Prozess: Sechs Jahre Haft für Finanzjongleur Rydl

(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Er habe Österreich möglichst viel Steuergeld abknöpfen wollen, erklärte Werner Rydl dem Richter.

WIEN.Schon Ende der 80er-Jahre hatte der Wiener Kaufmann Werner Rydl (52, Eigendefinition „Impresario“) erklärt, er werde in Österreich keine Steuern mehr zahlen. Wie konsequent er an der Erreichung dieses Zieles arbeiten würde, war damals nicht absehbar. Gestern stand der später nach Brasilien ausgewanderte und im September 2009 gewaltsam nach Österreich zurückgeholte Finanzjongleur in Wien vor Gericht: sechs Jahre Haft. Allerdings wegen schweren Betruges. Die Steuerfälle wurden nicht verhandelt.

Staatsanwalt Volkert Sackmann ist schwerere Aufgaben gewohnt. Ein Angeklagter, der angibt: „Mein Verhalten schreit nach Bestrafung“, ist selten. Und doch sind die sechs Jahre Haft nicht in Rydls Sinn. Er forderte mehrmals „die Höchststrafe“. Und die liegt bei zehn Jahren. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Rechtskräftig ist die Strafe nicht. Der Ankläger erbat drei Tage Bedenkzeit.

Warengeschäfte, vorbei am Fiskus

In Sachen Steuerhinterziehung durfte Rydl kein Vorwurf gemacht werden, da dies als Auslieferungsgrund von Brasilien nicht akzeptiert wurde. Um sagenhafte 116 Mio. Euro soll der „Impresario“ die Finanz bisher gebracht haben.

Nun ging es um Warengeschäfte (unter anderem wurde Parfumöl um die halben Welt geschickt), bei denen Rydl österreichische Exporteure über die Möglichkeit von Umsatzsteuer-Rückforderungen täuschte und damit auch um 2,5 Mio. Euro schädigte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.