wege, die man auch mit wenig Kondition gut bewältigen kann. Umso mehr erstaunt es, dass mancher Spaziergänger, dem man hier begegnet, mit festen Bergschuhen und Outdoor-Gewand unterwegs sind, als würde er gleich einen Dreitausender besteigen. Viele haben auch ihre Räder mitgebracht, auch für eine Radtour eignet sich die Marillenmeile bestens, durch die auch der Donauradweg führt.

Die blühenden, kurzstämmigen Marillenbäume kann man auf den Spaziergängen aber nicht durchgehend betrachten: Immer wieder sind sie unterbrochen von anderen Obstbäumen oder Weingärten. Dann wieder taucht man minutenlang in das Blütenmeer ein und beobachtet dabei Touristen, die die einzelnen Blüten sehr ausdauernd mit ihren Videokameras filmisch festhalten. Gute Fotomöglichkeiten findet man hier jedenfalls zahlreiche.

Mit der Wachaubahn. Man kann die Marillenblüte aber auch bequem aus dem Busfenster beobachten: Die Busse WL1 und WL2 befahren das Nordufer der Donau im Stundentakt, entlang des Südufers sind sie alle zwei Stunden unterwegs, zusteigen kann man in Krems oder Melk. Überhaupt empfiehlt sich am Wochenende die öffentliche Anreise. Mit dem Zug kommt man aus Wien vom Franz-Josefs-Bahnhof rasch nach Melk oder Krems. An den Wochenenden verkehrt zudem die Wachaubahn zwischen Krems und Melk, die ob ihrer erhöhten Trasse durch Weingärten und entlang alter Gemäuer schöne Blicke auf die Wachau (und nicht nur auf die Marillenbäume) ermöglicht. (Heute, Sonntag, ist die Strecke allerdings noch teils gesperrt und hält nicht in allen Orten, Infos: www.wauchaubahn.at)

Wer die blühenden Bäume heuer noch erleben will, muss schnell sein: Wegen der warmen Temperaturen wird die Blütezeit heuer eine eher kurze sein. Am längsten werden die Bäume im Spitzer Graben – zwischen Spitz und Mühldorf – blühen, auch rund um Aggstein ist die Vollblüte noch nicht erreicht. Auf der Website www.marillenbluete.at wird der Blütenstand laufend aktualisiert.

Wer die Marillenblüte versäumt und nicht nur zum Wandern in die Wachau kommen will, kann sich schon folgende Termine vormerken: Am 5. und 6. Mai findet der Wachauer Weinfrühling statt, bei dem man bei unzähligen Winzern den Jahrgang 2017 verkosten kann. Und im Sommer (20. bis 23. Juli) werden in Spitz dann kollektiv jene Früchte verspeist (oder in Schnapsform getrunken), deren Bäume gerade blühen: Beim großen Marillenkirtag nämlich. Infos: www.marillenbluete.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2018)

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